Die schönsten Routen durch Südafrika
3000 Kilometer Küste, magische Bergwelten und Panoramen soweit das Auge reicht. Das vielfältige Terrain Südafrikas ist ideal für alle möglichen Abenteueraktivitäten im Freien, Wanderungen durch die unberührte Wildnis und individuellen Roadtrips durch die Regenbogennation. In neun Provinzen warten unzählige Traumrouten darauf, von dir entdeckt zu werden. Wir stellen drei der schönsten Routen des Landes am Kap vor.
Panorama Route
Die Panorama Route durch die Provinz Mpumalanga im Nordosten des Landes gehört zu den schönsten Reisezielen Südafrikas. Über die Straße R 532 verläuft die Route von Graskop über God’s Window, die Bourke’s Luck Potholes, den Blyde River Canyon, Ohrigstad und Pilgrims Rest. Sie führt dich über zerklüftete Höhenzüge, das Hochlands-Plateau bis zur großen Randstufe, wo das Land bis zu 1000 Meter tief herabfällt. Von hier kannst du herrliche Ausblicke auf das subtropische Lowveld genießen. Ein guter Ausgangspunkt für deine Erkundungstour ist die historische, charmante Kleinstadt White River.
Blyde River Canyon
Die wohl spektakulärsten Panoramen dieser Route eröffnen sich dir am viel fotografierten Blyde River Canyon. Das God’s Window lädt dazu ein, die malerische Landschaft des Lowveld zu bewundern, während der Blick am Aussichtspunkt „Three Rondavels“ auf die drei Felsformationen in der Schlucht des Canyons fällt, die an typische, afrikanische Rundhütten (Rondavels) erinnern. Auf dem weiteren Weg kreuzt du etliche imposante Wasserfälle, die du auf keinen Fall verpassen solltest. Ein wahrer Höhepunkt dieser Route sind die Berlin Falls. Hier stürzt der Wasserfall in ein tiefgrünes Loch, das von schroffen Felsen umgeben ist. Der Anblick von der Aussichtsplattform in 80 Metern Höhe ist einfach grandios! Mit etwas Glück lässt die tiefstehende Sonne die Steine goldgelb glänzen und das Plateau tiefgrün leuchten.
Eines der spektakulärsten Naturphänomene sind die Bourke’s Luck Potholes. Dort hat das Wasser zylinderförmige Hohlräume in den Fels gewaschen. Abenteuerlustige können hier durch Höhlen wandern, durch Wälder reiten, Mountainbiken und Quadfahren oder sich über die Graskop-Schlucht hangeln.
Bourke’s Luck Potholes
Bewältigen kannst du die Strecke gut an einem Tag. Für ein paar Fotos mehr inmitten der landschaftlichen Schönheit, solltest du entsprechend mehr Zeit einplanen.
Elephant Coast
Die Elephant Coast in KwaZulu-Natal ist ein wahres Naturparadies, für das du unbedingt mehr als einen Tag einplanen solltest. Denn hier gibt es viel zu erleben: Big Five Safaris, Wanderungen, Tiefseetauchen und Schildkröten-Trekking. Zu den wichtigsten Stationen der Route gehören St. Lucia, der Hluhluwe-Umfolozi Park, iSimangaliso Wetland Park, Sodwana Bay und Kosi Bay.
Wir starten am iSimangaliso Wetland Park. Das UNESCO-Weltnaturerbe erstreckt sich über eine Länge von 220 Kilometern von Cape St. Lucia bis zur Grenze von Mosambik. Unfassbar schön sind der Lake St. Lucia, die Flussmündung mit ihren Küstenseen, Dünen, subtropischen Wäldern, Sümpfen und Feuchtgebieten. Die Fauna und Flora der Region kann man gut auf Wanderungen durch den Wald oder die Dünen, auf Boots- und Kanutouren sowie bei spektakulären Tauchgängen am Korallenriff der Sodwana und Kosi Bay entdecken.
St. Lucia Wetlands
Etwas weiter im Landesinneren liegt der Hluhluwe-Imfolozi Park, das älteste Naturreservat in ganz Afrika. Der Park ist vor allem für seine seltenen Breitmaulnashörner bekannt, aber auch Löwen, Elefanten, Büffel und Leoparden sind hier zu Hause. Eine geführte Buschwanderung zu den Tieren bleibt in jedem Fall unvergesslich. Der südliche Imfolozi-Teil des Parks besteht aus Grasland und offener Savanne, durchzogen von zwei mächtigen Flüssen, wohingegen im nördlichen Hluhluwe-Teil bewaldete Hügellandschaften bis hin zu schroffem, bergigen Gelände das Landschaftsbild bestimmen. Übernachten könnt ihr wunderbar preiswert und inmitten des Parks im Mpila Camp oder Hilltop Camp.
Eine der größten Attraktionen der Elephant Coast sind die herrlichen Strände. Unberührt und naturbelassen laden diese zum Baden und Entspannen ein. Zwischen November und Januar legen hier die vom Aussterben bedrohten Lederschildkröten ihre Eier ab. Auf nächtlichen Schildkröten-Trekking-Touren könnt ihr dieses aufregende Naturschauspiel hautnah miterleben. Die Touren zu den Brutstätten starten von St. Lucia und Cape Vidal aus, sowie von Sodwana Bay, Mabibi, Island Rock und Bhanga Nek.
Mabibi Beach
Willkommen auf der Garden Route
Auch wenn du vielleicht noch nicht in Südafrika gewesen bist, hast du von dieser Route bestimmt schon gehört. Die Garden Route ist einer der bekanntesten Landstriche Südafrikas und ein einmaliges Naturparadies, das vom Indischen Ozean bis hin zur Halbwüste der Kleinen Karoo reicht.
Die Strecke führt dich von der „Friendly City“ Port Elizabeth mitsamt dem Addo Elephant National Park über Plettenberg Bay, Knysna, George/Wilderness über die Walhauptstadt Hermanus bis nach Kapstadt. Alternativ kannst du ab George in Richtung Oudtshoorn und von dort aus entlang der malerischen Swartberge bis zur alten Kolonialsiedlung Swellendam fahren. Nach einem Abstecher zum südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents am Cape Agulhas, erreichst du schließlich die Metropole Kapstadt.
