Willkommen im Weinland Texas
Herbstzeit ist Weinzeit – ein erlesener Tropfen macht einen gemütlichen Abend am Kaminfeuer oder in geselliger Runde erst perfekt. Auch in unserem Partnerland Texas weiß man dies zu schätzen. Nicht umsonst ist der Lone Star State die älteste Weinregion der USA und der fünftgrößte Weinproduzent der Vereinigten Staaten. Doch trotz dieser bedeutenden Rolle in der amerikanischen Weinindustrie sind die texanischen Weinregionen als Reiseziel weitgehend unbekannt. Es ist an der Zeit, dies zu ändern!
„Best in the US“ – diesen Titel hat Lonely Planet im Vorjahr auch den Weinregionen von Texas verliehen und sie damit zu einem der zehn spannendsten Orte in den USA ernannt.
In Grapevine, gelegen in der Metropolregion Dallas-Fort Worth, versammeln sich etwa jedes Jahr im September Weinliebhaber zum GrapeFest, einem der größten Weinfeste des amerikanischen Südwestens. Im Rahmen des viertägigen Festivals auf der Hauptstraße des Ortes findet unter anderem der bedeutendste Wettbewerb mit Endverbrauchern als Jury statt, das People’s Choice Wine Tasting Classic. Die Stadt wird aber auch sonst ihrem Namen gerecht: Das ganze Jahr über steht der Rebensaft im Mittelpunkt des Geschehens. Sieben Probierstuben der ortsansässigen Weingüter haben sich zu einem Urban Wine Trail zusammengeschlossen und bieten Besuchern neben täglichen Weinproben zahlreiche saisonale Veranstaltungen, unter anderem den Hallo-Wine Trail im Oktober oder den romantischen Sweetheart Wine Trail im Februar.
Fünf Millionen Besucher erkunden jährlich Texas Hill Country
Von Austin nach Fredericksburg und von Lampasas nach New Braunfels erstreckt sich das Texas Hill Country. Mit fünf Millionen Besucher pro Jahr und der mit 46 Weingütern größten Dichte in Texas ist es nach dem Napa Valley die meistbesuchte Weinregion in den Vereinigten Staaten. Entlang dem Highway 290, der Weinstraße des Hill Countries, bieten verschiedenste Winzer Verkostungen und Führungen an. Vier Mal finden hier Veranstaltungen zu verschiedensten Themen statt, die sogenannten Wine Trails. Ihre neuesten Kreationen präsentieren Winzer traditionell im Oktober beim Texas Wine Month Trail.
Der älteste texanische Weinbetrieb ist die 1976 gegründete Llano Estacado Winery in Lubbock im Nordwesten von Texas. Die Weintrauben des mehrfach ausgezeichneten Gutes stammen mehrheitlich aus einem Radius von 160 Kilometer um die Stadt Lubbock.
Spanische Missionare legten Grundstein für das Weinland Texas
Das trockene Klima des US-Bundesstaats gilt seit jeher als sehr weinfreundlich. Winzer John Leahy aus Texas Hill Country hebt zudem die kalkhaltige Böden hervor, die dem Wein eine belebende Säure verleihen und dessen Aromen voll zur Entfaltung bringen. Schon im 17. Jahrhundert soll in der Gegend um El Paso, an der mexikanischen Grenze, der erste Wein von spanischen Missionaren produziert worden sein. Heute wird in Texas eine Fläche von über 1.700 Hektar für den Weinanbau genutzt. Aufgeteilt ist diese auf acht Weinanbaugebiete mit kontrollierter Herkunftsbezeichnung, darunter Texas High Plains, Escondido Valley, Texas Hill Country und Mesilla Valley. Über 300 Weingüter produzieren hier per anno fünf Millionen Liter Wein. Cheers!
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Portraitfotografie: Variationen fotografieren – von Jens Brüggemann
Anfänger begehen oft den Fehler, dass sie den Fokus ihrer Bemühungen auf die (Kamera- und Beleuchtungs-) Technik legen. Bei den von mir durchgeführten Workshops erlebe ich daher immer wieder, dass, sobald ein Portraitfoto endlich richtig scharf gestellt und korrekt belichtet wurde, sich die Teilnehmer schnell mit dem – technisch korrekten – Ergebnis zufrieden geben. Meist wird dann noch zum Model gesagt „und jetzt noch bitte einmal lächeln“ – und dann wird das letzte Foto dieser Einstellung mit dem nun lächelnden Model geschossen. Anschließend wird dann zufrieden diese Aufnahmeserie beendet.
Doch dies ist der Punkt, an dem professionell agierende Fotografen eigentlich erst so richtig starten. Bei mir und anderen Profis ist der Weg zum korrekt belichteten und beleuchteten Foto, das auf den bildwichtigen Punkt scharf gestellt wurde, ein (zeitlich gesehen) ganz kurzer. Und wir wissen auch, dass sich tolle Portraitfotos nicht, wie man sprichwörtlich meinen sollte, „auf Knopfdruck“ erstellen lassen. Vielmehr müssen außergewöhnlich schöne und/oder ausdrucksstarke Porträts regelrecht „erarbeitet“ werden. Und zwar nicht (nur) im technischen Sinne, sondern vor allem auch im Zusammenspiel zwischen Model und Fotograf.
Die Mimik, die Pose, der Blick, die Kopfhaltung und die Körperspannung des Models sind (neben weiteren Faktoren wie zum Beispiel der eventuell eingesetzten Beleuchtung) allesamt dafür verantwortlich, wie das fertige Foto letztendlich wirkt.
Allerdings ist damit nicht gemeint, dass ihr einfach nur dutzende Male „draufhaltet“ und immer wieder das gleiche fotografiert. Vielmehr geht es darum, mit Hilfe kleiner Variationen sich an das optimale Ergebnis heran zu tasten.
Variationen aber nicht nur vom Posing des Models – sondern auch von eurer Perspektive, eurem Bildausschnitt, etc.
Ich fotografiere bei meinen Fotoshootings Variationen vom Gesichtsausdruck, ich verbessere die Pose des Models durch kleine Anweisungen, suche ständig nach dem noch interessanteren Bildwinkel und verändere dabei auch meinen Abstand und die Position (sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Hinsicht) aus der ich fotografiere. Sprich: Kein Foto ist wie das andere, ich bin ständig in Bewegung. Die Ergebnisse bei meinen Portraitfotoshootings sind daher immer sehr vielfältig, kein Foto ist wie das andere. Das macht zwar die Bildauswahl schwerer, denn wer möchte schon entscheiden, welches der nebenstehend gezeigten Varianten das beste Foto ist – sofern es überhaupt ein „bestes“ Foto gibt, denn letztendlich ist genau das, also die Fotoauswahl, rein subjektiv. Doch ich habe eben die Auswahl, aus vielen guten Fotos dasjenige auszuwählen, welches meinen Vorstellungen eines idealen Portraitfotos am nächsten kommt.
Wenn ich mich zwischen mehreren Fotos mal gar nicht entscheiden kann, dann kann ich immer noch – wie hier zu sehen – eine Collage machen, welche auch ihren Reiz hat. Und anhand solcher Bilderserien könnt ihr euch gut eine Vorstellung davon machen, wie solch ein Beautyporträt-Fotoshooting abläuft…
Fazit
Wenn ihr mehr Variationen desselben Motivs fotografiert, habt ihr eine viel größere Bildauswahl. Das erlaubtes euch, wirklich das Foto auszuwählen, das euren Vorstellungen eines optimalen Portraits am nächsten kommt! Und wenn ihr viele tolle Ergebnisse habt und euch nicht entscheiden könnt, dann macht aus den besten 4, 6, 9 oder 12 Ergebnissen einfach eine Bilderserie oder Collage.
