Gastbeitrag von

Mario Dirks

Fotografie auf Reisen, © Mario Dirks
© Mario Dirks

Der Fotograf Mario Dirks ist beruflich viel in der Welt unterwegs. Teilweise für Kunden, oft aber auch durch seine Fotoworkshops und Fotoreisen.  Neben Workshops in New York, Singapur, Paris, Florenz usw. war er als Fotoreferent im letzten Jahr 5 Wochen in der Antarktis unterwegs und kommt gerade von einem 9-tägigen Fotoworkshop auf Island zurück. In diesem Blogbeitrag gibt er euch ein paar Tipps um zu besonderen Reisefotos zu gelangen.

Fotografie auf Reisen – Tipps von Mario Dirks

/ / P+A-Blog
Fotografie auf Reisen, © Mario Dirks

Fotografie auf Reisen, © Mario DirksIch liebe die Fotografie und ich reise sehr gerne. Dass ich in meinem Beruf als Fotograf beides kombinieren kann, ist ein großes Geschenk, für welches ich sehr dankbar bin.

Auf manchen Reisen komme ich an meine fotografischen Grenzen, denn es ist vor Ort leider nicht immer alles perfekt. Wenn man verreist, hat man oft bekannte Motive aus Reiseprospekten & Hochglanzmagazinen im Kopf, wie z.B. Taj Mahal, Machu Picchu usw.  und merkt dann vor Ort leider, das die Realität meist ganz anders aussieht. Bei mir spielt oft das Wetter nicht mit, tolle Gebäude sind durch Baugerüste verdeckt, die Sonne steht nicht richtig, es sind zu viele Touristen vor Ort,…

Hier möchte ich euch ein paar Tipps geben, wie ihr bei der Fotografie auf Reisen zu besseren Aufnahmen gelangt.

Vorbereitung

Fotografie auf Reisen, © Mario DirksManchmal zeigen mit Workshopteilnehmer Fotos von Motiven, die sie auch gerne ähnlich fotografieren möchten. Oft handelt es sich um Fotos die für National Geographics fotografiert wurden. Dann versuche ich erst einmal aufzuklären, wie viel Aufwand und Vorbereitungszeit es gebraucht hat um eben genau dieses Foto zu machen.

Fotografie auf Reisen, © Mario DirksDie meisten von uns werden solch einen Aufwand nicht betreiben wollen, aber trotzdem ist eine gute Vorbereitung das A & O. Das beginnt beim Kamera & Equipmentcheck vor Reisebeginn und endet mit dem Wettercheck vor Ort. Ich plane meine Fototouren aufgrund des Sonnenstandes. Dafür benutze ich u.a. die App. Photopills, es gibt aber auch andere Apps die diesen Zweck erfüllen.  Hier kann ich jeden Ort der Welt eingeben und sofort sehen, wann die Sonne wo genau auf & unter geht und wie mein Motiv zu welcher Uhrzeit ausgeleuchtet ist. So vermeide ich unerwünschte Gegenlichtsituationen, weiß wann die goldene und blaue Stunde beginnt und endet u.v.m.

Fotografie auf Reisen, © Mario DirksIch nutze, wenn vorhanden, auch oft Webcams um mir ein Bild über die momentane Wetter- oder Lichtsituation vor Ort zu machen. So sehe ich auch, ob mein Motiv gerade mit einem Baugerüst versehen ist. Auch Google Maps oder Google Earth ziehe ich in meine Planungen mit ein um z.B. eine ideale Perspektive zu finden. So spare ich vor Ort eine Menge kostbare Zeit und vermeide anstrengende Umwege.

Zubehör

Fotografie auf Reisen, © Mario DirksNichts ist ärgerlicher als auf Reisen in Regionen weitab vom nächsten Fotogeschäft festzustellen, das man sein Ladegerät oder seine Speicherkarte zu Hause vergessen hat.