Die Erlebnisse auf der Route sind schier endlos: Der Addo Elephant Park bietet als Big 7 Park hervorragende Bedingungen zur Wildtierbeobachtung in malariafreier Umgebung. Zu den Löwen, Elefanten, Nashörnern, Büffeln und Leoparden gesellen sich Haie und Wale vor der Küste. Port Elizabeth lädt zu einem kulturellen Spaziergang, Shopping und Badevergnügen ein. Das wahre Strandparadies findest du jedoch in Plettenberg Bay. Wenn du Freude am Surfen hast, dann leg doch kurz vorher noch einen Zwischenstopp in der Surfer-Hochburg Jeffrey‘s Bay ein.
Addo Elephant Park
Vom Strand geht es in die Urwälder von Tsitsikamma auf eine Wanderung durch die dichte Küstenvegetation. Suchst du nach ein wenig mehr Action? Dann wag den weltweit höchsten Brücken-Bungee-Sprung von der Bloukrans Bridge an der Mündung des Storms River.
Beschaulich und postkartenfotoverdächtig wird es in Knysna mit seiner malerischen Lagune. Die kleine Küstenstadt ist in Südafrika berühmt für ihre Austern, die sie jährlich im Juli beim Knysna Oyster Festival feiert. Die kristallklaren Seenlandschaften und Küstenbiosphären in der Umgebung bilden zusammen mit den Urwäldern von Tsitsikamma und den Küstenstreifen von Wilderness den Garden Route National Park. In Wilderness kannst du die üppig bewachsenen Flussmündungen naturnah mit dem Kanu erkunden.
Knysna
Von der Garden Route geht es in die Cape Overberg Region nach Hermanus, der Walhauptstadt des Landes. Hier lassen sich die Meeresriesen von Juli bis November direkt von einem der vielen Küstenpfade aus erspähen, also halte deinen Fotoapparat griffbereit.
Den krönenden Abschluss bildet die entspannte Metropole Kapstadt. Hier triffst du auf den Tafelberg, den Kirstenbosch National Botanical Garden, die quirlige V&A Waterfront, die Gefängnisinsel Robben Island und natürlich auch auf das Kap der Guten Hoffnung – langweilig wird’s am wunderschönen Kap bestimmt nicht.
Für die knapp 800 Kilometer lange Strecke zwischen Kapstadt und Port Elizabeth sollte man sich mindestens eine Woche Zeit nehmen. Da du die Route auch gut allein und mit dem Mietwagen bereisen kannst, ist die Strecke auch ideal für Südafrika-Einsteiger.
Bilder: South African Tourism
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Filter-Einsatz in der Fotografie – ein Plädoyer von Uwe Statz
Fälschlicherweise ordnet man den Einsatz von Filtern der analogen Welt zu. Warum Filter bei der Digitalfotografie ebenso wichtig sind, belege ich gern durch meine Bild-Beispiele.
Ich gestehe, seit Jahren bin ich von der Fotografie mit Filtern begeistert, ehrlicher gesagt infiziert. Diese Begeisterung vermittle ich seit mehr als zehn Jahren in Workshops. Dabei freut es mich immer wieder, wenn ich nach dem Kurs von einigen der Teilnehmer plötzlich beeindruckende Filteraufnahmen sehe.
Mit digitalen und optischen Filtern nehmen wir Einfluss auf die Bildgestaltung und damit auch auf die Bildqualität:
Einige dieser Filtereffekte sind nur erschwert oder gar nicht in der digitalen Nachbearbeitung zu realisieren – mit optischen Filtern aber, entweder schneller oder sogar qualitativ hochwertiger, im Bild umzusetzen. Mein subjektiver Anspruch an die Fotografie ist es, das Bild an Ort und Stelle mit der Kamera so perfekt es mir möglich erscheint, umzusetzen. Zu den wichtigsten Filtern gehört für mich neben dem Verlaufsfilter und ND-Filter (Neutraldichte-, Graufilter), der Polfilter.
Ein Neutraldichtefilter (ND-Filter), auch Graufilter genannt, reduziert die durch das Objektiv einfallende Lichtmenge, ohne dabei Farben und Kontraste zu beeinflussen. Er ermöglicht so eine längere Belichtungszeit oder die Verwendung einer größeren Blendenöffnung, die ohne Filter nicht möglich wäre.
Durch diesen “Sonnenbrilleneffekt” suggeriert er der Kamera eine veränderte Lichtsituation. Wie der gewünschte Effekt aussehen soll, hängt einerseits von der Bildidee und vom gewählten Filter, bzw. dessen Dichte (Lichtdurchlass, Abdunklungsgrad) sowie von der vorhandenen Lichtsituation ab. Deshalb gibt es Graufilter in unterschiedlichen Stärkegraden, die man auf die jeweilige Situation abstimmt bzw. auswählt. Je dichter (dunkler) ein Filter (höhere ND-Stärke) ist, desto länger (Verlängerungsfaktor) kann ich ein Foto belichten oder muss weniger Blendenstufen schließen, um mein gewünschtes Ergebnis erzielen zu können.
Mit dem ND-Filter habe ich ein tolles, mächtiges Werkzeug, das ich als Gestaltungsmittel sehr oft einsetze. Zum Beispiel gerade da, wo es auf die Gestaltung ankommt, die durch die Belichtungszeit beeinflusst wird. Hier kann ich sehr unterschiedliche Wahrnehmungen des Motivs schaffen, die mich total begeistern!
Mal angenommen ich fotografieren am Meer die Meeresbrandung. Durch verschiedene ND-Stärken wähle ich die Belichtungszeit mehr oder weniger lang. So erziele ich bei kurzen Zeiten eine eher normal, dem Menschen bekannt vorkommende, eingefrorene Wirkung. Bei länger werdenden Zeiten kann die Wasserbewegung sehr dynamisch wirken und bis hin zu ihrer völligen Auflösung ist ein großer Darstellungsspielraum gegeben. Das kann, gerade weil es dem menschlichen Auge in der Realität verborgen bleibt, sehr interessant sein. Deshalb bin ich oft selbst immer wieder aufs Neue beeindruckt und sehr begeistert von dem Einsatz von Filtern.