Technik:
Bilderserie 1, Titelbild: Nikon D5 mit Nikkor 1,4/105mm. 1/125 Sek., Blende 5,6, ISO 400
Bilderserie 2: Nikon D810 mit Nikkor 2,8/105mm. 1/200 Sek., Blende 3,2, ISO 200
Bilderserie 3: Nikon D810 mit Nikkor 2,8/105mm. 1/160 Sek., Blende 4,0, ISO 100
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Geeignete Hintergründe für die Porträtfotografie finden – von Jens Brüggemann
Vielen Fotografen fehlt die Fantasie bei der Wahl geeigneter Locations für ihre geplanten Fotoaufnahmen. Sie „sehen“ das Potential nicht, das in vielen – auch kleinen – Örtlichkeiten steckt. Dabei ist vor allem auch in der Porträtfotografie oftmals nur wenig Platz vonnöten. Je nach Bildausschnitt reicht eine kleine Fläche wie zum Beispiel DIN A1 oder gar DIN A2 schon als Hintergrund aus.
Doch was ist als Hintergrund für Porträtfotos geeignet? Ich behaupte: Viel mehr, als ihr denkt! Selbst hässlich empfundene Hintergründe können bei schönem Licht (z.B. Gegenlicht) und mit genügend Unschärfe stimmungsvoll aussehen, etwa wenn die Unschärfe die unschönen Elemente geradezu „auflöst“. Allerdings sehen wir Menschen die Welt natürlich viel zu realistisch (und scharf) und es bedarf schon ein wenig Übung, um sich die Welt als eine Ansammlung von mehr oder weniger geeigneten Locations für Fotosessions vorzustellen.
Das Können eines guten Fotografen besteht also zu einem großen Teil auch darin, die Welt nicht so zu betrachten wie andere Menschen – sondern so, wie sie auf Fotos aussehen könnte! Dazu gehört, sich den effektvollen Bildausschnitt vorzustellen; gerade das Weglassen störender Elemente sorgt dafür, dass Fotos als besonders gelungen angesehen werden. Die ganze Bildaussage hängt zuweilen vom verwendeten Bildausschnitt ab.
Auch das Verdichten beispielsweise einer Reihe von Bäumen in einer Allee kann und wird ganz anders auf dem Foto wirken als beim Betrachten derselben in natura. Dann stellt sich noch die Frage, welche Bereiche des Bildes scharf und welche unscharf wiedergegeben werden sollen. Auch das führt dazu, den Blick des Betrachters zu beeinflussen und das Foto nunmehr als subjektiv interpretierte Form der Wirklichkeit zu sehen. Und auch der Kamerastandpunkt hat einen großen Einfluss darauf, was hervorgehoben wird und was in Unbedeutsamkeit verschwindet.
Die Wahl der Verschlusszeit hat ebenfalls einen großen Einfluss auf die Bildaussage und die Bildwirkung. So wird das Einfrieren von Regentropfen, hervorgerufen durch eine kurze Verschlusszeit, einen ganz anderen Effekt haben als der Regenschleier, der sich aufgrund einer langen Verschlusszeit ergibt (die dazu führt dass der Regen als „Vorhang nasser Bindfäden“ wahrgenommen wird). Und auch die Entscheidung des Fotografen, die Fotos in Schwarzweiß zu schießen, sorgt nicht selten für eine Abstraktion, die in manchen Fällen als besonders künstlerisch angesehen wird und auf jeden Fall ebenfalls die Bildaussage beeinflusst.
Bild 1: Kaum jemand würde beim Anblick des Parkplatzes hinter meinem Fotostudio auf die Idee kommen, dass dieser als Hintergrund für die Porträtfotografie besonders geeignet ist (siehe Foto mit Beleuchtungsaufbau). Ist er aber, denn letztendlich benötigte ich nur das Gebüsch im Hintergrund und die Bank im Vordergrund (quasi als Requisit). Die weiteren Zutaten für diese Beautyporträts sind eine offene Blende, die dafür sorgt, dass der Hintergrund schön unscharf wiedergegeben wird, und ein wenig Beleuchtungstechnik (2x Elinchrom ELB400 mit je einem Blitzkopf). Für das Hauptlicht verwendete ich die Portalite Oktabox und für das Haarlicht einen einfachen Standardreflektor.
Bild 2: Business-Porträts fotografiere ich gerne vor entsprechend passenden Hintergründen, wie beispielsweise (Glas-) Fassaden von Bürogebäuden. Auch hier sorgt die Abstraktion des Bildausschnitts dafür, dass das Foto universell verwendbar ist und nicht zwangsläufig mit einem bestimmten Unternehmen in Verbindung gebracht wird.
Fotografiert ihr in der Natur so werdet ihr viele geeignete Hintergründe finden (Bild 3)! Bei der Wahl eurer Perspektive und des Bildausschnittes achtet darauf, dass möglichst keine kontrastreichen und damit auf dem Foto störenden Elemente zu sehen sind (bei diesem Foto hätten beispielsweise dunkle Baumstämme im Hintergrund oder eine angrenzende grüne Wiese gestört). Manchmal sind es ganz kleine Positionsveränderungen des Fotografen die eine große Bildwirkung haben, weshalb ihr bei euren Aufnahmen immer flexibel und ständig auf der Suche nach einem besseren Bildausschnitt sein solltet.
Fazit
Gerade für die Porträtfotografie lassen sich leicht viele geeignete Hintergründe finden. Manchmal reicht eine Mauer (Bild 4), ein andermal einfach eine Tapete oder sogar nur eine Rolle buntes Geschenkpapier. Einen geeigneten Hintergrund zu finden ist umso einfacher, desto kleiner der Bildausschnitt ist und/oder wenn mit offener Blende fotografiert wird. Beides ist bei Porträts regelmäßig der Fall. Bei Fashionfotos hingegen muss naturgemäß der geeignete Hintergrund etwas größer sein. In der Natur ist dies kein Problem geeignete Hintergründe zu finden, die groß genug sind. Weite Flächen begünstigen euer Vorhaben euer Model vor dem (unscharfen) Hintergrund abheben zu lassen. Fotografiert ihr hingegen in Innenräumen so achtet darauf, dass die Räumlichkeiten möglichst kontrastarm eingerichtet und nicht zu voll gestellt sind (Bild 5). Dunkle Bilder an den Wänden, farbige Heizkörper oder ein dunkler Teppich hätten die Wirkung dieses monochrom gehaltenen Fotos zerstört.
Technik
Bild 1: Nikon D810 mit Nikkor 1,4/105mm. 1/1250 Sek., Blende 1,4, ISO 64.
Bild 2: Nikon D2X mit Nikkor 2,8/300mm. 1/1000 Sek., Blende 3,2, ISO 200.
Bild 3: Nikon D810 mit Nikkor 1,4/50mm. 1/1600 Sek., Blende 1,4, ISO 64.
Bild 4: Nikon D810 mit Nikkor 2,8/105mm. 1/250 Sek., Blende 2,8, ISO 320.
Bild 5: Nikon D5 mit Nikkor 1,4/50mm. 1/250 Sek., Blende 2,0, ISO 200.
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Fotografie auf Reisen – Tipps von Mario Dirks
Ich liebe die Fotografie und ich reise sehr gerne. Dass ich in meinem Beruf als Fotograf beides kombinieren kann, ist ein großes Geschenk, für welches ich sehr dankbar bin.
