Jochen Kohl: Kleiner Leitfaden zum Highspeed-Sync von Studioblitzanlagen
Highspeed-Synchronisation, Hyper-Sync, HSS, FP, (teils Markennamen von PocketWizard, Nikon und Canon anderen) etc. – das ist eigentlich bereits ein “altes” Thema das schon sehr lange kursiert, jetzt aber im Zusammenhang mit Studioblitzgeräten wieder aktuell diskutiert wird. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle einige Hinweise für Fotografen geben, die sich damit beschäftigen.
Wann benötigt man die Highspeed-Synchronisation und was ist das?
Das Blitzen gegen die Sonne, der Wusch nach einer Kombination von Blende und Verschlusszeit jenseits der Sync-Zeit, das Einfrieren von Bewegungen bei vorherrschendem Umgebungslicht mit dem Blitz als zusätzliche Lichtquelle, alles das sind die Einsatzgebiete, wo der Bedarf auftritt. Um was es dann also beim Thema Highspeed-Sync geht, ist die „Aushebelung“ der Begrenzung der Sync-Zeit der gängigen DSLR .
Der Mittelformatfotograf mit dem passenden Zentralverschlussobjektiv zum Beispiel belächelt die Situation, da er durch den Zentralverschluss nicht auf die klassischen Sync-Zeiten festgelegt ist. Während dieser dann kurze Abbrennzeiten seines Blitzgerätes einfordern muss, damit dieses innerhalb der kurzen Verschlusszeiten (z.B. bis zu 1/1600s) die Lichtmenge abgeben kann, benötigt der Nutzer der DSLR mit Sync-Zeit Begrenzung in 99% der Fälle eine lange Abbrennzeit.
Warum? Dazu später, widmen wir uns erst der Ausnahme bei den Studiogeräten, der Regel bei den Systemblitzen und dem Ursprung dieser Technik:
Hier wird durch eine extrem kurze Strobo-Sequenz eine Art Dauerlicht erzeugt, welches bereits kurz vor dem Öffnen des ersten Verschlussvorhanges einsetzt und sich dann über die Zeitdauer erstreckt, die der Schlitzverschluss beim Ablauf benötigt. Denn auch bei einer Verschlusszeit von 1/4000s benötigt der Schlitzverschluss, je nach Kameramodell, zwischen 1/125s und 1/320s für den Ablauf. Die Belichtungszeit wird durch den Schlitz zwischen 1. und 2. Verschluss realisiert, was dem System auch seinen Namen gibt.
So funktionieren Systemblitze und Hersteller wie z.B. Profoto wählen aktuell diesen Weg. Dieses System führt natürlich zu Verlusten, denn der Blitz kann nicht mehr seine Maximalenergie abgeben und es landet auch eine erhebliche Menge Licht auf den Verschlussvorhängen.
Genauso führt allerdings auch der alternative Weg zum Ziel zu Verlusten führt, der von anderen Herstellern wie Bläsing, Broncolor, Multiblitz und sehr bald von Hensel gegangen wird: So wie der Systemblitz kurz vor dem Start des ersten Verschlussvorhanges gezündet wird, wird auch hier das Studiogerät kurz vor Öffnen des ersten Verschlussvorhanges gezündet. Dies erreicht man mit einem Funkauslöser, der den Zugriff das entsprechende Protokoll ermöglicht und sich so die Eigenschaften der Kamera zu Eigen macht, die eigentlich dem Systemblitz vorbehalten waren.
Nur hier wird dann eine lange Abbrennzeit benötigt, die sich über die Ablaufdauer des Schlitzverschlusses erstreckt. Idealerweise muss der Blitz dann auch noch so gleichmäßig abbrennen, dass kein Verlauf im Bild sichtbar wird. Auch hier gibt es einen Verlust, denn vor der Öffnung, ggf. dem Schließen des Verschlusses und auf den Verschlussvorhängen geht Licht verloren.