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Anmerkung der Photo+Adventure: Der Workshop zum Thema Filterfotografie/Lebende Landschaften mit Uwe Statz bei der Photo+Adventure ist leider bereits ausgebucht. Einige wenige Tickets gibt es noch für Olav Brehmers Workshop “Fotografieren mit Filtern” am Freitag, den 09.06..
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Borneo – Fotografische Erlebnisse im “Paradies”
Es ist früh am Morgen. Nebel liegt über der dichten Baumdecke des Danuum Valley. Aus der Ferne ertönen die Rufe der Gibbons. Am Himmel erkennt man Silhouetten der gewaltigen Hornvögel.
Zumindest in der Früh sind die Temperaturen noch erträglich. Die Sonne kommt langsam hinter der Nebeldecke hervor, bereit die Temperaturen wieder bis auf 35 Grad ansteigen zulassen. Wir sind bereits seit 4 Stunden auf den Beinen und warten an einem kleinen Aussichtsturm, der bei jedem Schritt gefährlich quietscht und knarrt, auf den Sonnenaufgang. Auf der Ladefläche eines kleinen Pickups fahren wir schließlich zurück zu unserer Unterkunft – für fünf Tage sind wir separat in zwei Schlafsälen untergebracht, die wir uns jeweils mit Jungs beziehungsweise Mädchen einer malaysischen Schulklasse teilen.
Direkt nach dem Frühstück geht es wieder in den Urwald. Wir sind auf der Suche nach Insekten und Reptilien. Ganz anders als erwartet, ist es wirklich nicht leicht, die gut getarnten Tiere zu entdecken. Umso größer die Freude, wenn sich an einem Ast doch mal eine Agame finden lässt.
Jeder Tag bringt für uns völlig neue Eindrücke mit sich. Fast täglich entdecken wir neue Tier- und Pflanzenarten. Wir begegnen Zwergelefanten, wilden Orang-Utans und farbenfrohen Vögeln, wandern durch Nationalparks, klettern in vierzig Meter hohe Baumwipfel und bestaunen atemberaubende Wasserfälle.
Besonders beeindruckend sind die vielen Affenarten, die auf Borneo leben.Makaken sind zwar nicht besonders groß, trotzdem habe ich doch gewaltigen Respekt vor den Zähnen dieser kleinen Rabauken. Und so kommt es, wie es kommen muss: Florian stellt sein Nikkor 2,8 / 400mm FL ED VR vor mir ab mit dem Hinweis, dass ich bitte darauf aufpassen solle. Binnen von Sekunden nähert sich ein junger, neugieriger Makake, greift den Tragegurt des Objektivs und lässt sich natürlich nicht von meinen verzweifelten „Sch, Sch, Sch“-Rufen beeindrucken. Beim Versuch mir das Objektiv endgültig zu klauen, verliert das Äffchen letztendlich doch die Lust an diesem Spiel . . .
Die Landschaft auf Borneo wird durch Palmölplantagen geprägt. Wie sehr uns dieses Thema auf unser Reise beschäftigen wird, hätten wir zuvor nie gedacht. Ziel unserer Reise, war es die beeindruckende Natur der Insel Borneo in Bildern festzuhalten. Dies gestaltete sich vor Ort jedoch schwieriger als gedacht. Palmöl nimmt bereits einen riesigen Teil der gesamten Inselfläche ein. Teilweise fahren wir Strecken von 600 Kilometern nur durch Palmölplantagen. Das Thema beschäftigt uns so sehr, dass wir Kontakte knüpfen und es uns sogar gelingt eine Palmölfabrik zu besichtigen und inmitten einer Palmölplantage zu fotografieren. Ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen. Die Fabriken und Plantagen sind gut bewacht, da die Besitzer Angst vor Umweltaktivisten haben und auch grundsätzlich eher skeptisch gegenüber westlichen Besuchern eingestellt sind.
Palmöl bekommt einen riesigen Stellenwert für uns. Auch noch nach der Reise. Mit eigenen Augen zu sehen, wie ein so beeindruckendes und einzigartiges Ökosystem erschreckend schnell zerstört wird, ist kaum greifbar und auch nur schwer in Worte zu fassen.
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Street Photography: Entdecke deine Stadt
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Jochen Kohl: Kleiner Leitfaden zum Highspeed-Sync von Studioblitzanlagen
Highspeed-Synchronisation, Hyper-Sync, HSS, FP, (teils Markennamen von PocketWizard, Nikon und Canon anderen) etc. – das ist eigentlich bereits ein “altes” Thema das schon sehr lange kursiert, jetzt aber im Zusammenhang mit Studioblitzgeräten wieder aktuell diskutiert wird. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle einige Hinweise für Fotografen geben, die sich damit beschäftigen.
Wann benötigt man die Highspeed-Synchronisation und was ist das?
Das Blitzen gegen die Sonne, der Wusch nach einer Kombination von Blende und Verschlusszeit jenseits der Sync-Zeit, das Einfrieren von Bewegungen bei vorherrschendem Umgebungslicht mit dem Blitz als zusätzliche Lichtquelle, alles das sind die Einsatzgebiete, wo der Bedarf auftritt. Um was es dann also beim Thema Highspeed-Sync geht, ist die „Aushebelung“ der Begrenzung der Sync-Zeit der gängigen DSLR .
Der Mittelformatfotograf mit dem passenden Zentralverschlussobjektiv zum Beispiel belächelt die Situation, da er durch den Zentralverschluss nicht auf die klassischen Sync-Zeiten festgelegt ist. Während dieser dann kurze Abbrennzeiten seines Blitzgerätes einfordern muss, damit dieses innerhalb der kurzen Verschlusszeiten (z.B. bis zu 1/1600s) die Lichtmenge abgeben kann, benötigt der Nutzer der DSLR mit Sync-Zeit Begrenzung in 99% der Fälle eine lange Abbrennzeit.