Auf manchen Reisen komme ich an meine fotografischen Grenzen, denn es ist vor Ort leider nicht immer alles perfekt. Wenn man verreist, hat man oft bekannte Motive aus Reiseprospekten & Hochglanzmagazinen im Kopf, wie z.B. Taj Mahal, Machu Picchu usw. und merkt dann vor Ort leider, das die Realität meist ganz anders aussieht. Bei mir spielt oft das Wetter nicht mit, tolle Gebäude sind durch Baugerüste verdeckt, die Sonne steht nicht richtig, es sind zu viele Touristen vor Ort,…
Hier möchte ich euch ein paar Tipps geben, wie ihr bei der Fotografie auf Reisen zu besseren Aufnahmen gelangt.
Vorbereitung
Manchmal zeigen mit Workshopteilnehmer Fotos von Motiven, die sie auch gerne ähnlich fotografieren möchten. Oft handelt es sich um Fotos die für National Geographics fotografiert wurden. Dann versuche ich erst einmal aufzuklären, wie viel Aufwand und Vorbereitungszeit es gebraucht hat um eben genau dieses Foto zu machen.
Die meisten von uns werden solch einen Aufwand nicht betreiben wollen, aber trotzdem ist eine gute Vorbereitung das A & O. Das beginnt beim Kamera & Equipmentcheck vor Reisebeginn und endet mit dem Wettercheck vor Ort. Ich plane meine Fototouren aufgrund des Sonnenstandes. Dafür benutze ich u.a. die App. Photopills, es gibt aber auch andere Apps die diesen Zweck erfüllen. Hier kann ich jeden Ort der Welt eingeben und sofort sehen, wann die Sonne wo genau auf & unter geht und wie mein Motiv zu welcher Uhrzeit ausgeleuchtet ist. So vermeide ich unerwünschte Gegenlichtsituationen, weiß wann die goldene und blaue Stunde beginnt und endet u.v.m.
Ich nutze, wenn vorhanden, auch oft Webcams um mir ein Bild über die momentane Wetter- oder Lichtsituation vor Ort zu machen. So sehe ich auch, ob mein Motiv gerade mit einem Baugerüst versehen ist. Auch Google Maps oder Google Earth ziehe ich in meine Planungen mit ein um z.B. eine ideale Perspektive zu finden. So spare ich vor Ort eine Menge kostbare Zeit und vermeide anstrengende Umwege.
Zubehör
Nichts ist ärgerlicher als auf Reisen in Regionen weitab vom nächsten Fotogeschäft festzustellen, das man sein Ladegerät oder seine Speicherkarte zu Hause vergessen hat.
Man sollte sich grundsätzlich eine Liste machen oder die Packliste der Photo+Adventure verwenden, auf welcher alle relevanten Dinge aufgeführt sind und diese akribisch vor Packen der Fototasche abarbeiten. Neben diesen Dingen die natürlich in jeden Fotorucksack gehören gibt es einiges an Zubehör, was bei mir auf keiner Reise fehlen darf. Da sind z.B. diverse Filter, die aufgrund der physikalischen Gesetze nicht mit Photoshop oder Lightroom simulierbar und sehr praktisch ist.
Der Polarisationsfilter (Polfilter)
Den habe ich so gut wie immer auf meinem Objektiv. Er minimiert oder vertärkt Reflexionen auf nichtmetallischen Gegenständen. So verstärkt er auch Farben und Kontraste. Der Himmel wird blauer, die Wolken sind besser zu sehen. Ich kann damit durch Wasser teilweise bis auf den Grund schauen. Das Gras einer Weide z.B. ist durch Tau am morgen oft leicht feucht und reflektiert den hellen Himmel. Mit dem Polfilter kann ich diese Reflektion herausfiltern und es ist wieder satt grün. Auch das Fotografieren durch spiegelnde Glasscheiben ist damit möglich. Gerade in der Landschaftsfotografie wird dieser Filter gerne eingesetzt um zu den typischen Postkartenfotos zu gelangen.
Der Grauverlauf-Filter
Auch diesen Filter habe ich immer dabei. Oft ist in der Landschaftsfotografie der Himmel sehr hell. Belichte ich auf den Himmel um die Wolken herauszuarbeiten, ist meist die Landschaft zu dunkel. Belichte ich wiederum auf die Landschaft um dort alles erkennen zu können, ist der Himmel „ausgefressen“, hat also keine Zeichnung mehr. Der Grauverlauffilter dunkelt den Himmel ab und vermindert so schon beim Fotografieren die extremen Kontraste. Oft höre ich: „Das kann ich ja auch später in Lightroom machen. Meist ein großer Fehler, denn wenn der Kontrast zu stark ist, sind auch im RAW im keine Informationen mehr hellen Himmel vorhanden. Er bleibt also auch in der RAW Entwicklung weiß.
Der neutraldichte Graufilter (ND-Filter)
Bei diesem Filter handelt es sich um ein grau eingefärbtes Glas. Er lässt je nach Dichte weniger Licht in die Kamera gelangen. Bedingt dadurch verlängert sich die Belichtungszeit. Genau dieser Effekt führt bei bewegten Motiven zu interessanten Ergebnissen. Ein Bachlauf oder Wasserfall wirkt durch eine längere Belichtungszeit von mehreren Sekunden z.b. plötzlich nicht mehr dynamisch, sondern eher malerisch weich und vermittelt Ruhe. Auch vorbeiziehende Wolken bringen bei einer Belichtungszeit von 30 Sek. bis zu mehreren Minuten eine interessante Dynamik ins Bild. Mit einem sehr starken ND Filter bin ich in der Lage, Plätze die von Touristen nur so wimmeln, menschenleer zu bekommen. Hierfür benötige ich dann allerdings schon lange Belichtungszeiten von mehreren Minuten bis Stunden.
Die oben aufgeführten Filter gibt es zwar einzeln als Schraubfilter, davon rate ich aber ab, da bei einer Kombination aus 2 oder mehr Filtern immer eine störende Vignette im Bild entsteht. Ich empfehle eher ein Set namhafter Hersteller. Es ist durchdacht, hochwertig verarbeitet und die Bildergebnisse sprechen für sich.
Das Stativ
Auf meinen Reisen habe ich gerade für Landschaftsfotografie IMMER ein stabiles Stativ dabei. Dies hat mehrere Gründe:
- Ich „entschleunige“ dadurch und komme etwas zur Ruhe. Dadurch nehme ich mir viel mehr Zeit für Motivauswahl, Beschnitt und einen optimalen Bildaufbau.
- Je nach Landschaft soll alles möglichst scharf abgebildet werden. Dies bedingt eine kleine Blendenöffnung wie z.B. f16. Je nach Lichtsituation, benutztem Filter & Objektiv, komme ich damit schon in kritische Belichtungszeiten von 1/30 Sek. oder 1/15 Sek. Diese Bilder würden aus der Hand fotografiert definitiv verwackeln.
- Gerade bei der Arbeit mit ND Filtern und Langzeitbelichtungen, wo mehrere Sekunden Belichtungszeit erforderlich sind, ist ein Fotografieren ohne stabile Unterlage oder Stativ nicht möglich.
Auch hier gibt es natürlich unterschiedliche Anbieter. Wichtig ist, dass das Stativ sehr stabil steht und ein entsprechend für die Ausrüstung ausgelegter Stativkopf verwendet wird. Dadurch erhaltet ihr auch noch scharfe Fotos, wenn es mal etwas windiger ist.
