Porträtbrennweite Weitwinkel?!
Porträtbrennweite Weitwinkel oder Weitwinkel + Portrait = Knollennase?!
Die Aussage dass ein Weitwinkel als Porträtbrennweite ungeeignet ist und zerknautschte hervorruft begegnet einem in der Fotografie immer wieder. Nur leider kann das arme Weitwinkel nicht automatisch etwas für den in der Portraitfotografie gerne als Knollennase bezeichneten Effekt. Die Veränderung der Perspektive wird durch den Abstand beeinflusst, nicht durch die Brennweite selbst – das ist der Fakt, den viele immer wieder außer acht lassen.
Damit ihr dies besser versteht, dient mir für die nachfolgenden Bilder Frithjof Nentwig, einer der Referenten bei der Photo+Adventure, als Model.
Hier seht ihr ihn fotografiert mit einem “klassischen” 85mm Portraitobjektiv am Kleinbildformat und direkt darunter im Vergleich mit einem 24mm Objektiv:
Das sich bei diesem Bild der als „Knollennase“ bezeichnete Effekt nicht zeigt, liegt daran, dass der Motivabstand nicht verändert wurde, sondern die Aufnahme vom gleichen Standpunkt aus einmal mit 85mm und einmal mit 24mm Brennweite erfolgte. Anschließend erfolgte der passende Ausschnitt aus der ursprünglichen Aufnahme mit dem 24mm Objektiv.
Erst wenn man den Abstand verändert, um mit dem 24mm-Objektiv ein formatfüllendes Porträt zu erstellen, zeigt sich der Effekt, welcher durch die Verringerung des Motivabstandes entsteht, nicht durch die Brennweite selbst.
Dass man nun so oft hört, dass ein Weitwinkelobjektiv automatisch eine Knollennase hervorrufe, liegt einfach daran, dass der Fotograf sich für eine formatfüllende Aufnahme im Vergleich zu einer längeren Brennweite seinem Motiv deutlich annähert.
Ein anderer Unterschied zeigt sich allerdings zwischen der Aufnahme mit 85mm und dem Ausschnitt aus der 24mm Aufnahme. Bei der Aufnahme mit 24mm ist bei gleicher Blende und gleichem Abstand die Schärfeebene tiefer, als sie dies bei der Aufnahme mit 85mm ist. Die Tiefe der Schärfenebene wird bei gleichem Motivabstand und Blende durch die Brennweite beeinflusst, die Perspektive wie gezeigt allerdings nicht.
Natürlich ist ein Beschnitt aus einer Weitwinkelaufnahme nicht immer ein Ersatz zu der Aufnahme mit einem Objektiv längerer Brennweite, da bei den kürzeren Brennweiten oft ein Abbildungsfehler in Form von Verzeichnung vorliegt. Dieser ist aber meist nicht so bedeutend, bzw. kann und wird dies
mittels Software in der Kamera oder im Konverter korrigiert, sodass man besser ein Porträt mit einem Weitwinkel erstellt, bevor man es mangels Brennweite gar nicht macht. Nur achtet dabei auf euren Abstand zum Porträtierten – denn bei richtigem Abstand eignet sich auch das Weitwinkel als Porträtobjektiv. 🙂
P.S. Vielen Dank an Frithjof dass ich ihn als Model missbrauchen durfte!