Warum? Dazu später, widmen wir uns erst der Ausnahme bei den Studiogeräten, der Regel bei den Systemblitzen und dem Ursprung dieser Technik:
Hier wird durch eine extrem kurze Strobo-Sequenz eine Art Dauerlicht erzeugt, welches bereits kurz vor dem Öffnen des ersten Verschlussvorhanges einsetzt und sich dann über die Zeitdauer erstreckt, die der Schlitzverschluss beim Ablauf benötigt. Denn auch bei einer Verschlusszeit von 1/4000s benötigt der Schlitzverschluss, je nach Kameramodell, zwischen 1/125s und 1/320s für den Ablauf. Die Belichtungszeit wird durch den Schlitz zwischen 1. und 2. Verschluss realisiert, was dem System auch seinen Namen gibt.
So funktionieren Systemblitze und Hersteller wie z.B. Profoto wählen aktuell diesen Weg. Dieses System führt natürlich zu Verlusten, denn der Blitz kann nicht mehr seine Maximalenergie abgeben und es landet auch eine erhebliche Menge Licht auf den Verschlussvorhängen.
Genauso führt allerdings auch der alternative Weg zum Ziel zu Verlusten führt, der von anderen Herstellern wie Bläsing, Broncolor, Multiblitz und sehr bald von Hensel gegangen wird: So wie der Systemblitz kurz vor dem Start des ersten Verschlussvorhanges gezündet wird, wird auch hier das Studiogerät kurz vor Öffnen des ersten Verschlussvorhanges gezündet. Dies erreicht man mit einem Funkauslöser, der den Zugriff das entsprechende Protokoll ermöglicht und sich so die Eigenschaften der Kamera zu Eigen macht, die eigentlich dem Systemblitz vorbehalten waren.
Nur hier wird dann eine lange Abbrennzeit benötigt, die sich über die Ablaufdauer des Schlitzverschlusses erstreckt. Idealerweise muss der Blitz dann auch noch so gleichmäßig abbrennen, dass kein Verlauf im Bild sichtbar wird. Auch hier gibt es einen Verlust, denn vor der Öffnung, ggf. dem Schließen des Verschlusses und auf den Verschlussvorhängen geht Licht verloren.
Wie stark sich dieser Verlust äußert kommt darauf an, wie sich der Verschluss des Kameramodells mit den Abbrennzeiten verträgt und wie gut man den jeweiligen Auslöser den Zündzeitpunkt betreffend „tunen“ kann. Bezüglich geeigneter Auslöser hat sich in der Vergangenheit einiges getan, und die maximale Ausgangsleistung spielt natürlich auch eine Rolle.
Einige Blitzhersteller bieten direkt eine Funklösung mit der entsprechenden Funktion mit, andere haben eine Kooperation mit einem Hersteller und andere setzen auf schnelle Entwicklungen auf dem Markt, lassen dem Fotografen die Freiheit der Wahl des jeweils aktuell besten Funksystem für die eigene Kamera und bieten nur die Schnittstelle und entsprechende Technologie betreffend der Abbrennzeiten.
Unterschreitet man die Sync-Zeit ohne die entsprechende Blitzauslösetechnik, dann wird er Verschluss, hier im unteren Bildbereich, sichtbar.
Hat man den entsprechenden Auslöser der die Kamerafunktion ausnutzt, aber die Abbrennzeit des Gerätes ist zu kurz, wird nicht der ganze Zeitraum des Verschlussablaufes abgedeckt und man erhält einen unterbelichteten Teil im oberen Bildbereich:
Ohne Umgebungslicht lässt sich Bewegung übrigens pauschal deutlich besser mit kurzer Abbrennzeit einfrieren, denn bei ablaufendem Schlitzverschluss vergeht Zeit innerhalb der Belichtung, was abhängig vom Bewegungsmuster zu ungünstigen Effekten führen kann. Wer mehr dazu wissen möchte, kann einfach mal Google oder Wikipedia nach “Rolling Shutter” befragen.
Zudem verfügen entsprechende Geräte über deutlich kürze Abbrennzeiten, als sie der Schlitzverschluss bieten kann.
Ideal sind daher die Geräte, die bezüglich der Abbrennzeit bei gleicher Abgabe variieren können. So hat man dann für beide Einsatzbereiche das Optimum.
Hier kann dann selbst auf größere Distanzen und sogar mit Einsatz einer Wabe gegen die Sonne gearbeitet werden, ohne dass der Blitz, im folgenden Bildbeispiel mit Bläsing-Generator, bei maximal 1200Ws betrieben werden muss oder ISO-Werte zur Kompensierung angehoben werden müssten.
Bei diesem Beispiel hier wäre eine normale Sync-Zeit dann hinderlich gewesen, da die Bewegung des Fallschirmes auch durch das Umgebungslicht belichtet wurde, was dann im Bild zu sehr unschönen Doppelkonturen im Fallschirm bei normaler Sync-Zeit von 1/125s geführt hätte.
Canon 5d MK II, ISO100, f6.3, 1/640s, 740Ws, Abstand circa 4Meter, Standardreflektor mit Wabe.
Praktische Erfahrung im Workshop sammeln
Wer mehr über Studioblitze und das Thema Highspeed-Synch erfahren und auch in der Praxis sehen möchte, wie sich verschiedene Geräte in Verbindung mit der eigenen Kamera verhalten oder wann der Graufilter die bessere Option ist, der hat dazu beim Photo+Adventure intermezzo die Möglichkeit. In meinem Workshop “Fly, Baby, Fly” am Samstag widmen wir uns ausführlich dem Thema Blitzfotografie und ich erkläre den Einsatz einer Studioblitzanlage einfach und verständlich in der Praxis. “Nebenbei” werden wir einige spannende Bilder mit Model und einem Fallschirm in einem der sonst nicht der Öffentlichkeit zugänglichen Bereiche des Landschaftsparks entstehen lassen. Unter allen Teilnehmern verlose ich am Ende übrigens den Fallschirm, damit ihr zu Hause weiter üben könnt. 😉
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“Monsun-Chasing” in Kalkutta – Reisefotografie in Indien
Kalkutta ist für mich eine Stadt der Gegensätze. Als Metropole mit 4,5 Millionen Einwohnern ist es die siebtgrößte Stadt Indiens. Spreche ich von Gegensätzen so meine ich in diesem Fall nicht den Kontrast zwischen arm und reich, den man zunächst vermuten mag. Es ist der Kontrast zwischen laut und leise: Kalkutta ist nämlich trotz des fast allgegenwärtigen Gewusels und Trubels eine Stadt, die eine gewisse Ruhe ausstrahlt und in der es immer wieder Ruhiges und Beschauliches zu entdecken gibt. Hervorragende Voraussetzungen also für einen mehrtägigen Workshop zur Reisefotografie der Tamron-Akademie um eben jene Kontraste zwischen der Ruhe und dem Summen der Großstadt bildlich festzuhalten.