Fotografieren von Menschen
Gerade beim Fotografieren von Personen auf Reisen sollte man vorsichtig sein. In einigen Ländern stiehlt man der Person die man Fotografiert, mit dem Foto die Seele.
So etwas kann schnell vor Ort zu Unstimmigkeiten bis zu Streitigkeiten ausarten. Man sollte sich also im Vorfeld ein bisschen über Benimmregeln, Verhaltensweisen, Religion usw. des zu bereisenden Landes informieren.
Viele Fotografen haben auf Reisen Hemmungen eine Person, die sie fotografieren möchten, anzusprechen. Sie machen daher ihre Portraits lieber unbemerkt, mit einem Teleobjektiv, aus der Entfernung. Die Ergebnisse sind Street-Style-Fotos, die manchmal ganz interessant sind, aber nicht immer optimal.
Trau dich!
Der Reportagefotogarf Robert Capa hat einmal gesagt: „Sind deine Fotos schlecht, warst du zu weit weg…“ Und er hatte recht! Ich sage meinen Teilnehmern immer wieder: Geht nah ran und traut euch, die zu fotografierende Person anzusprechen.
Macht Konversation, notfalls mit Händen und Füßen. Fragt z.B. was die Person beruflich macht, wo sie herkommt oder lobt sie sie für ihre Kleidung, das schöne Lächeln oder was auch immer… Ihr werdet merken, meist ist das Eis nach kurzer Zeit gebrochen und ihr werdet mit ehrlichen, direkten Foto belohnt. Zeigt gerne 1-2 Bilder auf der Kamera und lasst der Person falls möglich, nach Rückkehr von der Reise ein paar Abzüge zukommen.
Nicht mit dem ersten Foto zufrieden geben!
Wenn ihr glaubt ihr habt euer Bild im Kasten, dann wartet noch kurz! Denn oft passiert kurze Zeit später etwas, wodurch das Foto noch besser wird… 😉
Ich hoffe ich konnte euch mit einigen meiner Tipps motivieren, gleich die nächste Reise zu buchen um ganz besondere Fotos von Orten & Menschen zu machen.
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Sommerliche Insektenfotografie: Das richtige Equipment – ein Gastbeitrag von Prophoto
Dem einen sind sie lästig, weil sie zerquetscht auf der Windschutzscheibe des Autos kleben oder gerne mal stechen und juckende Dellen hinterlassen, dem Fotografen jedoch sind sie ein willkommenes Makro-Motiv: Insekten.
Allerdings sind die kleinen Tierchen oftmals auch eine Herausforderung an die eigene Geduld, denn sie fliegen gerne auf und davon, wenn man gerade den richtigen Winkel zum Fotografieren gefunden hat. Daher erfordert die Insektenfotografie nicht nur grundlegende Fotografie-Kenntnisse, sondern auch ein wenig Glück, Geduld und vor allem Ausdauer. Nicht selten stellt man erst später am Rechner fest, dass das Motiv doch nicht 100% scharf abgebildet ist, weil es sich selbst bewegt hat, ein Windhauch das Blümchen wackeln lässt auf dem es so schön posiert oder man selbst in den unnatürlich verrenkten Positionen in Bodennähe ein wenig ins Schwanken geraten ist. Denn was man nicht vergessen darf ist die Herausforderung der geringen Schärfentiefe, die die Makrofotografie nun einmal mit sich bringt – auch wenn moderne Kameras dank geeigneter Aufnahmemodi, schneller Serienbildfunktionen und zuverlässigem Autofokus heute mehr „Treffer“ landen, als das noch vor ein paar Jahren der Fall war.
Wer sich mit der Insektenfotografie beschäftigen möchte, dem sei eine Kamera mit Wechseloptik empfohlen. Auch, wenn insbesondere Superzoomkameras üblicherweise auch einen gewissen Makrobereich abdecken, so reicht dieser in den meisten Fällen nicht aus, um Insekten wirklich wirkungsvoll ablichten zu können. Eine kompakte System- oder Spiegelreflexkamera mit einem entsprechenden Makro- oder Spezialobjektiv ist deutlich besser geeignet.
Makroobjektive sind in der Regel bis zu einem Abbildungsmaßstab 1:1berechnet. Spezialobjektive dagegen erlauben auch 20-fache Vergrößerungen.
Der normale Einstellbereich (und damit der Abstand zum fotografierten Motiv) der sonst standardmäßig zum Fotografieren verwendeten Objektive reicht nicht aus, um kleine Objekte wie etwa Blüten, Bienen und Käfer, formatfüllend zu fotografieren. Mit Naheinstellhilfen als Zubehör ist jedoch auch bei Standardbrennweiten eine formatfüllende Abbildung möglich. Die einfachste Möglichkeit ist eine Vorsatz- oder Nahlinse, die die Objektivbrennweite verkürzt. Sie erfordert zwar keine Verlängerung der Belichtungszeit, geht aber zu Lasten der gleichmäßigen Schärfe, sofern man nicht mindestens auf Blende 8 abblendet.
Zwischenringe, die bei kompakten System- und Spiegelreflexkameras zwischen das Kameragehäuse und das normale Objektiv montiert werden, machen aus diesem fast ein Makroobjektiv, wobei allerdings länger belichtet werden muss. Die tubusförmigen Zwischenringe bringen eine starre Auszugsverlängerungmit sich, ermöglichen aber einen Abbildungsmaßstab von 1:1.
Balgengeräte wirken wie Zwischenringe, sie erhalten jedoch die optische Leistung des Objektivs und lassen sich stufenlos einstellen. Sie ermöglichen die Lupenfotografie, das heißt, das Objekt wird in übernatürlicher Größe abgebildet.
Umkehrringe ermöglichen es, das Objektiv „verkehrt herum“, also mit der Vorderlinse zur Kamera gewandt, anzubringen (Retrostellung). Dadurch kann man nicht nur näher an das Objekt herangehen, sondern gewinnt auch zusätzliche Schärfe im Makrobereich.
Welche Naheinstellhilfe zu welcher Kamera erhältlich ist, steht in der Regel in der Bedienungsanleitung der Kamera.
Kommen wir aber noch einmal zurück zu den Makroobjektiven. Dabei handelt es sich um spezielle Objektive, die für den Nahbereich besonders korrigiert sind. Sie erlauben ein stufenloses Naheinstellen bis in den Makrobereich (Abbildungsmaßstäbe 1:2 oder 1:1), was an ihren sehr langen Einstellschnecken liegt. Es gibt sie als Normal- oder Teleobjektiv, für Brennweiten von 50 bis 200 mm oder als Zoomobjektive. Diese verfügen allerdings über eine etwas geringere Lichtstärke. Ein Makro-Teleobjektivempfiehlt sich immer dann, wenn zwischen Kamera und dem zu fotografierenden Objekt Beleuchtungseinrichtungen, wie Blitzgeräte oder Aufheller, angebracht werden müssen.
Während die Belichtungsverlängerung bei Naheinstellhilfen (außer Vorsatzlinsen) und Makroobjektiven im Zeitalter der TTL-Belichtungsmessung (Through The Lens = durch das Objektiv) kein Thema mehr ist, sollte man allerdings besonders auf die oben bereits erwähnte geringe Schärfentiefe im Nahbereich achten. Sie beträgt oft nur noch Millimeter, wenn nicht sogar nur Bruchteile davon. Das erfordert notwendigerweise ein stärkeres Abblenden, also das Fotografieren mit geschlossener Blende (höhere Blendenzahl). Bei strahlendem Sonnenschein stellt die längere Belichtungszeit oftmals kein Problem dar, problematisch wird es jedoch, zu helle Lichter und tiefe Schatten auszubalancieren.
