Schnee, Eis, Huskys, Sauna, Iglus und Polarlichter
Ich gebe es zu: Ich stehe total auf Schnee. Wenn andere anfangen zu frieren, höre ich endlich damit auf und bin in meinem Element. Ganz besonders wenn ich zudem noch eine Kamera in der Hand habe – dann vergesse ich schon mal die Zeit und bin erstaunt wenn meine Begleitung plötzlich vermeldet, dass sie „AM ERFRIEREN“ ist.
Da Schnee am Niederrhein zumeist gleich als Matsch vom Himmel fällt, sind mein Mann und ich im Februar für eine Woche ins finnische Lappland geflogen.
Anreise
Die Anreise von Düsseldorf über Helsinki nach Rovaniemi, das direkt am Polarkreis liegt, ist problemlos: bis Helsinki im Mini-Flieger, anschließend muss eine doppelt so große Maschine her, die dank asiatischer Touristenschwärme völlig ausgebucht ist. „Einmal zum Polarkreis“ und „Einmal zu Santa Claus“ scheinen die erklärten Ziele zu sein. Vor Ort merkt man zum Glück von den vielen Touristen nichts, sofern man einige „Hotspots“ meidet.
Mietwagen
In Rovaniemi übernehmen wir einen kleinen Mietwagen, der uns die nächsten Tage auch bei eisiger Kälte sicher durch die Landschaft bringt und für maximale Beweglichkeit (auf den Straßen) sorgt. Die Zeiten von Motorblockheizung sind schon längst vorbei, ein schnuckeliger Polo Blue Motion ist unser treuer Packesel. Alle gängigen Mietwagenverleiher sind am gemütlichen Flughafen vertreten und die Buchung im Vorfeld ist problemlos. Die Winterreifen hier sind alle mit Spikes ausgestattet, die ein sicheres Fahren ermöglichen.
Reisezeit
Der von uns gewählte Monat Februar ist eine gute Reisezeit für Finnland, denn erstens gibt es schon lange genug Tageslicht mit recht tiefstehender Sonne (jederzeit traumhaftes Fotolicht) sowie ausreichend lange Nächte mit Chancen auf Polarlichter. Zudem machen die Finnen selbst erst im März Urlaub und fluten dann die Skigebiete im Norden.
Rovaniemi
Ein Hotel in Rovaniemi ist für 2 Nächte unser Schlafplatz, der Ort scheint dominiert vom Rummel um Touristen und Santa Claus, denn „Santa Claus Village“, die ultimative, quietschbunte und Rummelplatz-ähnliche Touristenattraktion, liegt direkt in der Nähe des Flughafens auf dem Polarkreis. Wir ignorieren all das Tamtam und fahren an unserem ersten Tag zum Wandergebiet auf dem Polarkreis. Bei -8°C stapfen wir einige Stunden durch das “Napapiirin retkeilyalau”. Der Weg ist gut zu erkennen und ohne Schneeschuhe zu laufen, da bereits einige Leute vor uns hier waren und man auf festgetretenem Schnee unterwegs ist. Hier locken schöne verschneite Aus- und Ansichten, Stromschnellen und Einsamkeit – wir sind alleine unterwegs.
Aber Achtung: Den Weg sollte man besser nicht verlassen, sonst steckt man schnell einen Meter tief im Schnee neben dem – offensichtlich auf Holzbohlen gebauten – Weg. Das passende Geräusch dazu ist ein „Fluff“ und wenn man die Kamera in der Hand hat (weil man für das perfekte Motiv nur ein Stückchen weiter nach rechts wollte), kommt man ohne Hilfe des sich vor Lachen biegenden Ehemanns aus dem Schneeschlamassel nicht mehr heraus. 😉
Highlight an diesem Abend ist der Besuch auf Rovaniemis Hausberg Ounasvaara zur blauen Stunde. Auch wenn der Berg nicht allzu hoch ist nimmt mit jedem Höhenmeter die Schneelast auf den Bäumen zu. Licht und Schnee lassen mich kurzfristig in einen Fotorausch verfallen…Äkäslompolo
Am nächsten Tag geht es weiter nach Norden, unser nächstes Ziel ist Äkäslompolo – ein in Finnland recht bekanntes Wintersportgebiet. Auf dem Weg dahin fahren wir durch die mal mehr, mal weniger verschneite Landschaft und halten immer wieder an, weil mein Fotografenherz zu Fotostopps drängt: verlassene und vereiste Sommerhäuser, schneebedeckte Bäume, Landschaft. Einige Stromschnellen suchen wir vergebens, die hat der Frost unter einer Eisschicht versteckt. Übrigens kann man in Finnland im Winter sehr gut auch über einsame Nebenstraßen fahren, die Hauptstraßen sind eigentlich alle völlig Schnee- und Eis-frei und auf den geräumten Nebenstraßen fährt man auf einer festen Schneedecke dank Spikes und etwas gesundem Menschenverstand immer prima.
