Schnee, Eis, Huskys, Sauna, Iglus und Polarlichter
Äkäslompolo – Schneeschuhwanderung
Highlight am nächsten Tag ist eine Schneeschuhwanderung auf den Kuer, einen der Hausberge, der mit einer markierten Schneeschuhwanderstrecke ausgestattet ist. Wir „Flachlandtiroler“ sind zum ersten Mal mit Schneeschuhen unterwegs (kann man bequem im Hotel ausleihen) und schon alleine meinetwegen eher langsam: ich muss ja ständig irgendwas fotografieren. Es ist aber auch zu schön wie die Sonne durch die Wälder scheint, der Schnee auf den Tannen liegt und sich tolle Schneeskulpturen bilden. Wir werden also an diesem Tag mehrfach überholt, aber wir haben es ja auch nicht eilig. Der Anstieg ist zumeist unproblematisch, ein kurzes Stück ist recht steil und man wünscht sich die Hilfe von Skistöcken, da sich das Vertrauen in den sicheren Halt dank der Zacken unter den Schneeschuhen nicht richtig einstellen will. Je weiter höher wir kommen, desto grandioser wird der Ausblick und die Landschaft. Als wir uns schon fast oben wähnen, kommen ein paar Schweizer den Berg hinunter und erzählen, dass es sich total lohnen würde. Es sei zwar sehr windig und kalt auf dem Gipfel, aber das sei es wert. Recht haben sie! Oben bläst ein heftiger Wind über einen vereisten und sehr kahlen Gipfel. Hier kann sich kaum ein Pflänzchen halten, die Bäume stehen erst dort wo es etwas windstiller ist. Die Aussicht von hier oben ist fantastisch, aber man muss aufpassen, dass man nicht weggeweht wird!
Lange bleiben wir nicht (fotografieren, genießen, frieren und umdrehen) und gehen den gleichen Weg zurück – nur das Licht und die Perspektive sind anders, daher muss ich also vieles erneut fotografieren. Beim Abstieg melden sich dann auch langsam unsere Knie, die die ungewohnte Belastung durch den breitbeinigen Gang mit den Schneeschuhen nicht so toll finden. Aber alles hält sich im Rahmen und der Blick, die untergehende Sonne und das tolle Erlebnis entschädigen.
Pallastunturi
Viel zu schnell verlassen wir Äkäslompolo wieder – hier hätte man noch so viel unternehmen können und wir haben uns sehr wohl gefühlt. Am nächsten Tag geht es noch weiter Richtung Norden, nach Kakslauttanen. Ein Umweg führt uns zum Pallastunturi, einem 807 Meter hohen Berg, der sich uns in traumhaften Lichtverhältnissen zeigt, weil die Sonne hinter Schneewolken verschwindet und alles ganz bizarr und sanft beleuchtet wird. Wir lassen unseren Wagen am dortigen Hotel stehen und stapfen zu Fuß den Berg hinauf – es scheint, ein Pistenfahrzeug hat extra für uns einen Weg gebahnt. Ich genieße mal wieder die Schneeskulpturen, Eisbäume und Ausblicke und halte viele Anblicke mit meiner Kamera fest.
Kakslauttanen – Glasiglu-Übernachtung
Das Internet hat uns vorgewarnt: Hier geht es für finnische Verhältnisse touristisch extrem hoch her und so mancher fühlt sich in der riesigen Anlage nicht wohl. Trotzdem freuen wir uns auf eine Übernachtung im Glasiglu und eine Nacht im richtigen Schneeiglu – das wollte ich schon immer mal ausprobieren! In der „Feriensiedlung“ hat man es tatsächlich mit einer weitläufigen Anlage mit Blockhütten, Glasiglus, Schneeiglus und diversen anderen Gebäuden zu tun. Touristen kommen in Busladungen und bleiben typischerweise nur eine Nacht. Man kann hier gegen Einwurf von Münzen so ziemlich alles unternehmen: Eisangeln, Schneeschuwandern, Elchschlittentour, Huskysafari, Motorschlittentour, etc. und nächtliche „Polarlichtjadg“ mit allen vorgenannten Fortbewegungsmitteln.
Also sind wir auf Rummel eingestellt und überrascht von der relativen Ruhe, Freundlichkeit des Personals und Sauberkeit der Anlagen. Und ehrlich, die Glasiglus sind der Hammer! Zwergeneingang, Mini-Toilette und Waschbecken (der 2-er Iglu hat keine eigene Dusche, die Duschräume sind aber nicht weit weg und sauber) und dann zwei Betten mit elektrisch verstellbarem Lattenrost, wohlige Wärme und der Blick in den nördlichen Sternenhimmel. Ein Traum!