Hier kann ein Blitz mit extrem kurzen Abbrennzeitenvon 1/1000 Sekunde und kürzer Abhilfe schaffen. Ein Ringblitz, dessen Leuchte rund um das Objektiv angeordnet ist, ermöglicht es, das Motiv zu belichten ohne dass ein Schattenwurf entsteht. Aber auch mit Blitzleuchten lässt sich schattenlos beleuchten. Sofern genug Zeit da ist und das Motiv keine schnell Flucht antritt, bieten sich auch kleine und große Reflektoren an, um die Schatten aufzuhellen und für eine ausgewogenere Belichtung zu sorgen.
Wie bei allen Bereichen der Fotografie gilt auch für die Makrofotografie, dass Übung den Meister macht, der ja bekanntlich noch nicht vom Himmel gefallen ist. In diesem Sinne wünschen wir viel Freude bei der Übung mit den großen und kleinen Insekten, die uns in diesem Sommer mehr oder weniger bereitwillig als Fotomotiv zur Verfügung stehen. 😉
Euer Prophoto-Team
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Texas: Naturschauspiele der Superlative
Die Sonne lacht – raus geht´s in die Natur! Auch unser Partnerland Texas hat in Sachen Outdoorerlebnis einiges zu bieten: Big Bend, Guadalupe Mountain oder Padre Island National Seashore – die texanischen Schutzgebiete zählen zu den flächenmäßig größten Nationalparks der Vereinigten Staaten. Fernab ausgetretener Pfade werden Naturliebhaber und Entdecker hier fündig und können aus einer großen Auswahl an Outdoor-Aktivitäten schöpfen.
Outdoor-Abenteuer auf 320 Kilometern
Im südwestlichen Texas, unweit der mexikanischen Grenze, schlängelt sich der Rio Grande durch den Big Bend National Park. Auf dem 3200 Quadratkilometer großen Gebiet finden Besucher neben massiven Canyons die Weite der Chihuahua-Wüste sowie über 2400 Meter hohe Gipfel vor. Die Beschaffenheit der Landschaft und das sehr trockene und raue Klima verschaffte einst dem Big Bend National Park den Beinamen „El Despoblado“ („Das unbewohnte Land“).
Auch heute ist Big Bend noch ein Paradies für Abenteurer. Auf Wanderwegen mit einer Gesamtlänge von über 320 Kilometern kann der 1944 gegründete Park zu Fuß erkundet werden, in den Felsformationen aus Kalk- oder Sandstein stoßen Geologen stets aufs Neue auf Fossilien. Und im Kanu oder Kayak lassen sich Besucher bei einer Halbtagestour vom mächtigen Rio Grande mitreißen.
Faszinierende Einblicke in die Tier- und Pflanzenwelt
Knapp 400 Kilometer nordöstlich des Big Bend National Parks wird es im Guadalupe Mountain National Park, an der Grenze zum US-Bundesstaat New Mexico, ursprünglich und kontrastreich. Rund um die höchste Erhebung in Texas, den 2667 Meter hohen Guadalupe Peak, windet sich ein weites Netz an Wanderwegen. Die einstigen von Wasser umgebenen Riffe des Guadalupe Mountain National Parks, an deren Stelle sich heute imposante Berggipfel erheben, sind bekannt für ihre Tier- und Pflanzenwelt. Naturliebhaber kommen zur Vogelbeobachtung oder zum Sternegucken in das 1966 gegründete Schutzgebiet.
Wer übrigens von diesem Trip nicht nur mit einmaligen Erinnerungen, sondern auch mit faszinierenden Fotos heimkehren möchte, sollte in Erwägung ziehen, einen der beiden folgenden Fotokurse auf der Photo+Adventure zu belegen: In „Die Sehnsucht nach Nähe – Fotografie mit dem Spektiv“ lernst du von Digiskopie-Pionier Dr. Jörg Kretzschmar, wie du bemerkenswerte Einblicke in die Natur erlangst, ohne dabei die Tierwelt in Aufruhr zu versetzen. Und in Thomas Bredenfelds Seminar „Faszination Nacht“ erhältst du eine Einführung in die Astrofotografie.
Schildkröten und Nistvögel am Meer
Zurück in den Lone Star State und hier von den Bergen ans Meer: An der texanischen Küste erstreckt sich die weltweit längste unbewohnte Barrierinsel der Welt. Auf über 112 Kilometern hat sich der Padre Island National Seashore, welcher den Golf von Mexiko von der Bucht Laguna Madre trennt, dem Schutz der Küstenlinie, der Dünen- und Wattlandschaften sowie der dort ansässigen Fauna verschrieben.
Das Schutzgebiet des Padre Island National Seashore ist der wichtigste Niststrand in den Vereinigten Staaten für eine der meist bedrohten Schildkrötenarten der Welt: der Atlantik-Bastardschildkröte. In den Monaten November bis März legen zudem zahlreiche Zugvögel auf dem Weg nach Nord- oder Südamerika hier eine Rast ein. Rund 380 verschiedene Vogel-arten können im Rahmen von geführten Beobachtungstouren erspäht werden.
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Surfin´ Texas
Mit dem NLand Surf Park hat in Texas der erste im Binnenland gelegene Surfspot Nordamerikas eröffnet. Doch auch an der 900 Kilometer langen texanischen Küste am Golf von Mexiko reihen sich zahlreiche erstklassige Spots für Wellenreiter, Windsurfer und Kiter aneinander. Der Schiffskanal zwischen Houston und Galveston zählt dabei zu den außergewöhnlichsten.
Hätten alle einen Ozean vor der Tür, würde jeder surfen. Schon die Beach Boys besangen in den 70er-Jahren mit „Surfin’ USA“ die Trendsportart, die noch heute stellvertretend für ganz besonderes Lebensgefühl steht. Damals stand Surfen jedoch noch nicht in Zusammenhang mit Texas und auch heute gilt der Lone Star State trotz seiner über 900 Kilometer langen Küste am Golf von Mexiko als Aschenputtel unter den Surf-, Windsurf- und Kitesurfzielen dieser Welt. Zu Unrecht, wie die zahlreichen Spots von Galveston bis South Padre Island sowie auch im Landesinneren beweisen.
Surfen im Binnenland: Der NLand Surf Park bietet für jeden etwas
Der NLand Surf Park, südöstlich der texanischen Hauptstadt Austin, erspart seit Oktober 2016 texanischen Wellenreitern die mehrstündige Fahrt an die Küste. Der erste im Binnenland gelegene Surfspot Nordamerikas spricht mit seiner Lagune Surfer unterschiedlichster Niveaus an: von leichtem Wellengang für Kinder und Anfänger bis hin zu mannshohen Wellen und 35-Sekunden-Sessions für Experten. Der Surf Park ist nicht nur im technologischen und sportlichen, sondern auch im nachhaltigen Bereich ein Vorreiter. Denn: Die knapp sechs Hektar große Lagune mit über 41 Millionen Liter Fassungsvermögen wird aus Regenwasser gespeist.
