AlUla – Eindrücke und Erlebnisse (4. und letzter Teil)
Kaum zu glauben, dass dies erst und gleichzeitig schon unser fünfter Tag in AlUla ist. Erst, denn wir haben in der kurzen Zeit so viel erlebt, dass wir das Gefühl haben, mindestens schon zwei Wochen hier zu sein. Schon, denn die Zeit ist wie im Flug vergangen.
Der fünfte Tag ist gleichzeitig unser letzter Tag vor Ort. Für mich heißt es bereits am Nachmittag “Rückflug”, Pavel und Miho fliegen nach Spanien zurück und ihre Flüge werden erst am Abend AlUla verlassen. Bis dahin gibt es aber noch einmal ein bisschen was zu erleben. Der Tag startet für uns heute ein bisschen später, denn wir müssen noch packen und unser Programm fängt etwas später an, denn wir werden erst einmal eine Schule besuchen. Während Julia und ich zusammen mit unseren Fahrern auf Pavel und Miho warten, “plaudern” wir mit den beiden arabischen Männern. Plaudern ist übertrieben, denn sie sprechen nur wenig Englisch. Trotzdem versteht man sich mit einigen wenigen Wörtern und Handzeichen sehr gut. Von Ali wissen wir, dass er verheiratet ist und zwei Kinder hat, seine Tochter ist zwei und sein Sohn erst wenige Monate alt. Stolz hat er uns Fotos auf dem Handy gezeigt. Julia fragt Ali, ob er denn eine zweite Frau hat oder haben möchte, schließlich ist das ja erlaubt. Ali antwortet mit einer eindeutigen Geste und einem entrüsteten “No”, seine Geste zeigt uns dass er eine zweite Frau für Selbstmord hält. 😉 Ein Gespräch mit Suleyman zu diesem Thema im Verlauf der letzten Tage war sehr interessant. Er berichtete, dass heute die meisten Männer mehreren Ehefrauen kritisch gegenüber stehen. Vielleicht hat es auch ein bisschen mit der Vorstellung von Treue und Liebe zu tun, aber im Vordergrund steht wohl, dass man in Saudi-Arabien seine Ehefrauen gleich zu behandeln hat. Schenkt man also Frau Nummer 1 einen Fernseher, muss man Frau Nummer 2 ebenfalls einen Fernseher schenken. Das gleiche gilt für die Zeit, denn man muss mit allen Frauen gleichviel Zeit verbringen. Dass das anstrengend und vor allem finanziell nicht einfach zu stemmen ist, versteht sich von selbst.
Neugierig wie ich bin, frage ich auch gleich nach den Frauen und ob es Frauen gibt, die gerne Zweitfrau wären. Er erzählt von einer Cousine, die Ärztin ist, sehr in ihrem Beruf aufgeht und stark eingespannt ist. Sie möchte am liebsten eine Zweitfrau sein, weil sie für einen Ehemann, der sich nur auf sie fokussiert, “nicht genügend Zeit hat”. Außerdem möchte sie keine Kinder und oft ist es wohl bei mehreren Frauen so, dass der Mann nur mit einer Ehefrau die Kinder bekommt. Wäre sie Zweitfrau, könnte der Mann immer noch Kinder haben. Er erzählt auch, dass manchmal die beiden Frauen eines Mannes beste Freundinnen sind – so auch in seiner großen Familie. Ich frage gleich weiter, ob es auch Frauen gibt, die nicht heiraten wollen und was die Gesellschaft dazu sagen würde. Er erzählt gleich von einer Tante, die bereits im hohen Alter ist und nie geheiratet hat, weil sie das nicht wollte. Im Übrigen darf niemand einfach verheiratet werden, die Frau hat immer das Recht einen Antrag abzulehnen und niemand kann sie dazu zwingen, ja zu sagen. Insgesamt scheint es, als ob die Frauen in der Familie und der Gesellschaft sehr geachtet werden, dazu passt auch der Eindruck, dass sie einem sehr offen und freundlich in die Augen schauen.
Unseren Besuch in der Schule hat Suleyman für uns arrangiert und so dürfen wir mit unseren Kameras bewaffnet das Gebäude betreten. Am Eingang scannt ein Mitarbeiter unsere Körpertemperatur und prüft, dass wir auch ja kein Fieber haben und somit vermutlich Corona-frei sind. Und schon stehen wir im Gebäude, werden von einem freundlichen Mitarbeiter in Empfang genommen, der uns über die Schule einiges erzählt. Bereits im Flur stehen Töpferwaren dekorativ aufgebaut, denn wir sind nicht in einer normalen Schule. Vergleichbar ist diese hier vielleicht mit einer Volkshochschule bei uns, denn hier können Menschen jeden Alters hinkommen. Das Gebäude selbst existiert schon einige Jahrzehnte, stand aber auch länger leer und wird nun seit einigen Jahren genutzt, um vorwiegend Erwachsene zu bilden. Allerdings nicht in klassischen Schulfächern, sondern was hier vermittelt wird sind alte kunsthandwerkliche Fertigkeiten: Töpfern, Sticken, Schmuckherstellung, Wolle färben und verarbeiten, Malen, Palmzweige flechten. Diese Handwerkskunst und die Darstellung von traditionellen Motiven sollen hier gefördert werden und wir erfahren, dass bereits mehrere ehemalige Schüler (vorwiegend Schülerinnen!) sich mit kunsthandwerklichen Geschäften in der Altstadt selbstständig gemacht haben. Was hier hergestellt wird, wird auch in den Souvenirshops an den Kulturstätten verkauft. So wird alles ein Stück weit refinanziert und kommt der Allgemeinheit zu Gute. Es zeigt zudem, dass AlUla am nachhaltigen Tourismus interessiert ist, der der lokalen Bevölkerung ebenfalls positive Effekte beschert. Bei unserem Besuch bestellt Julia gleich ein Schmuckarmband, das sie nächste Woche abholen möchte, denn sie bliebt ja noch ein paar Tage länger als wir. Im Stickraum unterhalte ich mich länger mit der Lehrerin, die ursprünglich nicht aus AlUla kommt und nach einiger Zeit “Online-Unterricht” aufgrund von Corona nun seit ein paar Wochen hier ist. Sie erzählt davon, dass sie ihren Schülern beibringt, wie man Wolle mit natürlichen Rohstoffen färbt und dann vollständig weiterverarbeitet. Wir sind beeindruckt von der Vielfalt und um so mehr davon, welches theoretische Wissen und künstlerischem Grundverständnis, Farbenlehre etc. vermittelt wird. Für jede Stufe der Verarbeitung sind zwischen mehreren Tagen und Wochen Zeit im Unterrichtsplan reserviert und inzwischen sitzt ihre Gruppe nach der Theorie, dem Färben und Spinnen der Garne beim Sticken.
Im Anschluss an unseren Besuch in der Schule fahren wir nach Dadan, wo wir zur Begrüßung erst einmal wieder arabischen Kaffee und Datteln in einem modernen Besucherzentrum bekommen. Dadan ist die frühere Hauptstadt der Königreiche Dadan und Lihyan. Die sorgfältig aus Stein errichtete Stadt an der Oase des Tals stammt aus dem späten 9. und frühen 8. Jahrhundert v. Chr. (Königreich Dadan) bzw. dem 5. bis 2. Jahrhundert v. Chr. (Königreich Lihyan). Dadan war in seiner frühen Phase “eines der wichtigsten Karawanenzentren in Nordarabien” und wird bereits im Alten Testament erwähnt. Das lihyanitische Königreich war eines der größten seiner Zeit, das sich von Medina im Süden bis nach Akaba im Norden des heutigen Jordaniens erstreckte.
An dieser Stätte, an denen die Menschen, die uns heute hier herumführen und alles erklären, in ihrer Kindheit noch mit den Familien zum Picknicken und Spielen hergekommen sind, graben nun Archäologen aus Frankreich und Saudi-Arabien die Überreste der alten Zivilisation aus, um diese näher zu erforschen. Das Gebiet ist riesig und tatsächlich soll schon in wenigen Monaten die Ausgrabung abgeschlossen sein, was wir uns gar nicht vorstellen können, zumal gerade niemand bei der Arbeit ist. Auch hier gibt es neben den Mauern alter Häuser diverse Grabhöhlen in den Felsen und wer Zeit für einen ausführlichen Rundgang im Rahmen einer Führung hat, bekommt hier viel Hintergrundwissen vermittelt. Leider bleibt uns zu wenig Zeit, sodass wir nicht alles ansehen können.
Auf der Fahrt zur nächsten Attraktion, dem “Twitter” der Vergangenheit, kommen wir an einer Tankstelle vorbei und ich stelle fest, dass hier das Benzin keine 0,50 € kostet. Tja, davon sind wir zur Zeit wohl sehr weit weg!
Auch an unserer nächsten Kulturstätte, Jabal Ikmah, empfängt uns das schicke neue Besucherzentrum mit arabischem Kaffee und Datteln, was dafür sorgt, dass man sich gleich sehr willkommen fühlt. Mit einer Führerin geht es nun den kurzen Weg in Richtung Felsen. Im gesamten AlUla-Tal finden sich Tausende von Inschriften auf Aramäisch, Dadanitisch, Thamudisch, Minaisch und Nabatäisch. Tausende von vorarabischen Inschriften an zahlreichen Stätten machen AlUla zu einem wichtigen Ort für das Studium der arabischen Sprache. Es gibt keinen bedeutsameren Ort als Jabal Ikmah, wo sich die größte Konzentration und Vielfalt an Inschriften in AlUla befindet. Die ältesten Inschriften stammen aus dem Jahr 644 n. Chr.. Sie erzählen vom Leben in vergangenen Zeiten, sowohl was die Arbeit angeht als auch in Bezug auf Politik, Religion und das soziale Miteinander. Die meisten Inschriften sind in Dadanisch verfasst, ein Alphabet mit 28 Buchstaben, das von rechts nach links geschrieben wurde. Dieser Ort ist mal wieder beeindruckend und nur zu gerne würde ich Mäuschen spielen und in die Vergangenheit linsen können um einen besseren Eindruck aus früheren Zeiten zu gewinnen. Man erkennt unterschiedliche Schriften und Stile, nur lesen können wir selbst leider nichts davon.
Zum Mittagessen geht es noch einmal in die Altstadt von AlUla und in ein Restaurant mit lokaler Küche, in der alles ganz frisch zubereitet wird. Wir sitzen auf einer schattigen Dachterrasse im verwinkelten Gebäude und erfreuen uns erneut an ausgesprochen leckerem Essen. Wie immer bestellt Suleyman zu viel für uns alle, denn er möchte dass wir alles probieren – das kennen wir ja schon und seine Gastfreundschaft und die kulinarischen Genüsse vermissen wir zu Hause ganz sicher! Leider heißt es für mich nach dem Essen Abschied nehmen, denn ich muss zum Flughafen. Mein Flug geht am Nachmittag und obwohl Suleyman meint, niemand in AlUla würde mehr als 10 Minuten vor Abflug zum Flughafen kommen, lasse ich mich auf dieses Experiment nicht ein. Auch wenn er mir versichert, dass er jemanden von der Flughafenleitung kennt und den zur Not anrufen würde. Er kennt halt so gut wie jeden hier und kann alles mögliche organisieren, aber ob er wirklich für mich ein Flugzeug aufhalten kann?! Ich bin lieber rechtzeitig etwa anderthalb Stunden vor Abflug am Flughafen. Auf dem Weg dorthin sehe ich außerhalb der Stadt an diesem sehr windigen Tag noch meinen ersten kleinen Sandsturm, kann aber leider keine Bilder davon machen, denn die Zeit drängt.