Klar, man steht in Reihe mit vielen anderen Iglus, aber ein Vorhang in Bauch-/Brusthöhe schützt vor neugierigen Blicken und alle schauen sowieso nur in den Himmel. Gegessen wird im „Celebration House“, das das ganze Jahr hindurch mit Monster-Weihnachtsbaum und Lebkuchenhaus dekoriert ist. Während unseres Abendessens spielt dazu passend übrigens „Vamos a la playa“ und griechischer Syrtaki. Extrem unterhaltsam! Ach ja, und Santa Claus wohnt auch hier, natürlich kann man einen persönlichen Termin mit ihm vereinbaren. Ist im Santa Claus Village in Rovaniemi dann nur seine Sommerresidenz im Süden? 😉
Wie auf Bestellung zeigen sich auf dem Rückweg zum Iglu die ersten Polarlichtschleier und ich postiere mich sogleich mit Stativ, Fernauslöser und Kamera. Es entstehen einige Fotos im Igludorf, in dem am frühen Abend aber noch sehr viele Lichter an sind. So fahren wir kurzerhand ein Stück „ins Dunkle“ und bestaunen für eine ganze Weile das Spektakel am Himmel. Später liegen wir gemütlich im kuscheligen Iglu-Bett und betrachten noch immer die langsam tanzenden Nordlichter. Zu schade dass man zu erschöpft ist um wach zu bleiben!
Kakslauttanen – Schneeigluübernachtung
Am nächsten Tag machen wir noch einen Ausflug an den Inarisee, genießen die weite Gegend und das Schild, das in Ivalo am Kreisverkehr den Weg nach Murmansk weist (es sind nur noch 303 km…). Auch an diesem Abend gibt es wieder Polarlichter satt allerdings beginnt das Spektakel später als gestern. Leider ist es auch deutlich kälter als gestern, waren es tagsüber bei eiskaltem Wind mal nur -7°C, fällt das Thermometer schnell auf bis zu -17°. Zum Glück sind wir zum Fotografieren der Polarlichter wieder mal mit dem Auto unterwegs, auf der Suche nach schönen Aussichtspunkten. Lange hält man es auch draußen nicht aus, nach ein paar Minuten geht es zum Aufwärmen (trotz diverser Thermo-Schichten am Körper) wieder auf den Platz mit der Sitzheizung im Auto. Zurück in der Anlage von Kakslauttanen schnappen wir alle Utensilien und ziehen in den Iglu, um dann direkt davor weitere Polarlicht-Aufnahmen zu machen. Es ist so faszinierend anzusehen, man muss einfach weiter in den Himmel starren – obwohl Finger und Füße abfrieren und der Atem in der Nase gefriert, was sich ganz merkwürdig anfühlt. -23°C… im Iglu sind es kuschelige -5°C, konstant. Ach ja, natürlich weiß ich dass die Kamera beschlagen kann, wenn man sich von der Kälte ins Warme begibt, aber mein Gehirn ist auch eingefroren und -5 ist doch keine Wärme?! Nun ja – es ist noch mal gut ausgegangen.
Völlig verfroren klettern wir in die Schlafsäcke im Iglu. Das ist eine total blöde Idee, denn ein so durchgefrorener Körper schafft es nicht, den Daunenschlafsack zu erwärmen. Ja, es ist total cool im Iglu und man liegt auch recht bequem. Und es ist das, was ich schon immer mal tun wollte. Aber am nächsten Morgen muss ich auch kleinlaut zugeben, dass ich nach gefühlten zwei Stunden bibbernden Schlafes die Nacht im Schneeiglu nun für immer von meiner „Bucket List“ streiche. Es war wirklich sch**kalt! Morgens um 8 Uhr sind es übrigens -28°C und die warme Dusche ist eine Erlösung.
Wer es übrigens gar nicht im Iglu aushält, für den steht ein beheiztes Glas-Tipi bereit in das man während der Nacht umziehen könnte… nichts für Hartgesottene wie uns!!
Abschied…
Damit neigt sich für uns auch unsere erste Finnisch-Lappland-Winter-Rundreise dem Ende entgegen – zurück geht es nach Rovaniemi, von dort nach Helsinki und dann wieder nach Hause an den wenig winterlichen Niederrhein.
Es war eine für uns typische Reise in einsame Natur, mit einem gewissen Maß an Komfort, Abenteuer, Aktivität und vor allem vielen Fotogelegenheiten ohne dass wir „auf gutes Licht“ warten mussten. Uns hat’s total gut gefallen und wir kommen hoffentlich wieder – lassen dann allerdings den Schneeiglu aus. 😉
P.S. – Polarlichthinweis
Am Ende noch ein Hinweis zur Jagd nach den Polarlichtern: Inzwischen helfen diverse Polarlicht-Apps für das Smartphone, über die die User vermelden, wenn Polarlichter zu sehen sind. Gut, da geht auch schon mal mitten in der Nacht ein falscher Alarm los, aber so kann man doch wesentlich mehr schlafen, als wenn man selbst regelmäßig nachschaut ob das Spektakel am Himmel begonnen hat.
P.P.S. – Bildergalerie
Auf meiner Website gibt es eine Galerie mit weiteren Bildern für alle, die Lust auf mehr haben.