Man sollte sich grundsätzlich eine Liste machen oder die Packliste der Photo+Adventure verwenden, auf welcher alle relevanten Dinge aufgeführt sind und diese akribisch vor Packen der Fototasche abarbeiten. Neben diesen Dingen die natürlich in jeden Fotorucksack gehören gibt es einiges an Zubehör, was bei mir auf keiner Reise fehlen darf. Da sind z.B. diverse Filter, die aufgrund der physikalischen Gesetze nicht mit Photoshop oder Lightroom simulierbar und sehr praktisch ist.

Der Polarisationsfilter (Polfilter)

Fotografie auf Reisen, © Mario DirksDen habe ich so gut wie immer auf meinem Objektiv. Er minimiert oder vertärkt Reflexionen auf nichtmetallischen Gegenständen. So verstärkt er auch Farben und Kontraste. Der Himmel wird blauer, die Wolken sind besser zu sehen. Ich kann damit durch Wasser teilweise bis auf den Grund schauen. Das Gras einer Weide z.B. ist durch Tau am morgen oft leicht feucht und reflektiert den hellen Himmel. Mit dem Polfilter kann ich diese Reflektion herausfiltern und es ist wieder satt grün. Auch das Fotografieren durch spiegelnde Glasscheiben ist damit möglich. Gerade in der Landschaftsfotografie wird dieser Filter gerne eingesetzt um zu den typischen Postkartenfotos zu gelangen.

Der Grauverlauf-Filter

Fotografie auf Reisen, © Mario DirksAuch diesen Filter habe ich immer dabei. Oft ist in der Landschaftsfotografie der Himmel sehr hell. Belichte ich auf den Himmel um die Wolken herauszuarbeiten, ist meist die Landschaft zu dunkel. Belichte ich wiederum auf die Landschaft um dort alles erkennen zu können, ist der Himmel „ausgefressen“, hat also keine Zeichnung mehr. Der Grauverlauffilter dunkelt den Himmel ab und vermindert so schon beim Fotografieren die extremen Kontraste. Oft höre ich: „Das kann ich ja auch später in Lightroom machen. Meist ein großer Fehler, denn wenn der Kontrast zu stark ist, sind auch im RAW im keine Informationen mehr hellen Himmel vorhanden. Er bleibt also auch in der RAW Entwicklung weiß.

Der neutraldichte Graufilter (ND-Filter)

Fotografie auf Reisen, © Mario DirksBei diesem Filter handelt es sich um ein grau eingefärbtes Glas. Er lässt je nach Dichte weniger Licht in die Kamera gelangen. Bedingt dadurch verlängert sich die Belichtungszeit. Genau dieser Effekt führt bei bewegten Motiven zu interessanten Ergebnissen. Ein Bachlauf oder Wasserfall wirkt durch eine längere Belichtungszeit von mehreren Sekunden z.b. plötzlich nicht mehr dynamisch, sondern eher malerisch weich und vermittelt Ruhe. Auch vorbeiziehende Wolken bringen bei einer Belichtungszeit von 30 Sek. bis zu mehreren Minuten eine interessante Dynamik ins Bild. Mit einem sehr starken ND Filter bin ich in der Lage, Plätze die von Touristen nur so wimmeln, menschenleer zu bekommen. Hierfür benötige ich dann allerdings schon lange Belichtungszeiten von mehreren Minuten bis Stunden.

Die oben aufgeführten Filter gibt es zwar einzeln als Schraubfilter, davon rate ich aber ab, da bei einer Kombination aus 2 oder mehr Filtern immer eine störende Vignette im Bild entsteht.  Ich empfehle eher ein Set namhafter Hersteller. Es ist durchdacht, hochwertig verarbeitet und die Bildergebnisse sprechen für sich.

Das Stativ

Fotografie auf Reisen, © Mario DirksAuf meinen Reisen habe ich gerade für Landschaftsfotografie IMMER ein stabiles Stativ dabei. Dies hat mehrere Gründe:

  • Ich „entschleunige“ dadurch und komme etwas zur Ruhe. Dadurch nehme ich mir viel mehr Zeit für Motivauswahl, Beschnitt und einen optimalen Bildaufbau.
  • Je nach Landschaft soll alles möglichst scharf abgebildet werden. Dies bedingt eine kleine Blendenöffnung wie z.B. f16.  Je nach Lichtsituation, benutztem Filter & Objektiv,  komme ich damit schon in kritische Belichtungszeiten von 1/30 Sek. oder 1/15 Sek.  Diese Bilder würden aus der Hand fotografiert definitiv verwackeln.
  • Gerade bei der Arbeit mit ND Filtern und Langzeitbelichtungen, wo mehrere Sekunden Belichtungszeit erforderlich sind, ist ein Fotografieren ohne stabile Unterlage oder Stativ nicht möglich.