In Äkäslompolo bleiben wir wieder ein paar (zu kurze) Tage im urgemütlichen Blockhaus des Ylläs Humina, das übrigens mit einer hervorragenden Küche im Restaurant, einem gemütlichen Pub und einer Block-Stelzen-Haus-Sauna mit beheizbarem Badekessel aufwartet. Wer hier zum Wintersport her kommt, der kann seine Ski hier prima lagern, wachsen oder leihen und gleich vom Hotel aus in die Loipe gehen. Abfahrtshänge gibt es auch – aber wir haben dieses Mal nicht genügend Zeit für solche Vergnügungen. Für den täglichen Sauna-Besuch reicht es allerdings schon!
Äkäslompolo – Huskyschlittentour
Wir haben für den nächsten Tag Sonnenschein und eine Husky-Schlittentour gebucht. Beides wird prompt geliefert – zusammen mit knapp unter 0°C. Ein Wintertraum! Von Sanna, die heute unser Guide ist, Deutsch spricht und sowohl im Hotel arbeitet als auch 40 lautstarke Huskys ihr Eigen nennt und Schlittenhunderennen fährt, lernen wir alles Wichtige über den Umgang mit dem eigenen Gespann (es gibt nicht so viel zu beachten, man muss eigentlich nur wissen, wie man den Schlitten bremst). Wir ziehen dann gemeinsam mit Sanna, einem deutschen Ehepaar und einem Schweizer los – jeder hat ein eigenes Gespann mit vier davor gespannten Hunden zu lenken. Wir fahren eine mit dem Schneemobil gespurte Piste, da der Schnee für die Hunde viel zu tief wäre um auch noch den Schlitten dadurch zu ziehen. Gut, dass die Hunde nicht nach rechts und links weg können, denn wenn jemand von uns ungeübten Fahrern nun ins Trudeln gerät und vom wackeligen Schlitten fällt, so läuft das Gespann natürlich unbeirrt weiter und wird weiter vorne von Sanna angehalten, die geduldig darauf wartet dass man zu Fuß (oder per Schlittenhundtaxi des Hintermanns) angedackelt kommt und wieder die Kontrolle über den Schlitten übernimmt. Insgesamt gab es drei „Abgänge“ vom Schlitten und ja, ich war auch dabei. 😉 Gerade noch hatte ich überlegt ob ich auf der Rückfahrt nicht doch die Kamera raushole weil es mir recht sicher erschien (ich habe nur während der Fahrt mit dem Handy fotografiert), da verheddert sich einer meiner Hunde kurz in der Leine, ich will helfen und bremse, verlagere dabei das Gewicht zu weit zu Seite und der Schlitten rempelt hübsch rechts gegen die Schneewand, trudelt zurück und wirft mich ab. Weich im Schnee gelandet, Hunde sofort unerreichbar weit weg…. Gut, also doch besser keine teure Kamera in die Hand nehmen!
Es geht für etwa fünf Stunden beschaulich durch die Einsamkeit der finnischen Wälder. Kein Lärm – nur das laute Gebell der Hunde sobald eine Pause eingelegt wird, weil sie unbedingt weiter laufen wollen. Mittagspause wird an einer Hütte an einem zugefrorenen See gemacht. Hier wartet Sannas Partner bereits auf uns und kredenzt uns leckere Käsebrote, heißen Beerensaft und über dem Feuer erhitzte hausgemachte Lachssuppe. Lecker! Und draußen jaulen die Hunde, weil sie weiter wollen… am Ende ist der Tag sowieso viel zu schnell vorbei, weil es so viel Spaß gemacht hat!Eine Huskytour kann ich nur empfehlen, es war ein tolles Erlebnis in traumhafter Winterlandschaft. Ich kann mir aber auch vorstellen dass es bei schlechtem Wetter ganz schön kalt auf dem Schlitten werden kann. Wir waren eher zu warm angezogen…
[…] Ist aber gut ausgegangen. Falls dich der Blogbeitrag ihrer Reise interessiert, findest du ihn hier. […]