Gastbeitrag von

Uwe Statz

© Uwe Statz

Wir haben unseren Referenten Uwe Statz gebeten, für euch ein paar Tipps zum Fotografieren der Special Acts bei der Photo+Adventure zusammen zu stellen. In diesem Jahr erwarten euch zum Beispiel die Cheerleader der Düsseldorf Pantherettes, die Künstlerin Leony LaRoc im Champagnerglas oder die StarWars-Crew und der Seifenblasen-Künstler – mehr Infos dazu findet ihr unter Specials und in diesem Blogbeitrag. So faszinierend die Künstler sind, so schwierig kann es sein, ein gutes Foto von ihnen zu machen.

Tipps zum Fotografieren der Special Acts

/ / P+A-Blog

Das Fotografieren von Auftritten oder Aktionen bei größeren Veranstaltungen kann manchmal eine ganz schöne Herausforderung sein, weil man als Fotograf keinen bis wenig Einfluss auf die Umstände nehmen kann. Bei der Photo+Adventure ist das insofern der Fall, als dass es vorgegebene Show-Zeiten gibt, der jeweilige Ort mehr oder weniger festgelegt ist und die Aktionen zumeist unter freiem Himmel stattfinden. Der kann wiederum bewölkt sein, es kann regnen, die Sonne kann scheinen oder der Wind heftig pusten. Daher ist es wichtig, vorbereitet zu sein. Hier einige Tipps zum Fotografieren…

Kenne deine Kamera und sei vorbereitet

Dieser Tipp mag den meisten sonnenklar erscheinen, aber tatsächlich erlebe ich bei meinen Workshops immer wieder Situationen, in denen meine Teilnehmer eben nicht mit den gängigen Funktionen ihrer Kamera vertraut sind oder sich plötzlich aus Versehen eine „falsche“ Kameraeinstellung eingeschlichen hat, die sie nicht auf Anhieb finden und korrigieren können. Schade also, wenn du erst hinterher feststellst, dass Matrix-Messung und eine Unterbelichtung statt der gewünschten Spot-Messung eingestellt und dadurch das eigentliche Hauptmotiv wegen eines hellen Hintergrunds viel zu dunkel und nicht wie gewünscht ausgeleuchtet ist. Natürlich kannst du auch in der Matrixmessung fotografieren. Dann sollte dir aber vorher klar sein, dass du auf die Belichtung mit einer Pluskorrektur (Belichtungskorrekturtaste, die mit dem Plus/Minus-Zeichen) einwirken musst.
Solche Dinge solltest du VOR dem Start des Shootings kontrolliert haben und deine Kamera so bedienen können, dass du nicht über die gewünschten Einstellungen nachdenken musst.

Sei vorbereitet bedeutet auch, dass du deine Ausrüstung griffbereit haben solltest. Fang nicht während der Show an, deinen Rucksack zu durchsuchen, weil doch irgendwo der Filter sein muss, den du jetzt gerne verwenden möchtest oder du den Ersatz-Akku nicht findest.

Sei rechtzeitig am Ort des Geschehens

Gerade bei Auftritten, die nur einige wenige Minuten dauern, ist es keine gute Idee auf letzten Drücker zu kommen. Das hat gleich mehrere Gründe, denn wer frühzeitig da ist

  • kann sich einen der besten Foto-Plätze sichern,
  • Testaufnahmen machen und seine Kameraeinstellungen optimieren,
  • einen Eindruck von den Akteuren bekommen und ihre Vorbereitungen fotografisch festhalten und
  • vor allem in Ruhe die Situation analysieren (siehe nächster Punkt).

Analysiere die Gegebenheiten

Nimm dir die Zeit und mache dich mit der Situation vertraut. Überlege, welche Konsequenzen sich für deine Bilder aus den Gegebenheiten ergeben. Stelle dir Fragen wie:

  • Von wo kommt das Licht und welche Beschaffenheit hat es?
    • Ein bedeckter Himmel sorgt für weiche Schatten und sanftere Kontraste. Er eignet sich perfekt für Porträts, längere Belichtungszeiten (Bewegungsunschärfe!) oder z.B. das Abbilden von poppigen Farben.
    • Knallige Sonne sorgt für harte Schatten und Kontraste können schwer zu bewältigen sein. Greif auf die alte Regel zurück und fotografiere mit der Sonne im Rücken. Oder probiere Gegenlichtaufnahmen aus, bei denen du die Akteure als Schattenriss darstellst. HDR-Aufnahmen bei sich bewegenden Motiven sind keine gute Idee, denn bereits zwischen zwei Aufnahmen hat sich dein Motiv weiterbewegt.
    • Sollte es regnen, sei nicht wasserscheu. Jetzt ist deine Chance, denn die meisten anderen Fotografen möchten nicht nass werden. Fokussiere dich darauf, Emotionen der Akteure einzufangen und suche nach Spuren des Regens auf ihren Gesichtern. Deiner Kamera macht ein bisschen Nieselregen nichts aus. Sollte es mehr regnen, schützt ein Schirm auch deine Ausrüstung.
      Bei solchen Bedingungen habe ich immer ein oder zwei Mikrofaser-Geschirrtücher dabei. Die haben eine gute Saugkraft und mit denen kann man immer mal zwischendurch ein wenig die Wassertropfen abwischen. Oder wenn die Kamera kurz nicht benutzt wird, lege ich das Tuch dann über die Kamera und Objektiv.
  • Von wo kommt der Wind und welche Auswirkungen hat er auf die Haare und Kostüme der Akteure oder den Staub auf dem Platz? Lässt sich dieser in die Aufnahme einbeziehen und für zusätzliche Dramatik nutzen?
  • Wie sieht der Hintergrund aus und möchtest du ihn über die geeignete Blende scharf abbilden (geschlossene Blende, hohe Blendenzahl) oder soll er lieber unscharf abgesoftet werden (offene Blende, kleine Blendenzahl)? Welchen Einfluss hat der Hintergrund auf die gewünschte Belichtung des Fotos?
  • Aus welcher Perspektive kannst du welche Aufnahmen machen? Sieh dich um und wähle deinen Standort. Lege auch die Kamera mal auf den Boden und löse aus. Wenn du ein Klappdisplay hast, ist das ja kein Problem. So kannst du auch „ungewöhnliche“ Perspektiven ausnutzen. Die können gerade dadurch sehr interessant wirken.
  • Worauf musst du achten, was kann zu Problemen führen? Gibt es störende Elemente im Bild, zu starke Kontraste, hast du die richtige Brennweite für dein Vorhaben? Probleme und Herausforderungen sind deine Chance, um sie ins Gegenteil zu verkehren oder einen Weg zu finden, sie zu vermeiden.
  • Was kannst du dir zu Nutze machen? Gibt es Möglichkeiten einer erhöhten Position, einer anderen Perspektive, das Foto der Situation, in der ALLE Zuschauer gleichzeitig ihre Gesichter hinter der Kamera verstecken,…

Mit Hilfe dieser Fragen kannst du entscheiden, wo du dich am besten positionierst – natürlich in Abhängigkeit der gewünschten Aufnahmen.

Nimm dir Zeit für deine Fotos

Ich beobachte immer wieder, dass viele Fotografen einfach nur „drauf los“ knipsen. Natürlich muss man manchmal spontan sein und schnell reagieren können, aber dein Ziel sollte es nicht sein, am Ende in 5 Minuten 100 Fotos gemacht zu haben, die alle durchschnittlich sind. Nimm dir die Zeit zu überlegen, wie du die Situation abbilden möchtest, und mach eher weniger, dafür aber richtig gute Fotos. Schau dir auch ein Bild auf dem Display an und beurteile gleich vor Ort ob die Idee gut umgesetzt wurde. Zuhause ist es zu spät, vor Ort kannst du sofort korrigierend eingreifen.

ABER mach auch lieber ein Bild zu viel als eines zu wenig. Wer Events und Gruppen fotografiert, der weiß, dass „immer einer doof guckt“ oder die Augen geschlossen hat. Wenn du also deine Aufnahmeposition und alle Einstellungen gefunden hast, drück mehrmals auf den Auslöser. Die Serienbild-Funktion hilft bei schnellen Bewegungsfolgen wie bei den Cheerleadern sicherlich. 😉

Variiere deine Aufnahmen

Nichts ist langweiliger als immer das gleiche Bild, der gleiche Bildausschnitt und die gleiche Belichtung. Also variiere deine Aufnahmen und nutze die Bandbreite der Möglichkeiten sowohl deines Equipments vom Weitwinkel bis zum Tele als auch der Gestaltung durch Perspektive, Einstellungen etc.. Ein paar Anregungen dafür sind:

  • Übersichten, die die gesamte Szenerie zeigen
  • Close-Ups oder Bildausschnitte von Accessoires
  • Das Einfangen der Stimmung oder Anstrengung der Akteure, die sich in ihren Gesichtern widerspiegelt
  • Das Spielen mit Schärfebereichen – nicht immer muss der Akteur im Fokus sein
  • Das Einbeziehen des Publikums um Emotionen oder die Atmosphäre wieder zu geben
  • Das Verändern von Perspektiven und Finden von ungewöhnliche Perspektiven von oben, unten, hinten, …
  • Das bewusste Verändern von Aufnahmeparametern, wie zum Beispiel die Wahl längerer Belichtungszeiten für dynamische Wisch-Effekte (z.B. zu erzielen über niedrige Iso-Werte, geschlossene Blende und bei Sonnenschein auf alle Fälle über den Einsatz von ND-Filtern) oder kurze Belichtungszeiten um Bewegungen einzufrieren

Nutze die Wiederholung

Schau dir vielleicht sogar die erste Show nur an und überlege, was genau dich fasziniert und wie du es fotografieren möchtest. Sei dann bei der zweiten Show wieder dort und mache erst dann die Aufnahmen, die in deinem Kopf entstanden sind. Oder fotografiere beim zweiten Mal gezielt das, was dir beim ersten Mal nicht so gut gelungen ist – aber achte darauf, dass zu späterer Stunde durch das Wetter auch andere Bedingungen gegeben sein können, an die du dich flexibel anpassen musst.

Trau dich

Die meisten Akteure bieten dir im Anschluss an ihre Show noch einmal die Möglichkeit, für dich zu posen. Das ist eine prima Chance um zu individuellen Bildern zu kommen, so lange du dich traust, deine Wünsche zu äußern. Dabei ist nichts „richtig“ oder „falsch“, denn selbst wenn du nicht auf Anhieb das perfekte Bild machst, hast du so die beste Möglichkeit zu lernen und dich zu verbessern.

Denke daran: die Akteure sind keine Profi-Modelle, also gib klare und deutliche Anweisungen in Form einer Bitte, denn das ist höflicher 😉. Begegne deinem Gegenüber also mit Respekt (ich habe da wirklich schon alles erlebet, was kein Mensch braucht)! Wenn dir eine bestimmte Kulisse als Hintergrund vorschwebt, frage einfach, ob sie mit dir nach dem offiziellen Shooting dort hingehen würden. Das gilt natürlich eher für die Cheerleader oder die StarWars-Akteure als für Leony in ihrem Champagnerglas, das sich nicht so einfach an einen anderen Ort platzieren lässt.

Biete immer auch an, deinen Modellen die Bilder auch zur Verfügung zu stellen – sie freuen sich genauso über gelungene Aufnahmen wie du.

 

Ich hoffe, meine Tipps zum Fotografieren der Special Acts bei der Photo+Adventure verhelfen dir zu gelungenen Aufnahmen. Vielleicht sehen wir uns ja in Duisburg!

 

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Wer mehr Tipps von Uwe für gelungene Fotos möchte, dem empfehlen wir die Teilnahme an seinen beiden Workshops während der Photo+Adventure, die mit freundlicher Unterstützung von Manfrotto und Olympus durchgeführt werden.

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Fotos: Uwe Statz

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Referent Uwe Statz

Uwe Statz,

ein Fotograf mit Perfektionsanspruch und kreativer Experimentierfreude, ist seit Jahren für namhafte Firmen wie FotoTV., Lastolite, Manfrotto, Nikon, Olympus und Video2brain als Dozent tätig. In einigen Medien bereits als „Filterfreak“, “Panoramapapst” und „Blitzmeister“ bezeichnet, kennt man ihn aus zahlreichen Magazin-und TV-Beiträgen, zu verschiedenen Themen der Fotografie wie Action-und Panoramafotografie, Makrofotografie, Landschaftsfotografie, Filtereinsatz und Systemblitze.
Seine Bücher „Filtereinsatz“ sind bei Mitp – Edition Profi Foto Frühjahr/2016, „Richtig Blitzen mit dem Systemblitz“ bei Mitp – Edition Foto Hits 12/2012 und „Blitzworkshops-Der Systemblitz im Fotoalltag“ – Edition Foto Hits 07/2014 erschienen.

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