Borneo – Fotografische Erlebnisse im “Paradies”
Es ist früh am Morgen. Nebel liegt über der dichten Baumdecke des Danuum Valley. Aus der Ferne ertönen die Rufe der Gibbons. Am Himmel erkennt man Silhouetten der gewaltigen Hornvögel.
Zumindest in der Früh sind die Temperaturen noch erträglich. Die Sonne kommt langsam hinter der Nebeldecke hervor, bereit die Temperaturen wieder bis auf 35 Grad ansteigen zulassen. Wir sind bereits seit 4 Stunden auf den Beinen und warten an einem kleinen Aussichtsturm, der bei jedem Schritt gefährlich quietscht und knarrt, auf den Sonnenaufgang. Auf der Ladefläche eines kleinen Pickups fahren wir schließlich zurück zu unserer Unterkunft – für fünf Tage sind wir separat in zwei Schlafsälen untergebracht, die wir uns jeweils mit Jungs beziehungsweise Mädchen einer malaysischen Schulklasse teilen.
Direkt nach dem Frühstück geht es wieder in den Urwald. Wir sind auf der Suche nach Insekten und Reptilien. Ganz anders als erwartet, ist es wirklich nicht leicht, die gut getarnten Tiere zu entdecken. Umso größer die Freude, wenn sich an einem Ast doch mal eine Agame finden lässt.
Jeder Tag bringt für uns völlig neue Eindrücke mit sich. Fast täglich entdecken wir neue Tier- und Pflanzenarten. Wir begegnen Zwergelefanten, wilden Orang-Utans und farbenfrohen Vögeln, wandern durch Nationalparks, klettern in vierzig Meter hohe Baumwipfel und bestaunen atemberaubende Wasserfälle.
Besonders beeindruckend sind die vielen Affenarten, die auf Borneo leben.Makaken sind zwar nicht besonders groß, trotzdem habe ich doch gewaltigen Respekt vor den Zähnen dieser kleinen Rabauken. Und so kommt es, wie es kommen muss: Florian stellt sein Nikkor 2,8 / 400mm FL ED VR vor mir ab mit dem Hinweis, dass ich bitte darauf aufpassen solle. Binnen von Sekunden nähert sich ein junger, neugieriger Makake, greift den Tragegurt des Objektivs und lässt sich natürlich nicht von meinen verzweifelten „Sch, Sch, Sch“-Rufen beeindrucken. Beim Versuch mir das Objektiv endgültig zu klauen, verliert das Äffchen letztendlich doch die Lust an diesem Spiel . . .
Die Landschaft auf Borneo wird durch Palmölplantagen geprägt. Wie sehr uns dieses Thema auf unser Reise beschäftigen wird, hätten wir zuvor nie gedacht. Ziel unserer Reise, war es die beeindruckende Natur der Insel Borneo in Bildern festzuhalten. Dies gestaltete sich vor Ort jedoch schwieriger als gedacht. Palmöl nimmt bereits einen riesigen Teil der gesamten Inselfläche ein. Teilweise fahren wir Strecken von 600 Kilometern nur durch Palmölplantagen. Das Thema beschäftigt uns so sehr, dass wir Kontakte knüpfen und es uns sogar gelingt eine Palmölfabrik zu besichtigen und inmitten einer Palmölplantage zu fotografieren. Ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen. Die Fabriken und Plantagen sind gut bewacht, da die Besitzer Angst vor Umweltaktivisten haben und auch grundsätzlich eher skeptisch gegenüber westlichen Besuchern eingestellt sind.
Palmöl bekommt einen riesigen Stellenwert für uns. Auch noch nach der Reise. Mit eigenen Augen zu sehen, wie ein so beeindruckendes und einzigartiges Ökosystem erschreckend schnell zerstört wird, ist kaum greifbar und auch nur schwer in Worte zu fassen.