Filter-Einsatz in der Fotografie – ein Plädoyer von Uwe Statz
Fälschlicherweise ordnet man den Einsatz von Filtern der analogen Welt zu. Warum Filter bei der Digitalfotografie ebenso wichtig sind, belege ich gern durch meine Bild-Beispiele.
Ich gestehe, seit Jahren bin ich von der Fotografie mit Filtern begeistert, ehrlicher gesagt infiziert. Diese Begeisterung vermittle ich seit mehr als zehn Jahren in Workshops. Dabei freut es mich immer wieder, wenn ich nach dem Kurs von einigen der Teilnehmer plötzlich beeindruckende Filteraufnahmen sehe.
Mit digitalen und optischen Filtern nehmen wir Einfluss auf die Bildgestaltung und damit auch auf die Bildqualität:
Einige dieser Filtereffekte sind nur erschwert oder gar nicht in der digitalen Nachbearbeitung zu realisieren – mit optischen Filtern aber, entweder schneller oder sogar qualitativ hochwertiger, im Bild umzusetzen. Mein subjektiver Anspruch an die Fotografie ist es, das Bild an Ort und Stelle mit der Kamera so perfekt es mir möglich erscheint, umzusetzen. Zu den wichtigsten Filtern gehört für mich neben dem Verlaufsfilter und ND-Filter (Neutraldichte-, Graufilter), der Polfilter.
Ein Neutraldichtefilter (ND-Filter), auch Graufilter genannt, reduziert die durch das Objektiv einfallende Lichtmenge, ohne dabei Farben und Kontraste zu beeinflussen. Er ermöglicht so eine längere Belichtungszeit oder die Verwendung einer größeren Blendenöffnung, die ohne Filter nicht möglich wäre.
Durch diesen “Sonnenbrilleneffekt” suggeriert er der Kamera eine veränderte Lichtsituation. Wie der gewünschte Effekt aussehen soll, hängt einerseits von der Bildidee und vom gewählten Filter, bzw. dessen Dichte (Lichtdurchlass, Abdunklungsgrad) sowie von der vorhandenen Lichtsituation ab. Deshalb gibt es Graufilter in unterschiedlichen Stärkegraden, die man auf die jeweilige Situation abstimmt bzw. auswählt. Je dichter (dunkler) ein Filter (höhere ND-Stärke) ist, desto länger (Verlängerungsfaktor) kann ich ein Foto belichten oder muss weniger Blendenstufen schließen, um mein gewünschtes Ergebnis erzielen zu können.
Mit dem ND-Filter habe ich ein tolles, mächtiges Werkzeug, das ich als Gestaltungsmittel sehr oft einsetze. Zum Beispiel gerade da, wo es auf die Gestaltung ankommt, die durch die Belichtungszeit beeinflusst wird. Hier kann ich sehr unterschiedliche Wahrnehmungen des Motivs schaffen, die mich total begeistern!
Mal angenommen ich fotografieren am Meer die Meeresbrandung. Durch verschiedene ND-Stärken wähle ich die Belichtungszeit mehr oder weniger lang. So erziele ich bei kurzen Zeiten eine eher normal, dem Menschen bekannt vorkommende, eingefrorene Wirkung. Bei länger werdenden Zeiten kann die Wasserbewegung sehr dynamisch wirken und bis hin zu ihrer völligen Auflösung ist ein großer Darstellungsspielraum gegeben. Das kann, gerade weil es dem menschlichen Auge in der Realität verborgen bleibt, sehr interessant sein. Deshalb bin ich oft selbst immer wieder aufs Neue beeindruckt und sehr begeistert von dem Einsatz von Filtern.
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Anmerkung der Photo+Adventure: Der Workshop zum Thema Filterfotografie/Lebende Landschaften mit Uwe Statz bei der Photo+Adventure ist leider bereits ausgebucht. Einige wenige Tickets gibt es noch für Olav Brehmers Workshop “Fotografieren mit Filtern” am Freitag, den 09.06..