Kalkutta zur Zeit des Monsuns
Bereits 2007 war ich schon einmal vor Ort und beeindruckt von der Stadt, den Menschen und vor allem ihrem Umgang mit dem Monsun-Regen. Der Monsun setzt ein, der harte Regen prasselt nieder und innerhalb kürzester Zeit ist alles vollständig nass und geflutet. Man watet durch riesige Pfützen und es gibt sofort so gut wie keinen trockenen Ort mehr im Freien. Es regnet “wie sau” – wie schützt man sich?
Wer sich fragt, warum es mich ausgerechnet im Juli zum Monsun in die Stadt verschlägt, dem sei gesagt, dass dieser Monat nicht so heiß ist wie viele andere. Natürlich regnet es überdurchschnittlich viel, wodurch die Luftfeuchtigkeit enorm ist. Aber der Regen sorgt auch für weiches Licht, was das Fotografieren viel einfacher macht. Es ist schließlich kein Geheimnis: Scheint die Sonne von einem wolkenlosen Himmel sind die Kontraste zwischen Licht und Schatten enorm. Was unser Auge spielend meistern kann, ist für den Kamerasensor ein großes Problem, denn bei einer Einzelaufnahme muss ich mich entscheiden, ob ich auf die Lichter oder die Schatten belichte und in Kauf nehme, dass keinerlei Zeichnung im jeweils anderen Bereich verbleibt. Ein Problem, das uns in der Reisefotografie häufig begegnet, schließlich reist man oft “in die Sonne”.
Unsere Mission in Kalkutta: Streetphotography
Die Menschen in Kalkutta sind sehr offen und vor allem haben sie keine Angst vor Fotografen oder davor, fotografiert zu werden. Ein großes Plus in meinen Augen! Für meinen Workshop war ich bereits einige Tage vor meinen Teilnehmern in der Stadt, um auf Erkundungstour zu gehen und ein konkretes Programm für die gemeinsamen sechs Tage zu erstellen. Unser Hauptthema war die Street-Fotografie, das Gewusel in den Straßen abzubilden und immer wieder auch die Ruhe im Trubel zu finden und einzufangen.
Oft werde ich gefragt, wie mir meine Fotos gelingen und wie es zu den Bildern kam. Wie gelingen aussagekräftige und starke Reisefotos? Natürlich ist es wichtig, die Technik zu beherrschen und ein Auge für die Bildgestaltung zu entwickeln, auf Situationen reagieren zu können. Aber ich möchte an dieser Stelle erzählen, wie es mir gelungen ist, zwei für mich ganz besondere Bildserien zu erstellen.
Der Weg zu besseren Fotos – die Entstehung der Bilder
In einer Seitenstraße fand ich ein kleines Café, das einen schönen Blick auf die Straße hatte. Ich setzte mich hin und trank einen Tee. Dann einen zweiten und dann einen dritten. Erst dann habe ich angefangen, von meinem Sitzplatz aus zu fotografieren. Warum erst jetzt? Die Menschen um mich herum hatten sich an mich gewöhnt und waren schließlich nur noch interessiert was ich so fotografierte – und wollten das Ergebnis sehen. So konnte ich auf meine Umgebung reagieren und bin nicht als Fremdkörper wahrgenommen worden. Es entstand ein Moment des gemeinsamen Erlebens.
Ein anderes Bild bzw. eine Bildserie, die mir sehr gut gefällt, ist der Straßenverkäufer am Rande der Straße – knapp hinter ihm ratterte immer wieder die Straßenbahn vorbei. Meine Idee war es, den Verkäufer im Vordergrund abzubilden und im Hintergrund die Unschärfe einer vorbeifahrenden Straßenbahn zu haben. Um das zu bekommen, habe ich erst mal gewartet und den Blickkontakt des Verkäufers gesucht – ohne zu fotografieren. Dann habe bei ihm etwas gekauft und gegessen und während des Essens mit ihm geredet. Einfach über den Geschmack seines Essens und ob er jeden Tag dort an der gleichen Stelle sein Essen verkauft. Nach dem Essen verabschiedete ich mich, tat so als wollte ich gehen. Ein paar Schritte gegangen, kehrt gemacht. Ich ging direkt noch mal auf ihn zu und fragte ihn, ob ich ein Foto von ihm machen dürfte. Er willigte ein, ich machte ein Foto. Dann sagte ihm, dass ich gerne noch auf eine Straßenbahn im Hintergrund warten würde, womit er einverstanden war. So entstand nach 10 Minuten (als die nächste Straßenbahn kam) ein Bildserie. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden und jedes Mal wenn ich die Fotos sehe, denke ich an den Geschmack des Essens, das Gespräch und dass ich bekam, was ich mir wünschte.
Reisefotografie – gute Bilder trotz wenig Zeit
Natürlich sind die oben beschriebenen Situationen der Idealfall, den man sich wünscht: eine Bildidee, Zeit und der Erfolg mit einem schönen Erlebnis und dem klasse Foto am Ende. Ist man allerdings zum Beispiel mit einem festen Zeitplan unterwegs und hat vor Ort nur wenige Momente um die Gegebenheiten einzufangen, ist ein solches Vorgehen wohl kaum möglich. Man reagiert auf Situationen, analysiert das vorherrschende Licht, entscheidet über Wichtiges und Unwichtiges, gestaltet sein Bild und hat für all dies nur wenig Zeit. Doch man kann es trainieren, man kann vorbereitet sein. Dass man trotz solcher Herausforderungen zu besseren Urlaubs- und Reisefotos kommen kann, das möchte ich den Teilnehmern meines Workshops zur Reisefotografie auch beim intermezzo der Photo+Adventure vermitteln.