Das kleine, gemütliche Terminal ist nun etwas belebter als mitten in der Nacht. Trotzdem bin ich schnell eingecheckt und mein Gepäck hat schon gleich die Tags bis Frankfurt bekommen. Eine Stunde später sitze ich auch schon im Flieger, zwischen einem Geschäftsmann und einer vermutlich britischen Reiseleiterin, die offensichtlich irgendwelche Gruppen in Riad abholen muss, was sie mit einem anderen Passagier auf der anderen Seite des Ganges bespricht. Ein letzter Blick von oben und so schnell sind 5 Tage in AlUla um und ich befinde mich auf dem Weg von AlUla über Riadh und Paris nach Frankfurt.
Diese Reise hat mich sehr beeindruckt. Natürlich stellt man sich im Vorfeld die Frage, wie es denn wohl in Saudi-Arabien sein wird und man hat eine vage Vorstellung von dem, was einen erwartet. Unterm Strich kann ich nur sagen, dass mich das Land und die Region in allem positiv überrascht haben und selbst die als grandios erwartete Landschaft noch grandioser war. Was ich mitnehme ist die Erinnerung an extrem freundliche und offene Menschen, faszinierende Landschaft, spannende Kulturstätten, hervorragendes Essen und viele tolle Erlebnisse. Ich kann nur empfehlen, selbst nach AlUla zu reisen und sich ein Bild davon zu machen. Und zwar am besten jetzt und nicht erst in 5-10 Jahren, denn jetzt ist alles noch relativ ursprünglich. Ich bin auch beeindruckt von der geplant nachhaltigen Tourismus-Entwicklung, das klingt alles wirklich durch- und bedacht und ich hoffe sehr, dass es so umgesetzt wird/werden kann, wie geplant. Doch auch eine vorsichtige Tourismusentwicklung, die zudem die lokale Bevölkerung mit einbezieht und fördert, wird zu Veränderungen führen, die sicher in den nächsten Jahren zu beobachten sind. Ich bin sehr dankbar, dass ich jetzt reisen durfte und hoffe, ich kann irgendwann mit mehr Zeit nach AlUla zurück kehren!
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AlUla – Eindrücke und Erlebnisse (Teil 3)
Unser vierter Tag startet mit einem Besuch im Sharaan Nature Reserve um 8 Uhr morgens. Das Reservat ist 1500 m² groß und hier wird der Schutz der Natur besonders groß geschrieben. Es beherbergt neben einigen Vogelarten auch arabische Wölfe und Gazellen, besonders stolz sind unsere Ranger auf das Wiederansiedlungsprojekt der Ibex Gazellen, die wir heute hoffentlich zu sehen bekommen.
Um das Reservat zu erkunden, steigen wir in die Fahrzeuge der Ranger dort um, von denen leider nur einer ein bisschen Englisch spricht. Dafür aber ist er ganz redselig und will vor allem wissen, wie es uns in AlUla gefällt. Als ich sage, dass ich gerne wieder kommen würde, bietet er mir quasi direkt das Apartment seines Freundes an, das über zwei Schlafzimmer und zwei Badezimmer verfügt und das dieser z.B. an Touristen vermietet. In AlUla scheint sich also auch bei der Möglichkeit, Privatunterkünfte zu mieten, einiges zu tun.
Durch das Reservat führen unbefestigte Pisten und wir machen uns auf, die Natur zu erkunden. Viele Tiere sehen wir nicht, so viel schon mal vorab. Wir hören ein paar Vögel (vor allem Krähen) und sehen immer wieder einige Käfer über den Boden krabbeln, wenn wir gerade einen Stopp einlegen. Immer wieder halten wir an, weil die Landschaft so grandios ist und wir aus dem Auto springen, um den Verschluss der Kamera klicken zu lassen. An einigen Stellen ist der Boden steinhart und ausgedörrt mit den typischen Trockenrissen. An anderen Stellen ist es sandig bis so pudrig feinsanding, dass sich dieser feine Staub überall absetzt. Immer wieder müssen wir das Objektiv putzen, aber trotzdem schleichen sich Staubpartikel auf die Linsen. Die Szenerie ist mal wieder vielfältig ockerfarben (“50 Shades of Ocker”), dazu der blaue Himmel, der einen wunderbaren Farbkontrast darstellt. Wir sind im Fotografenhimmel – erst recht als unsere Guides mit uns durch einen schmalen Canyon fahren, durch den die Autos gerade so durchpassen. Da fahren wir dann auch gleich zweimal durch, es muss ja alles noch einmal perfekt für die Nachwelt festgehalten werden!
Im Reservat stoßen wir wieder auf uralte Felszeichnungen, die uns bewusst machen, wie lange diese Gegend schon besiedelt ist. Mit Sicherheit wäre es sehr spannend, sich hier überall in Ruhe umsehen und fotografieren zu können. Leider ist unsere Tour nach Saudi-Arabien insgesamt so kurz, dass uns nicht die Zeit bleibt, einzelne Locations noch einmal zu perfekten Tageszeiten zu besuchen, oder hier im Reservat mehr Zeit zu verbringen. 3-4 Stunden lang fahren wir kreuz und quer umher, immer auf der Suche nach den Ibex Gazellen. Mehr als ihre recht frischen Fährten und den Anblick der Ecke, wo sie sich gestern noch aufgehalten haben, bekommen wir aber nicht zu sehen. Ich stelle irgendwann die Frage, wie viele Ibex-Gazellen sie denn haben und bekomme die überraschende Antwort: 4. Naja, auf 1500 m² 4 Gazellen in knapp 4 Stunden zu finden, da weiß der Naturfotograf in mir, dass das schon außergewöhnliches Glück sein muss! Wir haben es heute jedenfalls nicht, aber sind deswegen nicht traurig, die Landschaft ist einfach grandios. Nach einem arabischen Kaffee zum Abschied geht es für uns dann schon wieder weiter.
Mittag essen wir in der Altstadt von AlUla und Suleyman bestellt mal wieder viel zu viel für uns alle von der Speisekarte, die viele lokale Spezialitäten enthält. Daher lässt er gleich ein paar Gerichte einpacken, um sie an Bedürftige (oder die Kollegen im Büro?) weiterzugeben. Er erzählt uns, dass in allen Restaurants abends die Reste des Tages abgeholt und an Menschen verteilt werden, die sich dies nicht leisten können. Super Lösung, die gleich unser schlechtes Gewissen erleichtert, weil wir nicht alles aufessen können. Dass es wieder unglaublich lecker war, muss ich nicht extra erwähnen. 😉
Am frühen Nachmittag ist Arbeit für uns angesagt. In der Oase, wo es ja wie bereits erwähnt viele alte Mauern und Überreste früherer Besiedlung gibt, sollen wir lernen, wie man Lehmziegel herstellt und die Mauern repariert. Das ist ein ebenfalls relativ neues Angebot in AlUla, bei dem Touristen nicht nur uraltes Wissen vermittelt bekommen, sondern auch dazu beitragen, die Siedlungsüberreste wieder aufzubauen und neue Anlaufstellen zu schaffen. Natürlich nicht überall, denn die meisten Restaurationen bleiben den Profis überlassen. Schließlich soll vieles in AlUla zukünftig ebenfalls noch wichtige Kulturstätte und gerne Weltkulturerbe werden, da dürfen wir “Pfuscher” nicht ran. 😉 Schnell ist klar, dass wir nicht alle im Lehm matschen können, mindestens einer muss ja dokumentieren, was wir tun. Pavel meldet sich “freiwillig” für die Dokumentation, Julia, Miho und ich dürfen matschen. Wobei Miho später erst zu seinem Glück von uns Frauen gezwungen wird, denn zunächst legt er die Kamera nicht aus den Händen. Der Lehm für die “Bauarbeiten” stammt aus der Umgebung und wird über einige Tage hinweg mit Wasser vermischt und immer wieder traditionell mit den Füßen durchgeknetet. Hat er dann die richtige Konsistenz, werden kleine Portionen mit Stroh und etwas Wasser vermischt und in vorher gut angefeuchtete Holzformen für die Ziegel umgefüllt. Am Ende streicht man alles oben mit noch etwas Wasser glatt, verdichtet das ganze durch Schütteln und zieht die Ziegelform nach oben weg. Fertig ist der perfekte Ziegel, den wir noch mit einem Stock beschriften dürfen (was man später nicht sehen wird, da wir erstens die Oberseite des Ziegels beschriften und zweitens die Mauer hinterher noch “verputzt” wird – nett ist es trotzdem zu wissen, dass irgendwo später ein Ziegel mit P+A in der Mauer eingebaut wird). Diese Ziegel müssen nun mehrere Tage bis Wochen in der Sonne trocknen.
Nun geht es an die Mauer, wo wir lernen, dass aus der gleichen, dieses Mal nur leicht feuchter angerührten Mischung der Mörtel entsteht. Diesen klatschen wir auf einen angefangenen Mauerteil, richten darauf einen bereits getrockneten Ziegel aus und verputzen das ganze. Es ist ein bisschen wie Kuchen backen und Torten schichten: im Lehmteig herum matschen und dann alles perfekt ausrichten. Ich glaube, Julia und ich schlagen uns ganz ordentlich. Miho und Pavel filmen alles weiterhin, aber für den dritten Teil zwingen wir “erschöpften” Damen Miho zum Mitmachen. Die Mauer ein Stück weiter ist nämlich bereits durchgetrocknet und nun muss sie mit der nochmal flüssigeren Mischung verputzt werden. Alles ist Handarbeit und wird es auch bleiben, schließlich soll in diesem Teil alles fachgerecht und ursprünglich restauriert werden. Die Wände müssen übrigens regelmäßig alle paar Jahre wieder verputzt werden, damit keine Schäden entstehen. Es bilden sich schnell mal Risse und man kann sich vorstellen, dass ein ordentlicher Regenschauer Wände durchweichen und Teile des Putzes wegspülen kann. Regen hat es übrigens im letzten Jahr hier einigen gegeben, Suleyman hat uns Fotos gezeigt, auf denen die Wüste voll erblüht ist. Dieses Jahr ist dagegen bisher sehr trocken.
Als letzter Schritt kommt nun der eigentlich erste Schritt dran: Wir dürfen mit den Füßen den Lehm kneten. Julia und ich sind sofort Feuer und Flamme, ziehen die Schuhe aus und begeben uns in den Matsch. Es ist ein bisschen wie das Zermatschen von Weintrauben zur Weinlese (nein, das habe ich noch nicht ausprobiert!) oder aber das Waten durch den Schlick im Wattenmeer (darin habe ich einige Erfahrung!). Anstrengend, aber lustig! Aus offensichtlichen Gründen habe ich keine eigenen Fotos, bin mir aber sicher, Pavel und Miho werden diesen Teil der Frauenarbeit in der Multivision am Samstag Abend zeigen. 😉
Nach dem Abspülen der Füße erfrischen wir uns noch mit der bereitgestellten Zitronenlimonade und machen uns auf dem Weg zu unseren Fahrern, die uns zurück ins Hotel fahren. Wir haben nun wieder einen kleinen Moment Pause, bevor wir uns für den Abend schick machen.