Wo sich täglich Frachtschiffe ihren Weg vom Golf von Mexiko durch den Schiffskanal von Galveston nach Houston bahnen, befindet sich einer der außergewöhnlichsten Orte zum Surfen im Lone Star State. Das Tankerwellensurfen auf den von großen Schiffen ausgelösten Bugwellen erfreut sich insbesondere in der Sommersaison von Juni bis September großer Beliebtheit. Dann sind die Bedingungen mit schwachem Wind und angenehmen Wassertemperaturen ideal. Je nach Länge, Geschwindigkeit und Tiefgang des Schiffes können die einzelnen Wellen bis zu 15 Minuten lang andauern.
Kitesurfen in Texas: Angenehme Temperaturen, gute Windbedingungen
Kitesurfen gilt als eine der am schnellsten wachsenden Wassersportarten der Welt. Jedes Jahr locken ganzjährig angenehme Temperaturen, gute Windstatistiken, vielfältige Spots und weite Stehreviere mehr und mehr Anfänger, Fortgeschrittene sowie Profis an den texanischen Abschnitt des Golfs von Mexiko. Orte wie Surfside Beach, Mustang Island, Port Aransas, Corpus Christi, Isla Blanca und South Padre Island sind längst aus dem Dornröschenschlaf erwacht und haben sich in der Kitesurfingszene etabliert. März bis Juni sowie September bis November gelten als die windsichersten Monate. Das South Padre Island Open Water Festival im November ist nur eine von zahlreichen Veranstaltungen rund um den Wassersport in der „Sandcastle Capital of the World“. Neben einem Adrenalinkick beim Skydiving oder Jetski-Fahren lädt es dazu ein, sich im Kite- und Windsurfen sowie auch im Stand-up-Paddeln zu üben und mit der Materie vertraut zu machen.
Das Texas Surf Museum zeigt einmal mehr, dass es auch ein Texas fernab von Cowboys, Ölbaronen und Wild West gibt. Das in 2005 eröffnete Museum in Corpus Christi widmet sich der Surfgeschichte des zweitgrößten US-Bundesstaates und zeigt die langanhaltende Verbundenheit der Texaner mit dem Wassersport.
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Abenteuer Storytelling 2/2 – Vom Bild zur Geschichte / Fotografieren für die Multivision
Teil 2: Konkrete Beispiele – Landschaft & Action
In diesem zweiten Teil meines Artikels möchte ich die im ersten Teil beschriebenen Schritte im Rahmen eines fotografischen Storytellings anhand von zwei Beispielbildern noch einmal ganz konkret mit euch teilen und euch noch detaillierter hinter meine Kulissen blicken lassen.
Dazu habe ich zunächst das Foto von dem höchsten Vulkan der Erde, dem knapp 7.000m hohen Ojos del Salado in Chile ausgewählt.
Wie Ihr Euch sicher erinnert, beginne ich meine fotografischen Vorbereitungen damit, mir einen roten Faden für die jeweilige Geschichte zu überlegen. Bei der Tour nach Mexiko und Chile entscheide ich mich für die chronologische Reiseabfolge, eingebettet in eine thematische Storyline „Höhe“ und „Making Of“.
In einem zweiten Schritt stelle ich mir viele Fragen rund um die Reise und den roten Faden. In diesem Fall sind dies z.B.: Wie stelle ich die Mächtigkeit des Ojos dar? Wie das Abenteuer einer Autofahrt auf über 5.000m Höhe? Wie am besten den Charakter der Atacama Wüste?
In meinem Kopf entwickelt sich dazu nach und nach u.a. ein Foto, auf dem wir mit unserem Pickup direkt auf diesen mächtigen Vulkan zufahren. Wesentlicher Bestandteil der entsprechenden Recherche ist daher die Suche auf Google Maps entlang unserer Route nach einer Stelle, an der der Vulkan prominent sichtbar ist und unsere Straße direkt auf ihn zuführt. Mit dem Ergebnis, dass sich dafür die Anfahrt in Richtung Atacama Hütte – unserem zweiten Basislager auf 5.200m – anzubieten scheint.
Unterwegs stellt sich diese dann tatsächlich als ideal für meine Fotoidee heraus. Ich fotografiere aus der Hocke mit einer Brennweite von 54mm (108mm umgerechnet in KB) direkt in Richtung unseres Pickups und dem dahinter gut sichtbaren Ojos del Salado. Für ein wenig Action lasse ich dabei die Bremslichter aufleuchten. Außerdem wähle ich einen eher zu großen Ausschnitt, da ich mir mit der Zeit angewöhnt habe, das entsprechende Feintuning in Bezug auf den optimalen Bildausschnitt später zu Hause in Ruhe im Rahmen der Bildbearbeitung vorzunehmen.
Diese erfolgt bei mir vollständig in Adobe Lightroom. Erster Schritt ist die Sortierung der mitgebrachten Aufnahmen unter Vergabe von Markierungen und Bewertungssternen. Nach mehreren Runden habe ich unser Beispielfoto in die Kategorie „Spitzenklasse“ einsortiert. Weitere Kategorien sind „gut“, „für die Geschichte notwendig“ und „aussortiert“. Wobei ich die aussortierten Bilder niemals lösche, sondern auf eine externe Festplatte auslagere.
Bei der nun folgenden Bildbearbeitung schätze ich an Adobe Lightroom die schnelle Bearbeitungsmöglichkeit mit Hilfe von Reglern und Presets. Für Chile entscheide ich mich dafür, jeweils den Kontrast sowie die Klarheit zu erhöhen. Diese Bildsprache drückt für mich am besten aus, was ich in der Atacama Wüste bzw. bei der Aufnahme empfunden habe: Die klare Sicht aufgrund der dünnen Höhenluft, die vielen feinen und fast unendlichen Farbschattierungen sowie der fantastische Kontrast zwischen dunkler Erde, blauem Himmel und strahlendem Eis.
Als zweites Beispiel habe ich mich für ein Foto aus dem Bereich „Actionfotografie“ von unserer Erstbefahrung des Kilimandscharo in Tansania mit dem E-Bike entschieden.
Bei dieser Story besteht der rote Faden aus einem Spannungsbogen mit dem Hinarbeiten und Mitfiebern auf den Gipfelerfolg mit all den vielen Tücken und Hürden bereits im Vorfeld.
Entsprechend stelle ich mir folgende Fragen im Rahmen der Drehbucherstellung: Wie zeige ich die Vorteile der E-Bikes? Wie zeige ich die großen Anstrengungen einer Gipfeletappe, bei der wir die 21kg schweren Räder schieben oder sogar tragen müssen? Wie portraitiere ich die fünf Vegetationszonen am Kilimandscharo? Und vor allem auch, wie kann ich meine Zuschauer hautnah an dem Erlebnis Bergbesteigung mit dem Fahrrad teilhaben lassen?
Zur Beantwortung der letzten Frage nutze ich die Google Bildersuche und schaue mir Actionsfotos von Mountainbikern an. Parallel dazu probiere ich im Vorfeld während meines Trainings jede Menge an verschiedenen Kamerapositionen und Perspektiven aus. Ich nutze dabei mein mobiles Telefon als Fernauslöser für meine Kamera, wobei ich sehr schnell und mit zwei Stürzen schmerzhaft lerne, dass ich die Aufnahmen besser im Stand denn fahrend auslösen sollte.
Am besten gefallen mir die bei diesen Test-Shootings entstandenen Close-Up Aufnahmen mit dem Weitwinkel-/Fisheye-Objektiv aus der Froschperspektive.
