Das Tamron Reisezoom 28-200mm im Einsatz – ein Bericht von Philip Ruopp
Was mich an diesem Objektiv von Anfang an erstaunt hat, ist dass es als Reisezoom mit einer Lichtstärke von F/2.8 im Weitwinkel-Bereich aufwartet. Das erscheint ungewöhnlich und gleichzeitig vielversprechend. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, das Objektiv einfach mal bei einem meiner Fotoausflüge zu testen und um es vorweg zu nehmen, das 28-200mm ist so gut, dass ich damit viele meiner Outdoor-Aufträge fotografieren kann.
Los geht es also auf meine Tour. Der frühe Morgen beginnt feucht, denn in der Nacht hat es geregnet. Als jedoch die Sonne aufgeht, vertreibt sie rasch die letzten Nebel-fetzen über dem See. Ich hoffe, dass das Wetter hält, mache mir aber nicht allzu große Gedanken darüber, denn bei jedem Wetter lassen sich gute Aufnahmen machen. Ein prüfender Blick in den Himmel. Als Outdoor-Fotograf finde ich eben auch widrige Witterungsverhältnissen reizvoll, denn sie vermitteln ganz besondere Stimmungen und machen selbst Regentage einzigartig. Gerade in den Bergen ändert sich zudem das Wetter sehr schnell und sobald die Sonne wieder durch die Wolken bricht, gibt es unzählige fotografische Entdeckungen zu machen. Gerne nutze ich diesen Moment für Aufnahmen der Sonnenstrahlen, die durch Wolken brechen und funkelnde Wassertropfen und Pfützen, in denen sich die Landschaft spiegelt. Heute sind also ideale Bedingungen um das Tamron-Objektiv in der imposanten Alpenkulisse nahe der bayerisch-österreichischen Grenze auszuprobieren – aus meinem Plan eines Tests auf La Palma wurde aufgrund von Corona nichts.
Seit gut einem Jahr fotografiere ich überwiegend mit spiegellosen Systemkameras von Sony und das wetterfeste Tamron-Zoom scheint eine interessante Ergänzung. In der Regel nehme ich folgende drei Objektive mit auf meine Fototouren: das 17-28mm F/2.8, das 28-75mm F/2.8 und das 70-180mm F/2.8. Dieses Trio wiegt knapp 1,8 Kilo und ist damit ideal für Outdoor-Shootings. Aber es gibt Touren, bei denen wir zu Fuß über lange Strecken durch unwegsames Gelände müssen und das ist der Moment, bei dem jedes Gramm ein Gramm zu viel ist. Wenn ich in diesen Fällen also vielleicht nur noch zwei Objektive mitnehmen müsste, wäre das in solchen Situationen extrem reizvoll. Zugegebenermaßen wäre mir bisher nicht die Idee gekommen, ein „Reisezoom“ für meine professionellen Aufträge zu nutzen. Vor einigen Jahren flog ich jedoch privat mit dem Tamron 18-400mm F/3.5-6.3 Di II VC HLD nach New York und war von den Bildergebnissen sehr angetan. Die Qualität war zwar nicht vergleichbar mit den Profi-Linsen, die ich sonst verwende, aber durchaus gut.
Tatsächlich ist das neue Reisezoom für die spiegellosen Vollformatkameras von Sony nochmals deutlich besser. Das Endergebnis hat eine so gute Qualität, dass ich damit sicher 85 Prozent meiner Outdoor-Aufträge fotografieren könnte. Ich bin mir sicher, meine Kunden würden keinen Unterschied merken.
Was mir besonders gefällt ist die Tatsache, dass wir hier ein Vollformat-Objektiv mit Lichtstärke F/2.8 haben, was schon direkt eine schöne Freistellung garantiert. Auch mit 28 mm lässt sich das Hauptmotiv extrem scharf vor einem wunderschön unscharfen Hintergrund abbilden. Auch das Bokeh sagt mir sehr zu, die sieben abgerundeten Blendenlamellen erzeugen wunderschöne Unschärfepunkte.
Unterm Strich zählt für mich jedoch die Bildqualität bei der Auswahl eines Objektivs. Wenn es den Bildern an Mikrokontrast und präzise gezeichneten Details mangelt, scheidet es direkt für den professionellen Einsatz aus. Beim 28-200mm F/2.8-5.6 ist die Auflösung jedoch schon bei geöffneter Blende überragend. Zoomt man in die Details der Flaumfedern bei dem Bild der jungen Ente, das ich mit 200mm Brennweite bei maximaler Blendenöffnung aufgenommen habe, zeigen sich feinste Details. Mehr kann ich von einem Objektiv kaum erwarten.
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