Zum Sonnenuntergang geht es noch einmal zum Aussichtspunkt “Harrat”, an dem sich auch das Restaurant Okto befindet. Hier tummeln sich jetzt viele Menschen, die sich an der Aussicht erfreuen und darauf warten, dass die Sonne versinkt. Leider ist es heute relativ diesig, was zwar für schöne Farben zum Sonnenuntergang sorgt, aber auch die Sicht ein bisschen eintrübt. Mir macht es viel Spaß, die Leute zu beobachten. Es entstehen viele Familienfotos in der untergehenden Sonne und alle haben ihre Handys oder Kameras gezückt. Da sind wir doch alle gleich, egal wo wir uns befinden! Als die Sonne unter geht, gehen in AlUla im Tal die Lichter an und so entfaltet der Ort in der Dämmerung von oben einen besonderen Zauber.
Nach Sonnenuntergang fahren wir den Berg wieder runter und am heute bereits letzten Abend steht ein Dinner in “Maraya Social” an. Das Restaurant auf dem Dach des verspiegelten Gebäudes wird von Jason Atherton bekocht. Der englischer Sternekoch ist auch aus dem Fernsehen bekannt und wir freuen uns auf das, was uns erwartet. Eigentlich wollen wir vorher noch eine Fotoausstellung in Maraya ansehen, aber der Zugang bleibt uns verwehrt, weil sich gerade die Königsfamilie dort umsieht. Wir fotografieren also noch ein bisschen das Gebäude von draußen und fahren dann mit dem Aufzug nach oben. Das Restaurant ist recht groß und hat vor allem eine sehr hübsche Dachterrasse. Heute Abend ist es zum ersten Mal gar nicht kühl, sodass wir (wie fast alle Gäste) draußen sitzen. Das Menü liest sich super und sogar die Cocktails werden hier mit besonderer Sorgfalt gemixt. Zoe, die Chefin von Suleyman, die heute mit uns ist, bezeichnet sie trotzdem als “Mocktails”, weil kein Alkohol drin ist. Chef-Barkeeper Iwan erklärt uns, dass er seine Cocktails mit lokalen Zutaten kreiert und nach seiner Ankunft in AlUla erst einmal die lokalen Märkte besucht und die Leute kennengelernt hat, um ein Gefühl für die richtigen Zutaten zu entwickeln. Mein Mocktail enthält unter anderem Rosenwasser und schmeckt genauso himmlisch wie das Glas aussieht, in dem es serviert wird. Gut, dass ich das nicht spülen muss!
Zoe ist eine interessante Gesprächspartnerin, denn sie hat bereits in England und Australien im Tourismusmarketing/PR gearbeitet und weiß viel darüber zu erzählen, was für AlUla geplant ist. Die wichtigste Botschaft, die wir mitnehmen, ist dass die touristische Entwicklung in dieser Region nachhaltig erfolgen soll und man nicht die Region mit Touristen überfluten will, worunter dann die die Natur leiden würde. Zerstört ist ganz schnell und hier möchte man einen anderen Weg gehen. Dafür gibt es Pläne, die mit Hilfe internationaler Berater entstanden sind und alles, was hier an Hotels und Einrichtungen gebaut wird, unterliegt strengen Genehmigungsverfahren. An vielen Stellen sieht man bereits, welche Entwicklungen geplant sind, und man bekommt einen Eindruck davon, dass sich die Region in den nächsten 10 Jahren sicher stark verändern wird. Ich würde also jedem Interessierten empfehlen, bereits jetzt dort hin zu reisen und nicht zu warten, bis alles erschlossen ist. Vermutlich wird man dann eh noch ein zweites und drittes Mal zurückkehren wollen. Mir geht es jedenfalls so, denn ich habe mich in AlUla sehr wohl und vor allem willkommen gefühlt. Ich bin offenen Menschen begegnet, die mir in die Augen geschaut haben – nicht so wie zu Hause, wo die meisten Menschen weg sehen oder den Blick schnell abwenden.
Zurück zu Maraya Social: Das Essen ist sehr lecker, hier gibt es feine internationale Küche, die einen Hauch arabischen Einschlag hat. Ihr könnt ja mal auf der Karte stöbern! Ich frage mich, ob es als Koch schwierig ist, wenn man in einem arabischen Land ein Restaurant betreibt und plötzlich auf den oft verwendeten Alkohol beim Kochen verzichten muss…
Das Dessert lassen wir heute aus, wir haben in den letzten Tagen einfach viel zu viel zu Essen bekommen. Statt dessen gehen wir noch auf die Aussichtsplattform, auf der im Sommer abends auch kleinere Konzerte stattfinden, und machen noch ein paar Fotos.
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AlUla: Eindrücke und Erlebnisse (Teil 2)
Der 2. Morgen startet früh, um 7:30 Uhr werden wir bereits von zwei Fahrern abgeholt – während unserer Zeit in AlUla werden wir mit zwei Autos herumkutschiert, die zwar riesig sind, aber einen so kleinen Kofferraum haben, dass man in einem nicht einmal das Gepäck von 4 Personen unterbringen könnte. 😉 Unser erstes Abenteuer heute ist eine Vulkanwanderung. Dazu fahren wir nur ein paar Minuten zu Husaak Adventures, wo wir kurz eine Einweisung erhalten und das Fahrzeug wechseln. Insgesamt ist für unsere Tour eigentlich nur der Vormittag eingeplant, aber erstens dauert auch bei den Saudis alles länger als man denkt und zweitens erfahren wir, dass eigentlich die Fahrt hin und zurück jeweils 2 Stunden dauert – eine Stunde reguläre Straße, 1 Stunde Offroad. Dann sollen wir noch ca. 2 Stunden wandern und dabei ist nicht mal das Fotografieren eingerechnet. Klingt nicht so, als ob das passen würde. Aber wir machen uns erst mal auf, stoppen noch an einer Tankstelle mitten in der Wüste, an der es auch einen Reifenservice mit in weihnachtlich glänzendes Papier verpackten neuen Reifen und neben einem ordentlichen Chaos bestimmt 10 Katzen gibt. Hier wird etwas Druck aus den Reifen abgelassen und kurz danach geht es runter von der Straße und ab in die Wüste. In dem kleinen Jeep, in dem wir nun mit 5 Personen sitzen, werden wir ordentlich durchgeschüttelt, aber die Fahrt durch den Sand und später über Schotterpisten macht auch viel Spaß. Die Szenerie ist abwechslungsreich und an dieser Stelle klaue ich mir gerne den Titel “50 Shades of Ocker”, den jemand bei uns auf Facebook hinterlassen hat und der sich in meinem Kopf festgesetzt hat, weil er so zutreffend ist.
Wir fahren durch tolle Felsformationen, festen und losen Sand, durch trockene Flussbetten, in denen trotzdem noch spärliches Grün wächst, und gelangen schließlich immer weiter in die Vulkanlandschaft, die mich an einigen Stellen an die karge Schönheit Islands erinnert. Der Vulkan hier ist kein aktiver Vertreter, der letzte Ausbruch liegt tausende von Jahren zurück. Geblieben ist aber eine unwirkliche Landschaft und auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob hier nichts wächst. Dem ist aber nicht so, bei genauerem Hinsehen entdeckt man immer wieder kleine Pflanzen. Der Krater, den wir erwandern sollen, ist beeindruckend groß und es ist beeindruckend still hier. Man hört nur den Wind… Beim Anblick des Kraters ändern wir allerdings mal flugs den Plan, weil es erstens zeitlich mit der Wanderung nicht passt und zweitens der Blick von oben viel beeindruckender ist, als wenn wir beim Abstieg immer die gleiche Perspektive haben. Also fotografieren (und filmen) wir am Rand des Kraters für eine ganze Weile und machen uns dann auf den Rückweg. Unser Fahrer und Guide (ein Sportstudent) ist aber nicht böse drum, er freut sich scheinbar, dass er nun noch mehr Zeit hat, mit uns wild durch den Sand zu brausen. Auf dem Rückweg lassen wir ihn öfter anhalten – immer dann, wenn wir unbedingt etwas fotografieren wollen. Außerdem machen wir einen Picknickstop und so vergeht die Zeit wie im Flug. Zurück sind wir natürlich trotzdem später als geplant, aber das war absehbar.
Unsere nächste Station ist ein Restaurant namens “Somewhere“ mitten in AlUla. Hier gibt es mediterrane Küche mit arabischen Einflüssen. Wir sind geflasht von dem tollen Ambiente und Julia zwingt uns aufgrund unseres engen Zeitplans mal wieder dazu, erst zu bestellen und dann zu fotografieren. 😉 Suleyman, der wieder zu uns gestoßen ist, erzählt uns übrigens, dass es all diese Restaurants noch von 3 Monaten nicht in AlUla gegeben hat. Dafür haben sie jetzt eine große und überaus vielfältige Auswahl! Ich muss wohl nicht sagen, dass das Essen im Somewhere unglaublich lecker war…
Eigentlich war für den frühen Nachmittag noch ein Ausflug nach Dadan geplant, eine Ausgrabungsstätte und Höhlen einer Stadt, die im späten 9. Jahrhundert vor Christus bereits in der Oase an einer Handelsstraße gebaut wurde. Aber das müssen wir leider verschieben, denn heute reicht die Zeit nicht mehr dafür. Statt dessen machen wir uns nach dem Essen auf, um Maraya (was übersetzt Spiegel oder Reflexion bedeutet) zu bestaunen. Als wir mit dem Auto darauf zu fahren, denke ich noch kurz “wer hat denn da so einen Klotz mitten in die Wüste gebaut”, als mir kurz danach klar wird, wo wir sind. Maraya ist das größte verspiegelte Gebäude der Welt und steht wirklich mitten in der Wüste. Es ist unglaublich, die ganze Szenerie drum herum im Gebäude reflektiert zu sehen und man ist total erstaunt von der Größe des Gebäudes. Darin befindet sich eine Konzerthalle, Konferenzräume und auf dem Dach ein Restaurant. Wir sind sofort im Fotomodus und völlig fasziniert von der Architektur. Pavel ist auf und davon und filmt und fotografiert, Miho und ich treffen ab und zu aufeinander, konzentrieren uns aber meist auch auf unterschiedliche Motive. Das Gebäude ist der Hammer und “frau” fragt sich natürlich auch gleich, wer denn die Spiegel wie oft und vor allem wie putzen muss?! Darauf bekomme ich übrigens keine Antwort, als ich später die Frage Suleymans Chefin Zoe stelle – sie weiß es nicht. Wir fotografieren munter das Gebäude, die Spiegelungen, die Familien, die sich hier ebenfalls umsehen und Bilder für das Familienalbum machen, spielen wieder mit Sonnensternen und Perspektiven. Es ist ein fotografischer Architekturtraum!