Das Beispielbild von dieser Tour ist dann auf ungefähr 4.400m Höhe in der Mawenzi Ebene entstanden. Ich nutze dabei zwei größere Felsbrocken als Rahmen und fotografiere mit 7mm (KB umgerechnet 14mm) und Klappdisplay direkt aus der Bodenperspektive. Ich stelle die Kamera auf Serienbild und lasse anschließend meinen Freund Roman mit mittlerem Tempo an mir vorbei fahren. In dem hier am Ende ausgewählten Bild haben Roman sowie das E-Bike die perfekte Position, und der leicht unscharfe Vorderreifen unterstreicht zusätzlich die Dynamik.
In der späteren Bildbearbeitung wähle ich einen kleineren Bildausschnitt, erhöhe die Belichtung und vor allem auch die Tiefen, verstärke die Dramatik im Himmel und helle das Gesicht ein wenig auf. Außerdem gebe ich dem Foto einen leicht kühleren Grundton.
In der fertigen Multivision ist das Foto dann Teil einer mit Musik hinterlegten Sequenz, in welcher ich Fotos und Film kombiniere und spannende Einblicke in das Fahrradfahren an einem Vulkan gebe.
Termine meiner aktuellen Veranstaltungen „Volcanic Seven Summits“ und auch „Feuer und Eis – eine heißkalte Weltreise“ findet ihr übrigens auf meiner Website: http://rohnfelder.de/blog/termine/
Meine Bilder entstehen also zu einem großen Teil vorab im Kopf sowie auch auf Papier. Am Ende bedeutet dies, dass ich in der Regel mehr Zeit in die Vor- und Nachbereitung einer Reise wie in die Reise selber stecke. Ein hoher Aufwand, der mit vielen fantastischen Aufnahmen und Geschichten belohnt wird.
Mehr dazu bzw. wie ich im Anschluss an die Bildbearbeitung meine Multivisionen programmiere sowie einen Trailer dafür produziere, lernt ihr in meinem Workshop „Abenteuer Storytelling“ im Rahmen der Photo+Adventure.
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Abenteuer Storytelling 1/2 – Vom Bild zur Geschichte / Fotografieren für die Multivision von Adrian Rohnfelder
Teil 1: Grundlagen & Sequenzen für die Multivision
Was für ein unbeschreibliches Gefühl. Ich habe den steilen und komplett vereisten Gipfel bezwungen und stehe auf dem 5.636m hohen Orizaba in Mexiko, dem höchsten Vulkan Nordamerikas. Aber, ich stehe hier weniger als Bergsteiger denn als Fotograf. Der Orizaba ist Teil meines aktuellen Volcanic Seven Summits Projektes, den sieben höchsten Vulkanen je Kontinent. Nach einer kurzen Gratulation greife ich daher zu meinem nach der Kamera wichtigsten Utensil: einem mittlerweile sehr abgegriffenen Zettel auf welchem ich das Drehbuch für diese Tour notiert habe.
Aber wozu benötige ich überhaupt ein Drehbuch für das Storytelling? In meinen Vorträgen würze ich meine heißkalten Landschaftsaufnahmen gerne mit ein paar abenteuerlichen Geschichten. Denn gerade eine Multivision lebt aus meiner Sicht von diesen persönlichen kleinen und großen Geschichten. Vom Erzählen, von der Abwechslung, vom Staunen, vom Mitfiebern, von Authentizität, von Blicken hinter die Kulissen, von unglaublichen Aufnahmen. Mir ist es zwar wichtig, authentische, erlebte und keine geplanten Geschichten zu erzählen. Ein Drehbuch hilft mir jedoch dabei, die Story rund und fotografisch vollständig zu produzieren, unterwegs kein für die Story wichtiges Bild zu vergessen sowie die richtige Ausrüstung mitzunehmen.
Konkret bedeutet das, dass ich mir in einem ersten Schritt einen grundsätzlichen roten Faden der zu erzählenden Geschichte überlege. Das kann die chronologische Reiseabfolge sein, das Hinarbeiten auf einen besonderen Höhepunkt aber auch ein thematischer Spannungsbogen.
In einem zweiten Schritt stelle und beantworte ich mir viele Fragen rund um die Reise und diesen roten Faden: Was will ich erzählen, mit den Fotos ausdrücken? Wie stelle ich die Landschaft und Kultur am besten dar? Was würden die Zuschauer von mir wissen und sehen wollen? Wo und wie baue ich am besten die Action ein? Wie kann ich daran hautnah teilhaben lassen? Was ist sonst noch wichtig für die Geschichte? Dazu jeweils auch die Überlegung, mit welcher Ausrüstung ich das am besten umsetzen kann?
Ist die Storyline auf diese Art dann detaillierter skizziert folgt eine intensive Recherche im Hinblick auf das Reiseziel. Mit Hilfe von Büchern, Landkarten, Webseiten und vor allem Social Media – meint Kontakte und den Austausch mit Einheimischen bzw. anderen Reisenden und Fotografen. Zudem ist die Google Bildersuche entlang meiner geplanten Reiseroute ein wichtiger Bestandteil dieser Recherche. Informationen dabei sind örtliche Gegebenheiten, mögliche Standorte, Wetter- und Lichtverhältnisse und vieles mehr.
In einem letzten Schritt entwerfe ich anhand der Storyline und Recherchen das Drehbuch. Dieses beschreibt konkret die Bildkompositionen mit Objektiv, Blende und Kameraposition. Bei einer geplanten Sequenz/ Bilderserie entsprechend jede einzelne Aufnahme. Stichwörter dazu sind 5Shot Sequenz und Perspektiven. Diese können sein:
- Normal – Augenhöhe
- Vogel – von oben
- Frosch – von unten
- Subjektiv – Sicht des Protagonisten
Eine 5Shot Sequenz meint fünf verschiedene Aufnahmen zur Darstellung einer Aktivität:
- Wo sind wir – Totale
- Wer handelt – Halbtotale/Nah zeigt Aktion
- Was wird gemacht – Groß zeigt u.a. Emotionen
- Wie wird was gemacht – Groß, Schuss/Gegenschuss
- Warum – Frosch, Vogel, interessante Perspektive
Zurück auf dem Gipfel des Orizaba lese ich: „Nächtlicher Aufstieg, Foto mit Stirnlampe“ – erledigt. „Steiler Aufstieg auf Eis, Foto und Filme“ – erledigt. „Gipfelfoto“ – erledigt.
„Sequenz Vulkanabstieg auf Asche“ – noch offen.
Solch ein hüpfender und springender Abstieg auf steilen Ascherampen ist der spaßige Teil einer Vulkanbesteigung. Es ist aber auch der schmutzige Teil einer Besteigung und damit wie gemacht für ein paar spannende Filme sowie Fotos inkl. Making Of. Für diese geplante Sequenz habe ich notiert:
- Vor Kamera beim Abstieg aufspringen und mächtig Asche aufwirbeln (Frosch, Weitwinkel oder Fisheye, Close-up)
- Davon Making Of von vorne und von der Seite (Halbtotale, Normal, Tele)
- Mit Kamera in der Hand hinterher springen, Kollegen filmen (Subjektiv, Weitwinkel)
- Kamera in Hand mit Blick auf den Boden/Schuhe (Subjektiv, Groß)
- Diverse Perspektiven von oben ins Tal, von unten in Richtung Gipfel (Totale, Schuss/Gegenschuss)
Unterhalb der Gletschergrenze suche ich mir in der Asche dazu eine passende Stelle und schraube meine Olympus E-M1 Mark II auf mein Ministativ von Manfrotto. Ich starte eine Filmaufnahme und lasse meinen Freund Chris mehrfach mächtig Asche aufwirbelnd über die Kamera springen. Dazu filme ich das Making Of mit Fokus auf die Kamera einmal von vorne wie auch von der Seite. Anschließend nehme ich meine Olympus mit eingeschaltetem Bildstabilisator in die Hand und springe Chris ein paar Meter hinterher. Nach und nach arbeite ich so die komplette Sequenz ab.