Mein Equipment-Tipp
Auch meinen persönlichen Equipment-Tipp möchte ich euch nicht vorenthalten. Oft werde ich gefragt, was meine Empfehlung in Punkto Ausrüstung für die Reisefotografie sei und was man unbedingt mitnehmen müsse. Die Antwort ist ganz einfach: Reduzierung. Weniger ist mehr – je weniger du dabei hast, desto weniger behindert dich. Es wird nicht schwer auf dem Rücken, es steht nicht im Weg, es kann nicht gestohlen werden, es kostet keine Zeit, ständig das Objektiv zu wechseln und zu entscheiden, was du einsetzen möchtest. Statt dessen fokussierst du dich auf das, was mit dem Equipment möglich ist, das du dabei hast, und suchst gezielt nach den perfekten Perspektiven. Das schult zugleich das Sehen.
In Kalkutta sind trotzdem sehr verschiedene Aufnahmen entstanden, und ja, auch mit verschiedenen Objektiven und Brennweiten. Als besonders geeignet erwies sich das neue 35mm Objektiv von Tamron; neben seiner guten Lichtstärke hat es eine sehr geringe Naheinstellgrenze was tolle Perspektiven ermöglicht – man kann bis zu 20cm an das Fotoobjekt heran.
Ich habe mich bewusst dafür entschieden, jeden Tag ein anderes Objektiv zu verwenden – das ersparte mir auch gleich die Objektivwechselei im Regen. 😉
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Unterwegs mit der falschen Brennweite: Wenn das Weitwinkel nicht ausreicht
Nicht selten hört man von dem ein oder anderen Fotografen so etwas wie: Ach ja, das Motiv kenne ich, da war ich auch schon, hatte nur die falsche Brennweite dabei. Dabei sollte man aber im digitalen Zeitalter eher entscheiden, ob das Motiv ein Bild wert ist oder nicht – weniger ob man die genau passende Brennweit griffbereit hat.
Was tun, wenn das Weitwinkel nicht ausreicht?
Wie es sich mit Perspektive und Abstand verhält, falls es einem mal an der längeren Portraitbrennweite hapert und das Weitwinkel für die Porträts herhalten muss, haben wir ja bereits hier im Blog behandelt. Wer den Artikel noch einmal lesen möchte, findet ihn hier. Heute dagegen möchte ich euch zeigen, wie ihr mit einer Situation umgeht, in der euch dagegen das Weitwinkel fehlt oder aber die Situation vor Ort eigentlich schon fast ein Fisheye erfordert. Gerade der Landschaftspark bietet sehr schöne Perspektiven, bei welchen man sich schon einmal wünscht, doch noch weitwinkler werden zu können. So geschehen beispielsweise bei den Aufnahmen, die wir für das neue Hauptmotiv der Photo+Adventure im nächsten Jahr gemacht haben.
Weil wir bei diesem Motiv “ordentlich Futter” drum herum brauchten um die Perspektive vernünftig korrigieren zu können und einem Plakatmotiv gerecht zu werden, war basteln angesagt: Ich brauchte eine Reihe von Aufnahmen der einzelnen Bildbereiche um am Ende in Photoshop die Einzelaufnahmen zu einem Gesamtbild zusammen zu setzen.
Während für die professionelle Arbeitsweise ein Stativ mit Panoramakopf wie z.B. der von mir verwendete Novoflex-Panoramakopf unabdingbar ist, insbesondere dann wenn auch im Nahbereich abzubildende Motivanteile liegen, kann man sich bei weit entfernten Motiven auch schon einmal gut ohne helfen. Natürlich schwankt man hierbei deutlich mehr bei der Erstellung der Einzelaufnahmen und verschluckt auch gerne mal einen Bildanteil, aber mit ein wenig Übung kann man auch ohne diese Hilfsmittel Ergebnisse erzielen, die sich im direkten Vergleich mit einer Einzelaufnahme mit der entsprechenden Brennweite wesentlich unterscheiden.
Dann stellt sich also die Frage, ob man ein Stativ verwendet oder nicht. Wenn man mit einer hochauflösenden Kamera mit vielleichtz 30-40MP solche Aufnahmen kreiert, kann man es sich am Ende bei der Bildbearbeitung schon leisten, diese zur Rauschminderung runter zu rechnen und so gegebenenfalls auf ein Stativ verzichten. Selbst bei Aufnahmen mit einer 10MP Kamera und einem nach dem Beschnitt aus den Einzelbildern zusammengesetztem Material bleibt eine knapp 50 Megapixel-Aufnahme. Doch selbst der einfache Schwenk über ein normales Stativ, wie bei den gezeigten Aufnahmen, kostet kaum Zeit und Mühen und ich bevorzuge das Stativ nicht nur bei Dämmerungs- und Nachtaufnahmen, sondern auch bei Tageslicht. Es hilft mir fokussiert und konzentriert zu arbeiten und mir im Vorfeld die Gedanken über die Bildgestaltung zu machen, was mir am Ende meist zum besseren Bild verhilft.
Seid ihr aber unterwegs, dann verzichtet nicht auf das Foto nur weil ihr weder Weitwinkel noch Stativ zur Hand habt. Versucht ruhig einmal freihat verschiedene Einzelaufnahmen zu erstellen und dann mittels Zusammensetzung dich noch zum gewünschten Bildmotiv zu kommen.
Vereinfacht wird die Zusammensetzung der Einzelaufnahmen später am Rechner in der passenden Software (z.B. Photoshop oder einem der gängigen Panorama-Programme) übrigens durch eine durchgängige Belichtung und einen festgelegten Weißabgleich. Die Festlegung von konstanten Belichtungs- und Weißabgleichsparametern machen nur einen Moment vor der Aufnahme aus, können aber viel Zeit und Mühe bei Zusammensetzung der Einzelaufnahmen in den entsprechenden Programmen sparen.
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Analogfotografie im Jahr 2016?!
ANALOGFOTOGRAFIE? Warum macht man das noch oder fängt es wieder an? Ist das wirklich so schwer?