Quasi direkt um die Ecke befindet sich unser nächster Stop, das Sanam Beduinencamp, wo wir die Jagd-Falken bestaunen, halten dürfen und eine kleine Jagdvorführung bekommen. Ein guter Moment, um das 100-400mm von Tamron einzusetzen. 😉
Wir werden gebeten werden, Fotos von den gleichzeitig anwesenden saudischen Frauen und Kindern zu machen (nicht zum ersten Mal) und Julia und ich brechen zu einem kurzen Kamelritt auf. Das ist ganz schön hoch und schwankt ein bisschen, aber da wir beide reiten können, ist es kein Problem für uns. Also kann ich jetzt auch “Kamelreiten” von meiner Bucketlist streichen. 😉
Wir beobachten einen Sonnenuntergang, der eine wahre Farbexplosion in den Wolken bietet und fahren kurz darauf zurück nach AlUla. Mittlerweile ist es dunkel, aber hier ist im Rahmen des Kunstfestivals in der Altstadt richtig was los. Es gibt Ausstellungen, Street-Art- Performances mit einem Künstler, der auf Eimern trommelt, einer Tanztruppe, die zu Musik aus Kopfhörern tanzt, eine Sandmalerin, Streetfood und wunderbar beleuchtete Gassen. Wir staunen über die internationalen Künstler und das bunte Treiben in der kleinen Stadt. Das Festival ist übrigens nur eines von 4 jährlichen Festivals und dauert noch bis Ende März. Also eigentlich ist in AlUla immer was los!
Abendessen gibt es in einem italienischen Restaurant. Ich glaube, AlUla möchte uns zeigen, wie international die Küche hier ist. Dabei wollen wir doch eigentlich ursprüngliche arabische Küche kennen lernen?! Naja, die kommt später auch noch dran. Nach dem Essen besuchen wir noch die Installation mit den Teppichen, die auf den Sand projeziert werden, Miho hält dort ein kurzes Nickerchen (nein, nicht wirklich) und dann geht es zurück ins Hotel, denn uns steckt der Schlafmangel in den Knochen. Wir sind sowieso nicht vor Mitternacht im Bett, schließlich müssen noch Daten gesichert werden.
Am nächsten Morgen dann steht wieder fliegen auf dem Programm. Bereits um 8 Uhr sind wir zurück in Hegra, wo Suleyman für Pavel und Miho eine Drohne organisiert hat. Sie durften ihre eigene nicht mitbringen und einsetzen, dafür bekommen Sie von AlUla eine für die Aufnahmen gestellt. Ihnen bleibt eine knappe Stunde, bevor Hegra für die Touristen öffnet – so lange können wir die Einsamkeit und Stille genießen. Während die Männer mit dem Spielzeug spielen, hat sich Julia eines der Fahrräder geschnappt, mit denen man Hegra erkunden kann, und ist losgeradelt. Ich dagegen mache ein paar Porträts unserer Fahrer, schmuse mit den Araber-Pferden, auf denen man durch die Kulturerbestätte reiten kann, und fotografiere die Jungs beim Drohnefliegen.
Zwei oder drei Akkuladungen des Kopters später geht es dann in die Oase, wo weitere Filmaufnahmen anstehen. Zwischen den Palmen zwitschern fröhlich die Vögel und es ist wunderbar grün im Vergleich zur Wüste in Hegra. Suleyman stellt mal kurz für uns die Pumpe an und wir erleben, wie warmes Grundwasser aus der Tiefe durch die Bewässerungskanäle der Oase fließt. In AlUla wachsen übrigens 2,3 Millionen Dattelpalmen und es werden verschiedenste Dattelsorten (über 200) angebaut. Aktuell werden die Dattelpalmen ausgelichtet, sodass im August die Ernte leichter erfolgen kann. Jede einzelne Palme muss von Hand abgeerntet werden, wofür jemand bis in die Palmenkrone klettert. Ich werde meine nächsten Datteln und die dafür notwendige Arbeit beim Essen viel mehr wertschätzen!
Durch die Oase läuft ein kleiner Wanderweg, der auch durch die Überreste alter Siedlungen führt, die nun zum Teil wieder restauriert werden. Dabei sollen wir später noch eine Rolle spielen. 😉
Unser nächster Stopp ist die Altstadt von AlUla. Im 12. Jahrhundert wurde die Siedlung hier an der Route zwischen Damaskus und Mekka zu einem wichtigen Ort. Heute stehen noch immer viele der uralten Wände und insbesondere vom 2009 wieder aufgebauten Fort aus hat man eine tolle Aussicht auf die Überreste und verschlungenen Wege durch die alte Stadt. Wir lernen übrigens, dass die verworrenen Gassen auch dem Schutz der Menschen dienten, denn immer wenn jemand durch die Gassen irrte, war er leicht als Fremder zu erkennen und gut im Auge zu behalten. Auch hier wird einiges restauriert, es gibt nur einen einzigen Weg durch die Stadt, der Rest ist nicht zu betreten, damit er erhalten und geschützt werden kann. Am anderen Ende des Gangs stehen wir nun auf einem schönen Platz mit Restaurants und Geschäften, die zum Stöbern einladen würden, wenn wir denn die Zeit hätten. Es ist für die Touristen herausgeputzt, aber Suleyman versichert uns, dass auch die lokale Bevölkerung hier her kommt und die Restaurants besucht (und vor allem den angeblich leckeren Kaffee von Dunkin Donut kauft). Nach weiteren Fotos (wir können es nicht lassen), essen wir bei Suhail zu Mittag und nun gibt es richtige arabische Küche. Wir bestellen mal wieder eine Auswahl an Speisen, probieren alle von (fast) allem und sind ganz angetan von den leckeren Gerichten. Ihr habt ja sicher unsere Posts auf den Social Media-Kanälen gesehen, die immer wieder unser Essen zeigen. Nach dem Hauptgang gibt es vergoldeten Dattelkuchen zum Dessert, begleitet von arabischem Kaffee. Der schmeckt übrigens gar nicht nach Kaffee, sondern stark nach Gewürzen, vor allem Kardamom.
Da wir natürlich auch heute wieder im Zeitplan hängen und dementsprechend Julia und Suleyman kurzerhand umplanen, haben wir am späten Nachmittag etwas Zeit im Hotel, um uns direkt um unsere Bilder zu kümmern und die eine oder andere E-Mail zu bearbeiten. Am frühen Abend geht es dann wieder zu Husaak Adventures, denn heute steht das Dinner mit Stargazing Event in der Wüste an. Als wir erfahren, dass wir anderthalb Stunden zur Location fahren, dann vor Ort den Sternenhimmel und die Navigation anhand der Sterne erklärt bekommen, anschließend dort im Beduinenzelt essen und wieder zurück fahren, beschließen wir uns zu trennen. Pavel und Miho bleiben im Hotel um dort zu essen und zu fotografieren (es ist nachts so wunderbar beleuchtet und wir haben bisher keine Zeit gehabt, das zu fotografieren) und Julia und ich fahren zum Sternegucken.
Es ist ein tolles Erlebnis, in der Wüste in den Nachthimmel zu schauen. Wir sitzen bequem auf Teppichen und Kissen, mit Rückenstützen und Polstern und warmen Decken im Dunkeln (nachdem die Beleuchtung der Felsen ausgeschaltet wurde, die das Fotografieren des Nachthimmels leider beeinträchtigt) und lauschen etwa eine Stunde lang den Erklärungen auf arabisch und englisch, welche Sterne sich wo befinden, an welchen man sich orientieren kann und wie man sie findet und wie die Araber früher anhand der Sterne navigiert haben und erfahren so einiges über das Universum. Leider kann ich während der Erklärung nicht fotografieren, weil das leuchtende Display der Kamera bei der Einstellung die Sicht der anderen beeinträchtigen würde, sodass ich mich auf das Gucken und Genießen beschränke. Nach etwa einer Stunde ist der Vortrag und die Fragerunde vorbei und leider geht keine 5 Minuten später das Licht wieder an. Da ich mich hier nicht im Hellen orientieren konnte, gebe ich schnell meine Suche nach einem geeigneten Fotospot auf und gehe ins Beduinenzelt, wo es Salat, Moussaka und andere Leckereien gibt. Nach dem Essen verhafte ich dann Julia, die per Handy-App die Z6II auslösen darf, die ich auf ein Stativ montiert habe. Ich versuche mich derweil an einem kleinen Lightpainting und schreibe mit einem Rollei Lumis Compact RBG “Alula”. Naja, für den ersten und zweiten Versuch ganz gut gelungen. 😉 Zu mehr komme ich leider nicht, denn so langsam bewegen sich alle (wir sind eine Gruppe von 20 Personen) wieder zum Auto. Da kommt noch einer der Araber auf mich zu und sagt mir, er wolle mich eben mal schnell auf den nächsten Hügel bringen, dort könne man toll fotografieren. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, wir stapfen los und die Gruppe muss noch etwa 10 Minuten auf mich warten, bis ich wenigstens ein Foto von Wüste, Felsen und Nachthimmel gemacht habe. Und ja, ich entschuldige mich für die Verzögerung, bedanke mich für das Warten und habe ein bisschen ein schlechtes Gewissen.
Und so gehen zwei weitere unglaublich erlebnisreiche Tage zu Ende und mehr als die Hälfte unserer Zeit in AlUla ist schon vorbei!
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AlUla: Eindrücke und Erlebnisse (Teil 1)
Nachdem ich am späten Freitag Nachmittag wieder sicher zu Hause angekommen bin und am Wochenende in Ruhe ausgepackt, viel erzählt und lange geschlafen sowie die erste Sichtung meiner “richtigen” Bilder (Kamera, nicht das Handy ;-)) vorgenommen habe, ist es an der Zeit, euch auch ein bisschen mehr an unseren Erlebnissen teilhaben zu lassen. Im Folgenden erwartet euch unsere Reisehighlights in chronologischer Abfolge, gespickt mit meinen persönlichen Eindrücken.
Vorweg: Es war eine fantastische Reise und obwohl wir nur 5 Nächte vor Ort waren, haben wir so viel erlebt als wären es zwei Wochen gewesen. AlUla hat es sich nicht nehmen lassen, uns ein volles Programm zu präsentieren um uns möglichst vielseitige Erlebnisse zu bieten und etliches zu präsentieren, was man in der Region bestaunen kann. Und die Region ist nicht klein, sie hat in etwa die Größe von Belgien. 5 Tage reichen da natürlich nicht, um alles zu sehen, aber ich glaube, wir haben einen guten Überblick erhalten. Es war eine tolle Mischung aus Outdoor-Erlebnissen, Kultur und Tradition aus der “Wiege der Menschheit” – gespickt mit kulinarischen Köstlichkeiten.