Auch hier gibt es natürlich unterschiedliche Anbieter.  Wichtig ist, dass das Stativ sehr stabil steht und ein entsprechend für die Ausrüstung ausgelegter Stativkopf verwendet wird. Dadurch erhaltet ihr auch noch scharfe Fotos, wenn es mal etwas windiger ist.

Fotografieren von Menschen

Fotografie auf Reisen, © Mario DirksGerade beim Fotografieren von Personen auf Reisen sollte man vorsichtig sein. In einigen Ländern stiehlt man der Person die man Fotografiert, mit dem Foto die Seele.

So etwas kann schnell vor Ort zu Unstimmigkeiten bis zu Streitigkeiten ausarten. Man sollte sich also im Vorfeld ein bisschen über Benimmregeln,  Verhaltensweisen, Religion usw. des zu bereisenden Landes informieren.

Viele Fotografen haben auf Reisen Hemmungen eine Person, die sie fotografieren möchten, anzusprechen. Sie machen daher ihre Portraits lieber unbemerkt, mit einem Teleobjektiv, aus der Entfernung. Die Ergebnisse sind Street-Style-Fotos, die manchmal ganz interessant sind, aber nicht immer optimal.

Trau dich!

Der Reportagefotogarf Robert Capa hat einmal gesagt: „Sind deine Fotos schlecht, warst du zu weit weg…“ Und er hatte recht! Ich sage meinen Teilnehmern immer wieder: Geht nah ran und traut euch, die zu fotografierende Person anzusprechen.

Macht Konversation, notfalls mit Händen und Füßen. Fragt  z.B. was die Person beruflich macht, wo sie herkommt oder lobt sie sie für ihre Kleidung, das schöne Lächeln oder was auch immer…  Ihr werdet merken, meist ist das Eis nach kurzer Zeit gebrochen und ihr werdet mit ehrlichen, direkten Foto belohnt. Zeigt gerne 1-2 Bilder auf der Kamera und lasst der Person falls möglich, nach Rückkehr von der Reise ein paar Abzüge zukommen.

Nicht mit dem ersten Foto zufrieden geben!

Wenn ihr glaubt ihr habt euer Bild im Kasten, dann wartet noch kurz! Denn oft passiert kurze Zeit später etwas, wodurch das Foto noch besser wird… 😉

Fotografie auf Reisen, © Mario Dirks

Ich hoffe ich konnte euch mit einigen meiner Tipps motivieren, gleich die nächste Reise zu buchen um ganz besondere Fotos von Orten & Menschen zu machen.

Mit Deinem Klick auf einen dieser Social Media Buttons willigst Du darin ein, dass Deine Daten gemäß der Datenschutzerklärung an die Anbieter dieser sozialen Netzwerke übermittelt und dort Deinem Account zugeordnet werden.
Fotografie auf Reisen, © Sven Wickenkamp

Mario Dirks

Der Profifotograf und Trainer Mario Dirks ist vielen bekannt durch seine SIGMA „Our World Tour“, die legendären Fotoworkshops in Metropolen wie New York, Singapur und Sydney oder auf seiner Heimatinsel Norderney. Seine Fotos der „Our World Tour“ wurden u.a. auf der Photokina und der Frankfurter Buchmesse ausgestellt. Neben diversen Artikeln für verschiedene Fotozeitschriften, produzierte Mario Dirks in Zusammenarbeit mit dem Rheinwerk Verlag ein komplettes 8-stündiges Videotraining zum Thema „Entfesseltes Blitzen“.

Website: http://www.mario-dirks.de

Foto links: © Sven Wickenkamp

TOP