Als die digitale Fotografie ihren Einzug fand, verdrängte sie gerade im kommerziellen Bereich sehr schnell ihren analogen Vorreiter. Und wenn man als Profifotograf früher täglich Filme abends tütenweise in das Fachlabor gebracht hat um sie morgens wieder abzuholen, war man schnell froh und verblüfft, was das digitale Medium einem Jahr für Jahr an Fortschritt und Zeit- und Geldersparnis gebracht hat. Und so schlummerte die Analogfotografie bei mir lange.
Bis die Lust daran dann vor einiger Zeit wieder ausbrach. Während früher natürlich auch das Dia (als E6 Entwicklung) dominant war, ist es bei mir heute ab und zu noch C41, also die Farbnegativentwicklung, sonst aber verstärkt und meist die SW-Entwicklung.
Natürlich entwickeln heute auch noch einige Fotografen E6- und C41-Prozesse selber zu Hause, aber gerade vor der SW-Entwicklung braucht weder der Einsteiger noch der Wiedereinsteiger Angst haben.
Nur der kurze Moment des Filmeinlegens in die Spule bedarf der absoluten Dunkelheit, für alles andere wird schnell das heimische Badezimmer das kleine Labor für zwischendurch. Hat man Chemie und Filme zusammengestellt, so kann man auch mal in der hektischen Zeit der digitalen Fotografie, wo der Blick auf das rückwärtige Kameradisplay schon fast zum Zwang geworden ist, wieder einen Rückzugspunkt finden. Einen Punkt, wo allein die Spannung zwischen Fotograf und Model bzw. Motiv den Moment bestimmt und sich der Fotograf nicht mit seinem sofort auf dem Display sichtbaren Ergebnis beschäftigt und das Gegenüber anschweigt. Spätestens hier darf man auch ein wenig schmunzeln auf Grund der leichten Übertreibung. 🙂
Und nach der Entwicklung und Trocknung des Filmes kann man sich dann entscheiden, ob man sein Ergebnis weiterhin klassisch analog auf Papier bringen möchte oder dann doch mittels Scanner mit seiner Umwelt in den digitalen Medien teilen möchte.
Egal wie man nun sachlich versucht die Gefühle und die Freude zu beschreiben, die entstehen, wenn man ein Bild von der Erstellung bis hin zur Präsentation von Hand entwickelt und begleitet hat, es bleibt ganz einfach: Fotografie sollte Emotionen erzeugen – idealerweise natürlich auch durch das Bild und nicht nur durch den Prozess. 🙂
Und nebenbei bemerkt: So manchem digitalen Fotokünstler könnte die Analogfotografie endlich einmal zu einem besseren Verständnis von fotografischem Grundwissen verhelfen, denn analog ermöglicht kein Displaycheck die Belichtungskorrektur und Filme sind im Gegensatz zu fast unbegrenzt erscheinenden Speicherkarten in der Regel nach 24 oder 36 Aufnahmen zu Ende. Weniger ist mehr – mehr Wissen um fotografische Grundlagen, mehr Fokus beim Fotografieren und mehr “Bewusstheit” im gesamten Prozess.
Wer sich also wieder oder erstmalig mit der analogen Fotografie beschäftigen und sich ab und an mal in die Ungestörtheit der eigenen Dunkelkammer zurückziehen möchte, die Photo+Adventure hat einen tollen, sehr praxisnahen Workshop eines Kollegen zu dem Thema im Programm.
Auch bei mir wird das eine oder andere Bild während der Photo+Adventure in diesem Jahr analog entstehen. Bis dahin hier einige Ergebnisse aus jüngster Zeit.
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Es ward Licht – richtige Lichtsetzung in der Fotografie
Neben dem Beherrschen der Technik, dem richtigen Motiv sowie der perfekten Wahl des Kamerastandpunkts um eine spannende Perspektive zu erzielen, ist das Licht, die Lichtsetzung und die richtige Ausleuchtung des Motivs das, was ein Foto grundsätzlich zu etwas Besonderem macht. Natürlich spielen auch Emotionen, die ein Foto beim Betrachter weckt, eine große Rolle, doch wir konzentrieren uns zunächst einmal auf die “technischen” Details.
In diesem kurzen Video erkläre ich euch, wie sich Licht verhält und was ihr beim Einsatz einer mobilen Dauerlichtquelle und dem Blitz bei Sonnenlicht beachten solltet:
Lichtsetzung mit Hilfe eines Striplites
Egal, ob ihr in der Dunkelheit mit einer Dauerlichtquelle eure Lichtakzente bewusst “zeichnet” oder den Blitz bei Sonne in den undenkbar ungünstigen Mittagsstunden einsetzt, mit ein paar einfachen Regeln und Tipps gelingt das auch Einsteigern und mit nur einer Lichtquelle.
Im Video oben, das in der Gasreinigung Ost im Landschaftspark entstanden ist, seht ihr wie wir uns einer mobilen Dauerlichtquelle bedienen, um die im Schatten gelegenen alten Maschinen gut auszuleuchten. Wir verwenden dafür das Helios Akku-Striplite von B.I.G. Photo Equipment (die ihr auch als Aussteller bei uns auf der Messe trefft – Werbeblock beendet 😉 ), das sich prima in verschiedenen Helligkeitsstufen regeln lässt und mit oder ohne orangenem Farbfilter verwendbar ist.
Die mobile Dauerlichtquelle eignet sich sehr gut dazu, mit dem Licht gezielt zu malen und so sogar mehrere Lichtquellen im Bild zu simulieren. Dies funktioniert durch längeres bzw. kürzeres Verharren und Beleuchten aus verschiedenen Winkeln sowie der Kontrolle über den Abstand des Lichts zum Motiv.
Je nachdem wie das gewünschte Bildergebnis aussehen soll, kann hier bei entsprechender Blendenvorwahl die Belichtungszeit bereits ausreichen, um die für die Belichtung nötigen Bewegungen zu vollziehen, alternativ besteht natürlich auch die Möglichkeit, verschiedene Einzelaufnahmen mit Hilfe von Photoshop zu einem Endergebnis zusammenzufassen.
Bewege ich mich durch das Bild für die Ausleuchtung mit einem Dauerlicht, ist dies natürlich immer dann einfach umsetzbar, wenn ich mich selbst dunkel gekleidet durch das Dunkel bewege – Lichtmaler kennen das ja bereits zur Genüge. Platziere ich das Striplite zur zusätzlichen Beleuchtung außerhalb des Bildausschnitts, ergeben sich natürlich auch im Hellen (z.B. bei Porträtaufnahmen) vielfältige Möglichkeiten es einzusetzen.