Unsere Anreise erfolgt getrennt, denn Pavel und Miho fliegen aus Spanien ein, Julia ab München und ich ab Frankfurt. Mein Flug mit Saudia verläuft entspannt und vor allem pünktlich. In Jeddah treffen wir am späten Freitagabend aufeinander, nachdem wir alle einen Stempel in unseren Reisepass erhalten haben. Bei der Einreise wird man fotografiert, hinterlässt seine Fingerabdrücke und weist kurz seine Einreisedokumente (Visum, Einreiseanmeldung und Tawakkalna App auf dem Handy) vor und schon hat die freundliche Mitarbeiterin den Stempel in den Pass gedrückt und eine schöne Zeit in Saudi-Arabien gewünscht. Jetzt geht es kurz an das Gepäckband, denn beim Transfer innerhalb des Landes muss ich mein Gepäck kurz vom Band nehmen und 30 Meter weiter wieder dem nächsten Mitarbeiter aufs Band legen. Dann folgt ein Security Check, bei dem es eine separate Reihe für Frauen gibt, und hier kommt auch der Sprengstofftest für mein Equipment, den ich schon in Frankfurt erwartet hatte. Man hat halt immer zu viel Elektronik-Gedöns dabei. 😉
Mitten in der Nacht in Jeddah ist der Flughafen relativ ruhig und es geht entspannt zu. Am Gate treffen wir uns dann, Pavel und Miho waren bereits vor dem Flughafengebäude und haben fotografiert, ich dagegen lichte nur die Architektur im Terminal ab. Gemeinsam fliegen wir um kurz nach 2 in der Nacht (ungewöhnliche Zeiten für Europäer) weiter nach AlUla, wo wir kurz nach 3 Uhr morgens landen. Das Terminal hier ist klein, aber gemütlich mit schicken Ledersesseln. Das Gepäckband ist ebenso klein und es erstaunt, wie schnell unsere Koffer da sind. Vor dem Gebäude begrüßt uns kühle Wüstenluft, zur Zeit ist es hier nachts eher kalt. Während wir auf unsere Fahrer warten, fotografieren wir gleich das erste Kunstwerk vor dem Flughafen, eine Büste mit Haaren aus goldenen Rohren – es sieht ein bisschen aus wie ein Baum und tatsächlich sitzen in den “Zweigen” ganz viele kleine Vögel, die aufgeregt zwitschern, als wir uns nähern.
Bis wir dann im Hotel sind, ist es nach 4 Uhr morgens, aber wir können ja “ausschlafen”. Unser spätes Frühstück ist für 10 Uhr angesetzt und um 10:30 Uhr steht unsere erste Aktivität auf dem Programm: Ein Klettersteig. Ich finde das gut, nachdem wir ja alle die ganze Zeit nur gesessen haben können wir uns nun mal ein bisschen bewegen.
Noch kurz eine Info zum Hotel: Wir sind im Shaden Resort und unsere Zimmer sind Beduinenzelten nachempfunden – außen wie innen mit Teppich verkleidet. In dieser Nacht kühlt es sich ganz schön heftig ab, bis zum Morgen ist die Temperatur auf 6 Grad gefallen (im Zimmer wohl auch), sodass ich die Heizung anstelle. Das Hotel selbst liegt außerhalb der Stadt, eingebettet in eine spektakuläre Felslandschaft (die nachts komplett angestrahlt wird) und verfügt über eine schicke Poolananlage und zwei Restaurants, das Frühstücksbuffet ist super und bietet alles von Käse und Wurst über Joghurt, Obst, Nüssen, frisch zubereiteten Eierspeisen bis hin zu Bohnen, Dattelpasten und arabischen Aufstrichen und eine große Brotauswahl.
Gestärkt geht es dann auf zu unserem ersten Abenteuer, auch wenn wir alle noch etwas müde aus den Augen schauen. Begrüßt werden wir von zwei Nepalesen, einem Briten (der hauptsächlich auf den Kanaren lebt) und Suleyman, der für die Royal Commission in AlUla arbeitet und uns in den nächsten Tagen immer wieder begleiten wird. Wir bekommen eine kurze Einweisung in das Kletterequipment, ein paar Anweisungen und dann geht’s auch schon los. Die ganze Szenerie ist beeindruckend – hoch aufragende Sandsteinfelsen, Wüstensand überall und dazu blauer Himmel bei heute knapp über 20 Grad und Wind. In der Sonne ist es schön warm, im Schatten kühl. Dementsprechend lassen wir unsere Windjacken beim Klettern an – aber bis es losgeht und wir den kurzen Aufstieg zu unserem Einstieg in den Klettersteig geschafft haben, sind schon etliche Fotos geschossen und die ersten Felszeichnungen bewundert worden.
Wir lernen kurz, wie man sich am Klettersteig sichert, erhalten Anweisungen worauf zu achten ist und schon geht es los. Gleich als erstes geht es über eine Hängebrücke, anschließend am Felsen entlang in luftiger Höhe. Die Aussicht ist grandios und immer wieder müssen wir anhalten, um Fotos zu machen. Miho hat seine Kamera dabei, Pavel filmt meist mit dem Handy, das auch ich immer wieder zücke – meine Kamera habe ich im Auto gelassen, das nun in der Ferne weit unter uns ganz klein zu sehen ist. Der Klettersteig macht uns allen Spaß, aber Pavel und Miho nehmen lieber die einfachere Route zurück, schließlich haben sie ihre Kameras dabei und wollen nichts riskieren. Julia und ich dagegen wählen den schwierigeren Abstieg über die Felswand, begleitet von zwei Guides, die immer darauf achten, dass wir keine Fehler machen. Wir fühlen uns gut betreut, haben Spaß und genießen die Aussicht – fotografiert und gefilmt von einem der Guides, dem ich mein Handy in die Hand gedrückt habe. In der Zwischenzeit machen Pavel und Miho weiter Foto- und Filmaufnahmen, denn sie sind mit einem der Guides schon am Ende der Tour angelangt. Hier erwarten uns noch einmal einige Felszeichungen und wir fragen uns, wie die Menschen damals wohl gelebt haben. An einer Stelle scheint noch ein Umriss einer Behausung erkennbar, unser Guide weist uns auf die angeordneten Steine hin. Von ihm erfahre ich auch, dass es hier zwar Skorpione und Schlangen gibt, er aber noch keine in dieser Ecke gesehen hat. Skorpione seien sowieso viel weniger gefährlich als Schlangen, da sie grundsätzlich “keine Lust hätten”, ihr Gift einzusetzen und zu verschwenden. Na dann… Er erklärt mir auch, wie ich prüfe, ob man sich auf einem Stein gefahrlos niederlassen kann. Ich bin gerüstet für die nächsten Tage!
Alle kommen wir sicher wieder beim Auto an und fröhlich verabschieden wir uns von den drei Guides (nachdem wir auch ihre Handyfotos per Airdrop erhalten haben – Technik kann schon eine Erleichterung sein). Unser nächstes Ziel steht an: Das Restaurant Okto, das auf einem Felsplateau (Harrat Viewpoint) liegt, von dem aus man einen super Rundumblick hat und bis in die Oase nach AlUla herabschauen kann. Interessanterweise ist es ein griechisches Restaurant und tatsächlich sollen uns in den nächsten Tagen noch einige internationale Restaurants erwarten. Da wir wenig Zeit haben, bestellen wir erst unser Essen (das von einer russischen Kellnerin serviert wird, Pavel wechselt gleich ein paar Worte mit ihr), und fotografieren dann die Aussicht und die fantastische Anlage mit Sitzgelegenheiten, Lounge-Musik und der coolen Freiluft-Bar. Wir genießen leckere alkoholfreie Cocktails aus verschiedenen Säften (Wassermelone, Zitrone-Minze und Granatapfel) und bekommen hervorragendes Essen serviert. Griechisch mit einem leicht arabischen Einschlag – köstlich!
Nach dem Essen fahren wir weiter und besuchen die Unseco Weltkulturerbestätte Hegra. Hier finden sich in die Felsen gemeißelte Gräber, die bis ins erste Jahrhundert vor Christus zurückdatieren. Insgesamt sind es bisher 111 Grabstätten, die hier entdeckt wurden. Ich möchte an dieser Stelle aber nicht zu viel erklären, schaut einfach mal unter diesem Link. Wer Hegra (und andere Stätten in AlUla) besuchen möchte, der muss sich vorher dazu anmelden. Das dient dazu, die Stätten zu schützen und den Besucherstrom zu regulieren, der momentan aber sowieso noch eher gering ist. Mit seinen aktuell nur 3 Hotels kann AlUla bisher nicht viele Touristen gleichzeitig beherbergen, was eine Reise in die Region sehr charmant macht. Aber es gibt große Pläne zur – möglichst nachhaltigen – Erweiterung und ich bin mir sicher, dass die Region in 10 Jahren viel bekannter und beliebter sein wird. Wer sich übrigens Sorgen um die Wasserversorgung macht: AlUla bekommt das Wasser aus Jeddah und es ist entsalztes Meerwasser. Das Grundwasser der Region (das in in 30-40m Tiefe befindet), wird für den täglichen Bedarf nicht verwendet.
In Hegra werden wir mit einem alten, türkisfarbenen Jeep durch die Gegend gefahren und besuchen einige der Grabstätten. Die Gegend ist fantastisch, die Gräber lassen uns staunen, was damals alles schon möglich war und die Farbkombination aus Sand, Sandstein und blauem Himmel lässt die Auslöser heiß laufen. Betreten darf man die Gräber übrigens nicht, nur ein einziges dürfen wir von innen ansehen. An jeder größeren Grabstätte sind Guides (Männer und Frauen), die mit uns zu den Gräbern gehen und uns die Besonderheiten erklären und über die Bestatteten erzählen. In der Regel haben die Gräber nämlich eine Inschrift, aus der zu lesen ist, wem das Grab gehörte. Verstarb die Person, für die das Grab gedacht war, bevor der Bau fertig gestellt wurde, wurde die Grabstätte übrigens nicht vollendet.
Von Hegra aus fahren wir zum Sonnenuntergang zum Elephant Rock. Dieser Felsen sieht tatsächlich aus wie ein Ottifant und ist beliebtes Ausflugsziel in AlUla. Auf den Fotos, die wir vorher im Internet gesehen haben, ist in der Umgebung eigentlich nichts zu sehen, doch seit kurzer Zeit gibt es hier das Elephant Rock Café, Sitz-Lounges, Bars mit Softdrinks und alkoholfreien Cocktails und Essen. Das beste an den runden Sofa-Lounges, die in den Sand eingelassen wurden, ist die Feuerstelle in der Mitte. Es muss sehr gemütlich sein, hier in der Dunkelheit am Feuer zu sitzen und der Musik zu lauschen, die aus den Lautsprechern schallt. Leider aber haben wir dafür keine Zeit, erst einmal geht es auf Foto-Mission. Wir erkunden den Felsen und Miho und ich sind schnell auf der Schattenseite des Ottifanten und wetteifern um das schönste Bild mit dem besten Sonnenstern, denn die Sonne fällt gerade genau durch den Spalt zwischen Körper und Rüssel des Elefanten. Hier überrascht mich das 24-120mm Objektiv von Nikon positiv, das einen wunderbaren Sonnenstern produziert. Währenddessen fotografiert und filmt Pavel auf der anderen Seite des Felsens und kurz darauf setze ich mich zu Julia und Suleyman in eine der Sitzecken. Nicht lange und die Sonne versinkt hinter den umliegenden Felsen. Jetzt werden Fackeln entzündet und überall gehen Lichter an. Ein Traum! Mit Sicherheit sieht es auch in völliger Dunkelheit grandios aus, denn der Elefant wird ebenfalls angestrahlt.
Wir aber ziehen weiter, denn heute steht noch ein Abendessen auf dem Programm. Es geht in das Hotelrestaurant am Pool, das mit leckerster japanischer Küche aufwartet. Wir sitzen gemütlich draußen, rechts und links neben dem Tisch werden die Gasheizpyramiden entzündet, denn es wird langsam wieder kühl. Noch sind die Nächte echt frisch, erst die Nacht von Donnerstag auf Freitag bleibt angenehm lauwarm.