Normalerweise bevorzuge ich für Sequenzen in meinen Multivisionen mit Originalton hinterlegte Fotos. Ich möchte dem Zuschauer den Film nicht „vorkauen“ sondern in seinem Kopf entstehen lassen. In diesem Fall habe ich mich jedoch vollständig für bewegte Bilder entschieden. Zum einen weil ich das Material später für einen Making Of Trailer verwenden möchte, zum anderen weil hier ausnahmsweise die Bewegung mit der spritzenden Asche am besten dazu geeignet ist, den Zuschauer hautnah an dem Spaß teilhaben zu lassen.
Dank 4K Filmformat habe ich zudem die Möglichkeit in der nachgelagerten Bildbearbeitung aus dem Material einzelne Fotos in hoher Qualität auszuschneiden, z.B. für die Verwendung in diesem Artikel.
Mehr über diese nachgelagerte Bearbeitung wie auch zwei weitere Beispiele der Schritte von einem Drehbuch bis hin zum fertigen Bild lest ihr in einem folgenden zweiten Teil des Artikels.
Wer nun Lust darauf bekommen hat, in einem Workshop in die weiteren „Geheimnisse“ des Abenteuer Storytellings eingeführt zu werden und zu lernen, wie man für eine Multivision Material sammelt und diese erstellt, der wird in unserem Workshopprogramm bei der Photo+Adventure im Juni fündig. In Adrians Workshop „Abenteuer Storytelling“ geht es genau darum.
Teil 2 seines Blogbeitrags werden wir in Kürze veröffentlichen.
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Abgefahren – ein Gastbeitrag von Andreas Pröve über seine Reise durch Myanmar
Auf eigene Faust durch Myanmar reisen ist nicht einfach. Viele Gegenden sind aufgrund ethnischer Konflikte touristisches Sperrgebiet und Hotelbesitzer benötigen eine Ausländerlizenz. Diese Bedingungen erschwerten meine Reiseplanung erheblich, auch, weil die Distanz zwischen zwei legalen Unterkünften oft weit über 100 Kilometer betrug. Mehr, als ich in Handarbeit mit dem Rollstuhl schaffen konnte.
Ich musste mich also motorisieren. Doch nichts, was ich auf Erfindermessen oder im world wide web fand, eignete sich für mein Vorhaben. Schließlich wollte ich die eierlegenden Wollmilchsau. Einen Motor, der mich auch über Schotter und Sandwege schieben konnte, 35 km/h auf die Straße brachte und sich blitzschnell abnehmen, und als Gepäck aufgeben ließ. Was also lag näher als selbst etwas zu konstruieren.
Das Ergebnis verschaffte mir ein berauschendes Gefühl von Freiheit, das ich seit meiner letzten Motorradfahrt vor 35 Jahren so nie wieder erlebt hatte.
Und doch diente alles nur einem Zweck: Myanmar auf höchst individuelle Weise zu bereisen. Wenn ich aufbreche, will ich kein vorgekautes Menü vom Reiseveranstalter, will mich nicht bereisen lassen, sondern Schicksal spielen. Losfahren, ohne zu wissen, wo und wie der Tag endet, mich dem Land aussetzen und ihm mein Herz öffnen. Dieses Reisen fesselt, ist spannend wie ein Hitchcock-Film, überrascht hinter jeder Straßenbiegung, und ist unerhört billig. Leute wie ich sind der Alptraum aller Reisebüros, denn unser Geld bleibt, wo wir es ausgeben.
Myanmar ist im Aufbruch. Seit meiner ersten Reise durch Burma 1985 hat sich hier vieles verändert. Selbst der Name und die Hauptstadt sind nicht mehr dieselben. Das Land nennt sich nun Myanmar mit einer künstlichen Metropole namens Naypyidaw. So leicht lässt sich Yangon, das ehemalige Rangoon, allerdings nicht die Butter vom Brot nehmen. Die heimliche Hauptstadt ist sie nach wie vor. In nahezu jedem Hotel bekommt man mit dem Zimmerschlüssel einen w-lan Code, um sich mit dem Rest der Welt zu vernetzen und wer zur falschen Zeit am Flughafen landet, muss im Stau viel Geduld aufbringen.
Nur die Menschen, deren liebenswertes Naturell immer genug Material hergab, meine Tagebücher zu füllen, sind die gleichen geblieben. Für sie war das Leben unter der Knute der Junta nie einfach. Nichtsdestotrotz herrscht in der Gesellschaft ein positives Grundrauschen. Das burmesische Lächeln, das jeden Griesgram von seinem Leiden befreit, jedem Trauerkloß die Sonne ins Gesicht zaubert und den Burmesen wohl nur in den Genen stecken kann – dieses Lächeln haben sie sich von ihrer Militärregierung nicht nehmen lassen. Oft aber wird im buddhistischen Asien mit einem freundlichen Gesicht auch bitterste Not weggelächelt. Neu ist der Rassismus, der die dunkle Seite einer im Grunde friedlichen Religion zeigt. Mönche treiben heute mit Hasspredigten muslimische Rohingyas aus dem Land. Aung San Suu Kyi und die Junta schauen selten gleichgesinnt zu.
Ein Land im Goldrausch
Nicht alles, was in Myanmar glänzt ist Gold. Handelt es sich allerdings um Orte besonderer Spiritualität, wird tief in die Tasche gegriffen. Die wichtigsten Heiligtümer des Landes mit dem wertvollen Metall zu bekleben sind wirkungsvolle Beiträge, um das eigene Karma zu polieren. Dem fünf Meter hohen Bronze-Buddha im Mahamuni Tempel von Mandalay wird diesbezüglich derart viel Macht zugesprochen, dass er unter den vielen Schichten Gold, das unablässig aufgeklebt wird, nahezu Konturlos geworden ist.
Ganze Felsen werden damit beklebt und selbst das Wahrzeichen Myanmars, die Schwedagon Pagode in Yangon, hundert Meter hoch, versteckt sich unter einer 60 Tonnen schweren Goldschicht. Sie ist mit Edelsteinen und Diamanten besetzt.
Gleichzeitig klaffen riesige Löcher zwischen den Gehwegplatten der Stadt. Nicht von der Kanalisation verschluckt werden kostet hier viel Aufmerksamkeit. Für Sehbehinderte ein Horror.
Solche Hindernisse kompensiert die Bevölkerung mit Hilfsbereitschaft. Die beherrschen sie meisterlich, ohne Berührungsängste. Rätselhaft, wo die Burmesen das gelernt haben, denn viele Rollifahrer sind mir nicht begegnet. Wenn Burma auch nicht ganz Barrierefrei ist, behindertenfreundlich ist das Volk mit Sicherheit.
Nur die australischen Betreiber der Heißluftballons in der Pagodenstadt Bagan, eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten, sahen das anders. Nein Rollstuhlfahrer dürfen nicht Ballon fahren. Der Wucherpreis von 400 Dollar für gut 30 Minuten im Korb machte es mir leicht, das Fahrverbot zu verkraften. Obendrein hatte ich noch einen Joker im Ärmel. Mit meiner Drohne und einer Videoübertragung war ich mein eigener Pilot.
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