Lichtsetzung mit Hilfe des Blitzes
Beim Blitzeinsatz bei starkem Sonnenlicht dagegen hilft oft schon eine geschickte Positionierung des Models und der passend gewählte Bildausschnitt, um widrige Aufnahmebedingungen vor Ort auszublenden und/oder durch Aufgreifen der gegebenen Lichtsituation den Blitzeinsatz natürlich in das Bild einfliessen zu lassen.
So kann man Aufnahmen mit jeweils nur einer Lichtquelle entstehen lassen, die das Motiv durch das Licht betonen, ohne dass der Lichteinsatz selbst der prägnante Bildanteil wird.
Anmerkung der Photo+Adventure:
Wer die gezielte Lichtsetzung gerne live erleben und ausprobieren möchte, kann dies auf der Photo+Adventure bei Kohl Photography tun, wo euch auch Julia Smolik Samstag und Sonntag als bezauberndes Model zur Verfügung stehen wird. Ihr findet Jochen und seine Models wie auch im letzten Jahr auf dem Vorplatz der Kraftzentrale, wo es regelmäßig freie “Mitmach-Shootings” im Studio-Set sowie mit und ohne Trampolin geben wird.
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“Jordan Trail”: In 36 Tagen von Nord nach Süd
Das Haschemitische Königreich hat mit dem „Jordan Trail“ einen 600 Kilometer langen Wanderweg geschaffen, der in 36 Tagen bewältigt werden kann. Er führt von Um Quais im Norden des Landes über diverse Etappen wie das Tote Meer, die Felsenstadt Petra und die Wüste Wadi Rums bis ans Rote Meer in den Süden des Landes.
Wanderer begeben sich auf dem „Jordan Trail“ auf eine Abenteuerreise durch vielfältiges Terrain mit einer eindrucksvollen Natur, vorbei an bedeutenden historischen und religiösen Stätten wie Petra oder dem Berg Nebo.
Der Wanderweg ist in acht Streckenabschnitte unterteilt, die sich in vier bis sieben Tagen bewältigen lassen. Von der bewaldeten hügeligen Landschaft im Norden des Haschemitischen Königreichs lotst der Weg Pilger über grüne Wadis mit heißen Quellen durch karge Wüstenlandschaften gen Süden, bis hin zu den bunten Korallenriffen im Golf von Aqaba. Hierbei liest sich der „Jordan Trail“ wie ein Geschichtsbuch: Er nimmt Wanderer mit auf eine Reise durch das Zeitalter der Edomiter, Moabiter, Nabatäer, Römer und Byzantiner bis hin in die Gegenwart, mitunter entlang der legendären, antiken Handelsstraße King’s Highway.
Im ersten Abschnitt des Weges geht es in das Naturschutzgebiet Ajlun. Das hügelige Gelände ist mit dichten, immergrünen Kermes-Eichenwäldern überzogen, durchsetzt mit Pistazien-, Johannisbrot- und Erdbeerbäumen.
Dieses Forstgebiet beheimatet auch heute noch viele Waldsäugetiere, darunter Wildschweinherden, Füchse und vereinzelt auch Wölfe und Hyänen. Im Frühling bedeckt ein bunter Teppich aus Buschwindröschen, Zistrosen und unzähligen anderen Wildblumen den Waldboden.
Ein Naturreservat, vier Klimazonen, 250 Tierarten
Nach etwas über der Hälfte des Weges erreicht man das Dana Naturreservat. Es ist von vier verschiedenen Klimazonen geprägt – von der Wüste bis zum subtropischen Klima – und bietet eine einzigartige Naturvielfalt mit mehr als 600 Wildpflanzen- und 250 Tierarten. Es gibt bewaldetes Hochland und felsige Hänge, Geröllebenen und Sanddünen.
Einige Kilometer weiter südlich erreichen Wanderer die von hohen Bergen umgebene über 2000 Jahre alte ehemalige nabatäische Handelsstadt Petra. Die beeindruckende rosarote Felsenstadt war über 1000 Jahre in Vergessenheit geraten, bis sie 1812 vom Schweizer Forscher Johann Ludwig Burckhardt wiederentdeckt wurde. Heute ist das Weltwunder der Neuzeit zweifellos die größte touristische Attraktion Jordaniens. Auf einer Entdeckungsreise durch das weitläufige Areal können hunderte Felsengräber und Tempelfassaden, Grabhallen und Felsreliefs erkundet werden.
Mit dem Jeep oder Ballon durch die Wüste
Bevor es ans Rote Meer geht, führt der „Jordan Trail“ noch eine Weile durch kargere Gefilde: die Wüste Wadi Rum. Die größte Wüstenlandschaft Jordaniens ist ein riesiges von Menschenhand nahezu unberührtes Areal, an dem die Zeit still zu stehen scheint.
Ein Labyrinth aus monolithischen Felsformationen erhebt sich bis zu 1750 Meter aus dem rötlich gefärbten Wüstenboden. Jeep Safaris oder eine Ballonfahrt sind ideale Aktivitäten, um sich einen Überblick über das riesige Areal mit seinen bizarren Felsen zu verschaffen.
Kristallklares Wasser, prächtige Korallenriffe mit einer Vielzahl seltener Fischarten und eine bis zu 50 Meter weite Unterwassersicht erwarten Tauchsportfreunde am Golf von Aqaba, dem nordöstlichsten Punkt des Roten Meeres und Ziel des “Jordan Trails”.
Hier können Besucher bei einer Wassertemperatur von ganzjährig mindestens 20 Grad mit Schildkröten und Delfinen schwimmen sowie Schwärme von bunten Fischen beobachten.
Herzliche Gastfreundschaft
Der „Jordan Trail“ verspricht spannende Begegnungen mit den Einheimischen, die für ihre besonders herzliche Gastfreundschaft bekannt sind und gerne Unterschlupf für die Nacht gewähren oder eine Mahlzeit bereitstellen.
Bilder (soweit nicht anders angegeben): Jordan Tourism Board
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