Heute lassen wir es auch nicht allzu spät werden, sondern verschwinden gegen 22 Uhr auf unsere Zimmer. Bis allerdings alle Daten übertragen und gesichert sind, ist es dann doch fast wieder Mitternacht. Und der Wecker geht früh, denn um 7:30 Uhr ist Abfahrt zu unserem nächsten Abenteuer angesagt.
Was für ein umwerfender erster Tag!
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Auf geht’s nach AlUla
Ich reise aber nicht alleine, sondern zwei unserer Referenten kommen mit: Pavel und Miho. Ich freue mich, mit ihnen und mit Julia, die das Partnerland in Deutschland vertritt, diese Wüstenregion zu erkunden. Gemeinsam werden wir uns 6 Tage lang die Umgebung von AlUla ansehen und euch so oft wie möglich daran teilhaben lassen. Wir alle werden bereits während der Reise über unsere bekannten Kanäle berichten, also schaut bei Instagram, Facebook & Co einfach immer wieder rein und stellt sicher, dass ihr unseren Newsfeed abonniert habt.
Ich selbst war schon an vielen Orten auf dieser Welt, aber diese Reise ist mein erster Trip in ein arabisches Land und in die Wüste. Ich freue mich schon sehr darauf und bin gespannt, was uns erwartet. Als Fotografin hoffe ich auf tolle Wüsten-Impressionen mit Sand, Felsformationen, Palmen, nächtlichem Sternenhimmel und tagsüber strahlendem Sonnenschein, als Dattel-Liebhaberin hoffe ich auf besondere Leckereien (wusstet ihr, dass es viel mehr Dattel-Sorten gibt als man bei uns so kaufen kann?) und als Weltenbummlerin möchte ich den Menschen dort begegnen und bin neugierig, wie ihr Leben so ist.
Die beste Reisezeit für AlUla?
Jetzt im Februar scheint eine gute Reisezeit zu sein, die Temperaturen tagsüber sind nicht zu heiß und die Nächte werden langsam wieder etwas wärmer. Ich beobachte natürlich schon eine ganze Weile die Wettervorhersagen, das Handy macht es einem da ja leicht.
Nachdem das “Winter at Tantora”-Festival gerade vorbei ist, findet jetzt gerade das “Desert X AlUla” Kunstfestival statt, an dem viele internationale Künstler teilnehmen. Ich bin echt gespannt!
Wir fahren natürlich auch zum jetzigen Zeitpunkt, damit Pavel und Miho noch genügend Zeit bleibt, die gewonnenen Eindrücke für unsere Samstag-Abend-Multivision für das Messe-Festival vorzubereiten. Ihr könnt euch den Termin schon mal vormerken und bekommt dann sowie in der AlUla-Fotoausstellung während der Messe noch einige, hoffentlich spektakuläre Eindrücke.
Reisevorbereitungen
Wenn man nach Saudi-Arabien reist, dann benötigt man zur Zeit ein elektronisches Visum. Sein eVisa kann man direkt auf dieser Seite beantragen, bezahlt die Visa-Gebühr (in der auch eine Krankenversicherung enthalten ist) und tatsächlich hatte ich keine 10 Minuten später das Visum im E-Mail-Postfach. Zur Beantragung benötigt man übrigens bereits die Flugdaten und die Unterkunft vor Ort, diese Angaben muss man direkt hinterlegen. Auch ein vorbereitetes Passbild als jpg in der Größe von 200×200 Pixeln mit weißem Hintergrund ist hilfreich, auch wenn man sich jederzeit in den Antragsbereich wieder einloggen kann um die Angaben zu vervollständigen.
Nachdem man sein Visum erhalten hat, muss man aufgrund der aktuellen COVID-Situation noch seinen Impfstatus registrieren und um im Land unterwegs sein zu können, ist die Verwendung der App Tawakkalna vorgeschrieben. Da habe ich mich erst mal verzweifelt versucht zu registrieren, bis ich dann erfahren habe, dass das wohl erst geht, wenn man vor Ort ist.
Übrigens darf man zur Zeit nach Saudi-Arabien nur einreisen, wenn man einen negativen PCR-Test vorweisen kann, der maximal 72 Stunden vor Abflug gemacht wurde. Eine kleine Hürde, der ich in den letzten zwei Wochen vor der Reise mit quasi häuslicher Isolation begegnet bin – zum Spazieren und Einkaufen mit FFP2-Maske war ich aber mal draußen.
Ein wichtiges ToDo vor der Reise ist es, sich bei seinem Mobilfunkprovider schlau zu machen, was die Verbindung in Saudi-Arabien kostet, damit man nicht im Anschluss an die Reise noch eine saftige Rechnung begleichen muss. In meinem Fall lägen die Kosten für ein Telefonat bei 2,49 € pro Minute und ich würde für das Datenvolumen pro MB (!) 1,49 € zahlen. Da hilft nur, vor Ort eine Prepaid-SIM-Karte mit entsprechendem Gesprächs- und Datenvolumen kaufen. Dies sollte bereits am Flughafen Jeddah problemlos möglich sein, auf dem ich in den Flieger nach AlUla wechseln werde. Dort gibt es drei Anbieter von Prepaidkarten, die rund um die Uhr geöffnet sind.
Ich packe meinen Koffer…
Wer nach AlUla fliegt, sollte lange Kleidung einpacken statt kurzer Hosen. Denn die Knie sollten stets bedeckt sein, T-Shirts sind überall ok, der Bikini am Hotelpool, aber nicht in der Öffentlichkeit. Eingeschränkt fühle ich mich dadurch nicht, ich finde man sollte jede andere Kultur entsprechend respektieren und die lokalen Gepflogenheiten achten. Und nein, ich muss mich als Frau nicht verschleiern oder ein Kopftuch tragen. In meinem Koffer finden sich daher eher Jeans und lange, luftige Hosenröcke, T-Shirts und Pullis ohne provozierende Aufdrucke.
Unbedingt mit eingepackt gehört eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor.
Fotoequipment
Einige von euch werden es wissen, ich bin noch immer mit meiner geliebten Nikon D3S unterwegs und schleppe meistens viele Kilos Fotogepäck mit mir rum. Aber ja, die Kamera ist inzwischen in die Jahre gekommen und hat viele tausend Aufnahmen gemacht. Auf dieser Reise werde ich daher mal etwas Neues ausprobieren und mit leichterem Gepäck unterwegs sein. Nikon hat mir freundlicher Weise für den Trip eine Z6II zur Verfügung gestellt und für mich ist es der erste richtige Ausflug in die spiegellose Welt. Mit dabei sind ein 85 mm f1,8, das 24-120 mm f4, ein FTZ II Adapter (damit ich auch meine eigenen F-Objektive verwenden kann) und vor allem auch das Tamron 100-400 mm f4,5-6,3, das mir Tamron ebenfalls zum Testen mit an die Hand gibt. Normalerweise reise ich auch mit großem Stativ, aber dieses Mal probiere ich mit dem Lion Rock Traveler L von Rollei ein kompaktes Carbon-Reisestativ aus.
Einen ganz herzlichen Dank an Nikon, Rollei und Tamron für die Unterstützung!
Beim Packen des Equipments hilft mir natürlich unsere Packliste.
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch einfügen, dass ich die Kamera am Wochenende schon mal getestet und sie zu einem Spaziergang mitgenommen habe. Schließlich muss man ja wissen, wie alles funktioniert und nicht umsonst predige ich allen immer, sie sollten ihre Kamera auch im Dunkeln beherrschen können. Nun ja, jetzt übe ich tatsächlich noch und habe wohl auf dem Hinflug Zeit, mich weiter mit ihr vertraut zu machen. So viel schon mal vorab: Als Nikon DSLR-Anwender ist vieles extrem vertraut und bedarf nur wenig Umgewöhnung. Aber klar, die Z6II kann viel mehr, hat mehr Menüeinträge und Funktionen. Ich bin besonders gespannt auf die Fokusnachverfolgung, mit der ich schon mal ein bisschen experimentiert habe. Begeistert hat mich die Naheinstellgrenze des 24-120mm Objektivs, ich glaube, das Makro bleibt zu Hause. 😉
Samstag wird es übrigens losgehen, von Frankfurt geht es über Jeddah nach AlUla. Und ich werde euch wie versprochen über Social Media auf dem Laufenden halten. 🙂
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Wir stellen vor: Manh Ngoc Nguyen
Seit wann fotografierst du und wie hat alles angefangen?
Ich fotografiere seit 40 Jahren. Meine fotografischen Schwerpunkte sind Landschaft und Menschen. Die Schwarzweiß-Fotografie allerdings ist auch ein Thema, das mir sehr ans Herz gewachsen ist.
Wie und wo ist dieses von dir zum Fotowettbewerb eingereichte Bild entstanden? Gibt es eine Geschichte dazu?
Diese Bild entstand vor einigen Jahren auf einer Reise nach Nord-Vietnam. Dort findet jedes Frühjahr ein Volksfestival statt, das man auch das Festival der Huong Pagoden nennt. An diesen Tagen im Frühjahr kommen vielen Vietnamesen dorthin um zu beten und sich etwas Schönes für das Frühjahr zu wünschen. Das Besondere an der Huong Pagode ist ihre Lage: man kann sie nur mit dem Boot erreichen, weil keine Straße dorthin führt. Ich verweilte stundenlang auf einer Fußgängerbrücke und machte auch dort mehre Aufnahmen. Das zum Fotowettbewerb eingereichte Bild ist in meinen Augen eines meiner besten Bilder.
Mit welcher Ausrüstung und welchen Einstellungen ist das Bild entstanden?
Das Bild wurde mit einer Canon 7D und einem 70-300 mm Tele Zoom fotografiert.
Was fotografierst du grundsätzlich am liebsten?
Ich fotografiere gerne Landschaften, aber zumeist in Kombination mit der Darstellung von Menschen mitten im Bild.
Was inspiriert dich in fotografischer Hinsicht?
Die Fotografien bringt mich ab und zu in eine andere Welt, eine Welt, in die man sich nur über den Sucher der Kameras hineinfühlen kann…
Hast du fotografische Vorbilder?
Alle schönen Bilder anderer Fotografen sind meine Vorbilder.
Hat sich die Corona-Zeit auf deine Fotografie ausgewirkt? Setzt du andere Schwerpunkte? Probierst du vielleicht etwas anderes?
Die Corona-Zeit hatte mich beim Fotografieren nicht gravierend eingeschränkt. Ich ziehe zum Fotografieren zumeist ohnehin alleine los und sichte und bearbeite meine Bilder zu Hause am Computer.
Hinweise:
Alle Gewinnerbilder des Wettbewerbs 2020 findet ihr hier.
Am aktuellen Fotowettbewerb zum Thema “Monochrom” könnt ihr hier teilnehmen.
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Wann gibt es die Messetickets für 2022?
Die kurze Antwort
Das wissen wir noch nicht, wir denken es wird etwa ab April der Fall sein und dann erst können wir dir auch die Preise nennen.