Wie stark sich dieser Verlust äußert kommt darauf an, wie sich der Verschluss des Kameramodells mit den Abbrennzeiten verträgt und wie gut man den jeweiligen Auslöser den Zündzeitpunkt betreffend „tunen“ kann. Bezüglich geeigneter Auslöser hat sich in der Vergangenheit einiges getan, und die maximale Ausgangsleistung spielt natürlich auch eine Rolle.
Einige Blitzhersteller bieten direkt eine Funklösung mit der entsprechenden Funktion mit, andere haben eine Kooperation mit einem Hersteller und andere setzen auf schnelle Entwicklungen auf dem Markt, lassen dem Fotografen die Freiheit der Wahl des jeweils aktuell besten Funksystem für die eigene Kamera und bieten nur die Schnittstelle und entsprechende Technologie betreffend der Abbrennzeiten.
Unterschreitet man die Sync-Zeit ohne die entsprechende Blitzauslösetechnik, dann wird er Verschluss, hier im unteren Bildbereich, sichtbar.
Hat man den entsprechenden Auslöser der die Kamerafunktion ausnutzt, aber die Abbrennzeit des Gerätes ist zu kurz, wird nicht der ganze Zeitraum des Verschlussablaufes abgedeckt und man erhält einen unterbelichteten Teil im oberen Bildbereich:
Ohne Umgebungslicht lässt sich Bewegung übrigens pauschal deutlich besser mit kurzer Abbrennzeit einfrieren, denn bei ablaufendem Schlitzverschluss vergeht Zeit innerhalb der Belichtung, was abhängig vom Bewegungsmuster zu ungünstigen Effekten führen kann. Wer mehr dazu wissen möchte, kann einfach mal Google oder Wikipedia nach “Rolling Shutter” befragen.
Zudem verfügen entsprechende Geräte über deutlich kürze Abbrennzeiten, als sie der Schlitzverschluss bieten kann.
Ideal sind daher die Geräte, die bezüglich der Abbrennzeit bei gleicher Abgabe variieren können. So hat man dann für beide Einsatzbereiche das Optimum.
Hier kann dann selbst auf größere Distanzen und sogar mit Einsatz einer Wabe gegen die Sonne gearbeitet werden, ohne dass der Blitz, im folgenden Bildbeispiel mit Bläsing-Generator, bei maximal 1200Ws betrieben werden muss oder ISO-Werte zur Kompensierung angehoben werden müssten.
Bei diesem Beispiel hier wäre eine normale Sync-Zeit dann hinderlich gewesen, da die Bewegung des Fallschirmes auch durch das Umgebungslicht belichtet wurde, was dann im Bild zu sehr unschönen Doppelkonturen im Fallschirm bei normaler Sync-Zeit von 1/125s geführt hätte.
Canon 5d MK II, ISO100, f6.3, 1/640s, 740Ws, Abstand circa 4Meter, Standardreflektor mit Wabe.
Praktische Erfahrung im Workshop sammeln
Wer mehr über Studioblitze und das Thema Highspeed-Synch erfahren und auch in der Praxis sehen möchte, wie sich verschiedene Geräte in Verbindung mit der eigenen Kamera verhalten oder wann der Graufilter die bessere Option ist, der hat dazu beim Photo+Adventure intermezzo die Möglichkeit. In meinem Workshop “Fly, Baby, Fly” am Samstag widmen wir uns ausführlich dem Thema Blitzfotografie und ich erkläre den Einsatz einer Studioblitzanlage einfach und verständlich in der Praxis. “Nebenbei” werden wir einige spannende Bilder mit Model und einem Fallschirm in einem der sonst nicht der Öffentlichkeit zugänglichen Bereiche des Landschaftsparks entstehen lassen. Unter allen Teilnehmern verlose ich am Ende übrigens den Fallschirm, damit ihr zu Hause weiter üben könnt. 😉