Die ausführliche Antwort
Momentan können wir leider noch keine Messetickets anbieten, da noch nicht klar ist, ob es im Juni Zugangsbeschränkungen geben muss. Dementsprechend wissen wir weder, wie viele Tickets wir verkaufen dürfen, noch ob es hoffentlich wieder Ganztages-Tickets sein können oder Zeitslot-Tickets sein müssen. Damit einher geht natürlich auch die Beantwortung der Frage nach dem Preis. Zeitslottickets würden definitiv günstiger als Ganztagestickets. Wenn möglich, werden wir übrigens auch wieder Wochenendtickets anbieten. Rechne mal damit, dass Messetagestickets in etwa den alten Preis haben werden, denn wir möchten Preiserhöhungen vermeiden. Messetagestickets haben zuletzt übrigens 10 € im Vorverkauf und 12 € an der Tageskasse gekostet.
Sobald es klar ist, welche Regeln wir zu erwarten haben, werden die Tickets in unserem Shop erhältlich sein.
Wir hoffen natürlich, dass wir keine Besucherbegrenzung in der Kraftzentrale vornehmen müssen. Die aktuellen Aussagen der meisten Virologen und auch die Ankündigung, dass die Politik über eine Exit-Strategie beraten will, stimmen uns positiv. Zudem haben die vergangenen zwei Jahre gezeigt, dass die Fallzahlen in den Sommermonaten zurück gehen. Mit der großen Anzahl geimpfter, geboosteter und und genesener Menschen sollte das doch auch in 2022 der Fall sein. Wir gehen einfach mal davon aus und planen fleißig. Ein tolles Photo+Adventure Messe-Festival im Landschaftspark haben wir uns doch alle verdient, oder?! 🙂
Was kannst du tun, wenn du dir Messetickets sichern und den Start der Ticketbuchung nicht verpassen möchtest?
Trag dich am besten in unseren Newsletter ein, wenn du diesen noch nicht bekommst. In unserer Flaschenpost werden wir auf alle Fälle über den Messeticketverkaufsstart und die genauen Details informieren. Folge uns auch auf unseren Social Media Kanälen wie Facebook, Instagram und Twitter. Aber da man auf Social Media auch schnell mal einen Post verpasst (oder nicht angezeigt bekommt, weil irgendwelche merkwürdigen Algorithmen zuschlagen), ist das zusätzliche Abo des Newsletters eine gute Idee. Wir überschwemmen dich übrigens nicht mit Newslettern, in der Regel versenden wir 1x pro Monat einen Newsletter, kurz vor dem Event etwa alle 2 Wochen weil es dann immer so viele Infos zur Photo+Adventure zu berichten gibt.
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Die Magie der Reisefotografie
Reisefotografie ist die kreative Verkörperung von Neugierde und Sehnsucht, die sich im wiederholten Fortziehen von zu Hause manifestiert. Nur wer neugierig auf die Welt und auf fremde Kulturen ist, vermag es, deren Schönheit in bewegenden Bildern festzuhalten. Nur wer mutig genug ist, sich an Orte zu begeben, an denen er noch nie war, wird mit speziellem Licht und unvergesslichen Momenten belohnt. Um bewegende Fotos zu schießen, braucht es Offenheit für andere Kulturen, Gebräuche und Sitten. Bewegende Reisefotografie erfordert Empathie und Geduld. Nur wer beobachtet, kann wirklich sehen. Dem Geduldigen eröffnet sich eine Welt, die schöner ist als jeder Traum. Daher ist der beste Tipp, den wir bezüglich der Reisefotografie geben können: Wage den Schritt aus der eigenen Komfortzone heraus! Es ist ein Schritt, der manchmal Angst machen kann. Es ist aber ein Schritt, der sich fast immer lohnt!
Anhand der nachfolgenden Bilder reisen wir gemeinsam um die Welt und schauen uns verschiedene Situationen an:
Im Reich der Farben
Der Quiraing, gelegen auf der schottischen Isle of Skye inmitten der Highlands, ist ein surreal anmutender Ort, besonders, wenn wie in diesem Beispiel alles perfekt zusammenkommt. Das Bild wurde nach der Goldenen Stunde geschossen, als die Sonne bereits hinter dem Horizont verschwunden war. Die nun beginnende Blaue Stunde zauberte eine unwirklich anmutende Szenerie. Der Himmel ist farblich zweigeteilt und sorgt damit für eine Multidimensionalität.
Durch die Kameraposition in Bodennähe entsteht das Gefühl, man würde direkt in der Szene stehen. Der Weg auf der rechten Seite dient als Führungslinie und sorgt dafür, dass der Blick ins Bild hineingezogen wird. Durch das Bäumchen auf der linken Seite erhält das Bild das gewisse Etwas – in diesem Fall einen schönen Vordergrund.
Licht- und Schattenspiel
Ein Sonnenaufgang bei den Dünen in der Namib-Wüste von Namibia – es ist ein Motiv, das vom Spiel aus Schatten und Licht lebt. Die Chance, so ein Bild zu schießen, bekommen Sie nur einmal am Tag. Es gilt, die tief stehende Morgensonne einzufangen, kurz nachdem sie über den Horizont getreten ist. Viel Zeit gibt es dafür nicht. Mithilfe einer weit geschlossenen Blende lassen sich die sichtbaren Sonnenstrahlen erzeugen, die als Hingucker im Bild fungieren. Die fotografische Herausforderung bei diesem Motiv besteht im großen Kontrastumfang durch das direkte Gegenlicht.
Bereits am Vorabend haben wir die genaue Aufnahmeposition bestimmt und mittels der App PhotoPills den Stand der Sonne eruiert, um so zu wissen, wann die Sonne genau wo stehen wird. Eine solche Vorbereitung gibt in manchen Situationen den entscheidenden Wissensvorsprung.
Tiere im magischen Licht
Was Fotografen immer wieder begleitet, ist die Suche nach dem perfekten Licht. Nichts ist derart wichtig für die Wirkung eines Bildes wie das Licht. Blaues Licht wirkt sehr mystisch, goldenes Licht hingegen sehr freundlich und einladend, wie Sie an diesem Beispiel gut sehen. Ein Bild eines Springbocks ist in der Regel nichts Besonderes. Aufgenommen in der Goldenen Stunde aber, wird es zu einem wunderschönen Werk und ist gleichzeitig das perfekte Beispiel dafür, dass es sich lohnt, immer mal wieder den Blick von der Kamera zu lösen. Denn eigentlich fotografierten wir in dieser Situation einen Elefanten, der vor uns stand. Erst ein Blick nach hinten sorgte dafür, dass wir auf den Springbock aufmerksam wurden.
Zur richtigen Zeit
Die Piedras Rojas in der chilenischen Atacama-Wüste liegen in über 3 000 Metern Höhe – ein echtes Highlight. Wichtig ist bei den Piedras Rojas, dass das Licht stimmt. Bei unserem Besuch mussten wir uns so richtig beeilen, um noch die letzten Sonnenstrahlen zu erwischen und dieses Bild zu schießen.
Die aufziehenden dunklen Wolken setzen einen wunderbaren Kontrast zu den farbigen Felsen und verleihen dieser Szenerie etwas Magisches. Für mehr Tiefe im Bild wurde besonders auf den Vordergrund geachtet, die Steine sind für die Bildwirkung ein tragendes Element.
Der Lohn für die Anstrengung
Der Old Man of Storr ist eines der Wahrzeichen der Isle of Skye. Ein Foto des Old Mans will aber verdient sein. Sie »zahlen« mit einem rund 70 Minuten dauernden Fußmarsch vom Parkplatz hoch zu den Felsen. Je früher Sie aufbrechen, desto besser, denn besonders magisch ist der Blick bei Sonnenaufgang, zumindest, wenn das Wetter stimmt. Wer die ersten Sonnenstrahlen des Tages einfangen möchte, der bricht noch in der Dunkelheit auf. Wichtig ist, genügend Zeit einzuplanen. Denn oben angekommen, gilt es zuerst einmal, den passenden Bildausschnitt zu suchen. Wo finden sich Linien, die den Blick führen? Was eignet sich für den Vordergrund? Und dann heißt es: warten und hoffen. In diesem Fall hatten wir großes Glück, und uns wurde von der Natur ein wunderbarer Sonnenaufgang serviert.
Der andere Blickwinkel
Ein Foto dieser Brücke gehört in das Album eines jeden Lissabon-Besuchers. Das Internet ist voll mit Bildern der Ponte 25 de Abril, die stark an die Golden Gate Bridge in San Francisco erinnert. Die meisten Fotos ähneln sich enorm, sehen fast gleich aus. Warum? Der Großteil der Bilder wird von der gleichen Perspektive aus geschossen. Unser Bild ist der Versuch, wegzukommen von dieser Eintönigkeit und diese sehr wohlbekannte Brücke aus einem ganz anderen Blickwinkel zu zeigen. Dies machen wir über den speziellen Vordergrund, die Perspektive und die Lichtstimmung.
Bereit für den magischen Augenblick
Die Twelve Apostles im Bundestaat Victoria gehören zu den bekanntesten Wahrzeichen Australiens. Zwölf sind es schon lange nicht mehr, das nimmt dem Erlebnis aber nichts: Besonders bei Sonnenuntergang sind sie ein beliebtes Ziel. Bei Sonnenaufgang ist an diesem Ort dagegen nicht ganz so viel los.
Wie so oft in der Nähe von Küsten wechselt das Wetter auch hier sehr schnell. Lange waren wir uns nicht sicher, ob das Bild nur gut oder herausragend werden wird. Die Wolkendecke war lange Zeit sehr dicht. Nichtsdestotrotz machten wir uns bereit für den einen Moment, in dem die die Wolkendecke kurz aufreißen und die Sonne ihre Strahlen auf die Erde fallen lassen und alles in ein goldgelbes Licht tauchen würde.
Es war ein extrem kalter Morgen. Zitternd hofften wir auf das gute Licht, die Kamera in Stand-by, damit wir sofort loslegen könnten. Dann plötzlich war es so weit. Für einen kurzen Moment nur lockerten sich die Wolken ein wenig, ehe sie den Himmel kurz darauf wieder verschleierten und die Sonne verdeckten. Das Spektakel dauerte nur kurz an, maximal zwei bis drei Minuten. Genug Zeit, um dieses Bild zu schießen, auch hier dank guter Vorbereitung.
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Fernsehtipps für kalte Wintertage
Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit meint es das Wetter manchmal nicht so gut mit uns. Draußen kalt und feucht und es wird früh dunkel – als Fotograf und Abenteurer hält man meist vieles aus, aber manchmal hat man auch einfach Lust sich unter die Decke auf die Couch zu verdrücken. Mit einem schönen warmen Tee in der einen, und der Fernbedienung in der anderen Hand. Und wenn ihr euch jetzt fragt – ja, und dann? Ja dann haben wir hier einige spannende Fernsehtipps für einen gemütlichen Abend oder das Wochenende.
The B-Side
Elsa Dorfman’s Portrait Photography
Errol Morris ist Filmemacher und nimmt das Leben und das Werk seiner Bekannten Elsa Dorfman unter die Lupe. Dorfman kam durch Zufall zur Fotografie, verkaufte bereits nach 2 Monaten ihr erstes Bild. Bekannt wurde sie unter anderem durch ihr Buch “40 Ways to fight the fight against AIDS” wofür sie Menschen, mit und ohne Aids, fotografierte und sich für die Opfer einsetzte. Ihre bekanntesten Werke entstanden mit einer 20 x 24 Zoll Großformat Polaroid, einer von nur 6 Stück die jemals gebaut wurden.
Die 96 minütige Doku erschien 2016 und ist auf Netflix zu sehen.
Das Salz der Erde
Eine Reise mit Sebastião Salgado
„Ein bewegendes, monumentales Werk, das gerade auf der großen Leinwand eine ungeheure Wucht entfaltet.“
Mit diesem Zitat beschrieb die Presse diese beeindruckende Doku über den brasilianische Fotograf Sebastião Salgado. In den vergangenen 4 Jahrzehnten hat dieser auf der ganzen Welt die Spuren der sich wandelnden Welt fotografisch dokumentiert. Konflikte, Kriege und Leid hat er festgehalten und ist daran seelisch fast zugrunde gegangen. Daher entschied er sich zu einem neuen Fotoprojekt. Mit “Genesis” kehrte er an den Ursprung allen Lebens zurück.
Die 110 minütige Doku ist auf DVD, BlueRay und auf Amazon Prime Video erhältlich.
Finding Vivian Maier
Mary Poppins mit der Kamera
Heute gilt Vivian Maier als eine der wichtigsten Street Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Sie lebte als Kindermädchen in Chicago und New York und verlies niemals ohne Kamera das Haus. Skurril ist, dass sie mit niemandem auch nur eines ihrer Werke teilte. Kurz vor ihrem Tod konnte sie die Miete für den Lagerraum, in dem die Filme und Bilder gelagert waren, nicht mehr bezahlen, daher wurde ihr Lebenswerk versteigert. Kurz darauf verstarb sie. Das um ein paar 100 Dollar ersteigerte Konvolut mit rund 20.000 Negativen und 2000 Abzügen sorgte für einen Vermarktungsstreit.
Die 81 minütige Doku ist auf DVD, BlueRay und auf Amazon Prime Video erhältlich.
Afrikas wilder Süden – Paul Kornacker
Werbung in eigener Sache
Ein bisschen Werbung in eigener Sache sei uns hoffentlich gestattet. Am 22. Februar 2022 zeigt Paul Kornacker die grandiose Natur des südlichen Afrikas. Der Olympus Visionary und Naturfotograf des Jahres 2014 war einige Male in Afrika, zuletzt 11 Monate in Namibia, und zeigt euch die außergewöhnliche Tier- und Pflanzenwelt. Dabei erfahrt ihr nicht nur viel Wissenswertes über die “Big Five” sondern auch über kleinere Tiere, Bäume die gar keine sind und die älteste Wüste der Erde. Natürlich darf hier auch ein Besuch im Kruger Nationalpark nicht fehlen.
Dieser 90 minütige kostenlose Vortrag ist ausschließlich Live zu sehen und wird nicht auf YouTube bereit gestellt. Also seid am am 22. Februar 2002 ab 19:00 dabei!
Link zur Registrierungen mit automatischer Erinnerung
Don’t Blink – Robert Frank
Blicke in die Seele Amerikas
Der Schweizer Robert Frank zog mit 24 Jahren nach Amerika wo er 2019 im Alter von 94 Jahren verstarb. Bei einer großangelegten Reise durch die USA 1958 schoss er mehr als 28.000 Bilder, eine Auswahl davon stellte er zum Bildband “The American” zusammen, womit er die Ästhetik des Fotobuchs revolutionierte. Die New York Times bezeichnet ihn als “Der einflussreichste Fotograf der Gegenwart”. Der Dokumentarfilm zeigt sehr unterhaltsam sein Leben. Leider kommen dabei seine eigentlichen Werke viel zu kurz zur Geltung.
Die 88 minütige Doku ist auf DVD erhältlich.
Unsere Erde – Der Film
Eine BBC Produktion
So vielseitig unser Planet, so vielseitig auch diese Naturdokumentation über unseren Planeten. An mehr als 200 verschiedenen Orten drehten rund 40 Kamerateams ein faszinierendes Portrait der Erde. „Würden wir diesen Film in zehn oder 20 Jahren drehen, könnten wir viele dieser außergewöhnlichen Bilder, die wir jetzt auf der großen Leinwand zeigen, gar nicht mehr einfangen“, gibt Regisseur Alastair Fothergill zu bedenken.
Die ca. 99 minütige Doku ist auf DVD, BlueRay sowie auf zahlreichen Streamingplattformen erhältlich.
Mittlerweile ist auch bereits ein zweiter Teil von Unserer Erde erschienen.
Annie Leibovitz
Life through a Lens
Annie Leibovitz ist eine der berühmtesten und erfolgreichsten Fotografinnen der Gegenwart. Sie fotografierte für den Rolling Stone und beteiligte sich später an der Gründung des US Magazin Vanity Fair und wurde dort Cheffotografin. Sie fotografierte aber nicht nur die schwangere Demi Moore oder den nackten John Lennon sondern arbeitete auch zunehmend in der Werbung. Annies Schwester Barbara Leibovitz ist Dokumentarfilmerin und begleitete ihre Schwester bei der Arbeit.
Die 90 minütige Dokumentation ist auf DVD und auf Amazon Prime Video erhältlich.
Helmut Newton
Frames from the Edge
Helmut Newton ist wohl den meisten bekannt. Ob Mode, Porträt oder Akt, Newtons voyeuristische Arbeiten sind ein Abbild der westlichen Gesellschaft. Die schon etwas in die Jahre gekommene Doku stammt auf dem Jahr 1988. Sehenswert ist sie dennoch, vor allem für Fotografen und Fotografinnen. Die Doku zeigt nicht nur den Menschen, sondern auch den Fotografen und Künstler.
Die Dokumentation dauert 99 Minuten und ist auf DVD sowie einigen Streaming Plattformen erhältlich.
The Bad And The Beautiful
Eine aktuellere Dokumentation über Helmut Newton erschien 2020 zu seinem 100. Geburtstag. Die Doku zeigt dabei nicht nur die berührende Lebensgeschichte sondern wirft auch einen Blick auf sein nicht unumstrittenes Lebenswerk.
Die 58 minütige Dokumentation ist noch bis 14.1.2022 in der ZDF Mediathek verfügbar. Darüber hinaus auf DVD und per Stream erhältlich. Link zur Mediathek: https://www.zdf.de/kultur/kultur/helmut-newton-the-bad-and-the-beautiful-102.html
Nichts dabei?
Keine Lust auf Doku? Auf unserer Website bieten wir zahlreiche kostenlose Online-Vorträge an. Die meisten davon sind auch nachträglich auf YouTube zu sehen.
Wer lieber neues Lernen möchte, dem empfehlen wir einen Blick in unsere Online-Seminare zu werfen. Von Eisvogelfotografie bis zur Astrofotografie. Vom Streifzug durch Rom bis zur Digitalen Dunkelkammer.
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Fotoworkshop-Programm für das 2. Juni-Wochenende veröffentlicht!
Das Fotoworkshop-, Seminar- und Fotowalk-Programm: Weniger ist mehr – aber nicht immer 😉
Wer uns folgt, der weiß dass wir Ende November traditionell das Kursprogramm für den nächsten Sommer veröffentlichen. Man kann sich schließlich nicht früh genug auf etwas freuen und so haben wir heute die Vorfreude-Saison eingeläutet. Natürlich hat das auch den positiven Nebeneffekt, dass unentschlossene Weihnachts-Wünscher und -Schenker nun vielleicht doch noch eine Idee für ein Geschenk finden. So ein Workshopticket macht sich ganz gut unter dem Weihnachtsbaum, finden wir. 🙂
Wollen wir uns mal anschauen, was wir so für euch haben und warum wir hier von “Weniger ist mehr – aber nicht immer” sprechen?
„Weniger ist mehr!“
Das zumindest behauptet Thomas Adorff in seinem Foto-Workshop zu monochromen Porträts on Location im Rahmen der Photo+Adventure 2022 im Landschaftspark Duisburg-Nord. Und wer den Szene-Fotografen kennt, weiß, dass er in seinem Kurs am zweiten Juni-Wochenende für diese These gute Gründe anführen und sie am Ende mit wunderbaren Bildern seiner Teilnehmer belegen wird.
Unser Motto ist allerdings ein anderes:
“Mehr ist mehr!”
Knapp 60 Workshops, Seminare und Fotowalks haben wir soeben veröffentlicht. Gut möglich, dass noch einige weitere hinzukommen werden, bevor am Freitag, 10. Juni, die ersten Referenten mit ihren Teilnehmern vor der faszinierenden Kulisse aus Rost, Stahl und wilder Natur, mit der das ehemalige Hüttenwerk im Herzen der Parkanlage aufwartet, auf Fotopirsch gehen.
Noch wichtiger als die Masse ist uns aber natürlich die Klasse. Und dafür stehen auch in diesem Jahr wieder namhafte Referenten ein. Dazu zählen etwa Fotokünstler Pavel Kaplun, Olympus Visionary Adrian Rohnfelder, Ballettfotograf Sascha Hüttenhain oder Lichtmaler Olaf Schieche (ZOLAQ). Freuen darfst du dich zudem auf einen ausgewogenen Mix aus unseren Evergreens wie die Landmarkentour, das Lightpainting, die Langzeitbelichtung bei Nacht im bunt illuminierten Park oder auch die Tierfotografie im Zoo und spannenden Neuheiten. So werden etwa die Fotografen Frank Doorhof mit „Modern Fairytale“, Heike Herden mit „Foodfotografie“, Frank Jurisch mit „Experience Light“-Workshops und Paul Kornacker mit „Kleines in Groß“ und Lars Poeck mit “Kreativen Fotoideen” Mitte Juni ihre Photo+Adventure-Premiere feiern. Ebenfalls neu in unserem Programm sind etwa die Kurse „Teale and Orange“ mit Guido Rottmann und „Fotografie und Farbe!“ mit Paul Leclaire.
Am Ende ist aber auch
„Weniger ist mehr!“
noch ein stimmiges Motto für uns geworden. Ganz bewusst haben wir nämlich viele Kurse mit geringer Teilnehmerzahl angelegt. Wer etwa mit Klaus Wohlmann und „Mit Licht und Schatten Emotionen erzeugen“ oder von Ingo Müller in „Die kleinen Geheimnisse der Porträtfotografie“ eingeweiht werden möchte, wird maximal sieben Mitstreiter an seiner Seite haben, noch weniger sind mit Alexander Otto „From Dusk till Dawn” unterwegs oder beim „Experimentellen Lightpainting“ mit ZOLAQ dabei. Die kleine Teilnehmerzahl verspricht einen optimalen Betreuungsschlüssel, viel Zeit an der Kamera und besten Lernerfolg.
Mit dabei sind natürlich auch wieder Hans-Peter Schaub (Blütenträume), Anouchka Olszewski und Peter Giefer (Entschleunigte Fotografie),Daniel Spohn (Weitwinkelfotografie und Bokeh), Frank Werner (Optimaler Workflow maximaler Bildqualität), Jens Brüggemann (Beauty-Porträt- & Fashion, Let’s rock it, Baby), Jochen Kohl (Nude, Just a Portrait), Marcus Klimek und Olaf Wolf mit drei verschiedenen Leica-Kursen, Marc Kairies mit seinen beiden analogen Großformat-Workshops und Torsten Thies unter anderem mit seiner Exkursion ins Trainingsbergwerk Recklinghausen.
Ganz schön viel Auswahl – und es ist noch nicht mal alles! Hier findest du den Überblick über alle Kurse.
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