Sommerliche Insektenfotografie: Das richtige Equipment – ein Gastbeitrag von Prophoto
Dem einen sind sie lästig, weil sie zerquetscht auf der Windschutzscheibe des Autos kleben oder gerne mal stechen und juckende Dellen hinterlassen, dem Fotografen jedoch sind sie ein willkommenes Makro-Motiv: Insekten.
Allerdings sind die kleinen Tierchen oftmals auch eine Herausforderung an die eigene Geduld, denn sie fliegen gerne auf und davon, wenn man gerade den richtigen Winkel zum Fotografieren gefunden hat. Daher erfordert die Insektenfotografie nicht nur grundlegende Fotografie-Kenntnisse, sondern auch ein wenig Glück, Geduld und vor allem Ausdauer. Nicht selten stellt man erst später am Rechner fest, dass das Motiv doch nicht 100% scharf abgebildet ist, weil es sich selbst bewegt hat, ein Windhauch das Blümchen wackeln lässt auf dem es so schön posiert oder man selbst in den unnatürlich verrenkten Positionen in Bodennähe ein wenig ins Schwanken geraten ist. Denn was man nicht vergessen darf ist die Herausforderung der geringen Schärfentiefe, die die Makrofotografie nun einmal mit sich bringt – auch wenn moderne Kameras dank geeigneter Aufnahmemodi, schneller Serienbildfunktionen und zuverlässigem Autofokus heute mehr „Treffer“ landen, als das noch vor ein paar Jahren der Fall war.
Wer sich mit der Insektenfotografie beschäftigen möchte, dem sei eine Kamera mit Wechseloptik empfohlen. Auch, wenn insbesondere Superzoomkameras üblicherweise auch einen gewissen Makrobereich abdecken, so reicht dieser in den meisten Fällen nicht aus, um Insekten wirklich wirkungsvoll ablichten zu können. Eine kompakte System- oder Spiegelreflexkamera mit einem entsprechenden Makro- oder Spezialobjektiv ist deutlich besser geeignet.
Makroobjektive sind in der Regel bis zu einem Abbildungsmaßstab 1:1berechnet. Spezialobjektive dagegen erlauben auch 20-fache Vergrößerungen.
Der normale Einstellbereich (und damit der Abstand zum fotografierten Motiv) der sonst standardmäßig zum Fotografieren verwendeten Objektive reicht nicht aus, um kleine Objekte wie etwa Blüten, Bienen und Käfer, formatfüllend zu fotografieren. Mit Naheinstellhilfen als Zubehör ist jedoch auch bei Standardbrennweiten eine formatfüllende Abbildung möglich. Die einfachste Möglichkeit ist eine Vorsatz- oder Nahlinse, die die Objektivbrennweite verkürzt. Sie erfordert zwar keine Verlängerung der Belichtungszeit, geht aber zu Lasten der gleichmäßigen Schärfe, sofern man nicht mindestens auf Blende 8 abblendet.
Zwischenringe, die bei kompakten System- und Spiegelreflexkameras zwischen das Kameragehäuse und das normale Objektiv montiert werden, machen aus diesem fast ein Makroobjektiv, wobei allerdings länger belichtet werden muss. Die tubusförmigen Zwischenringe bringen eine starre Auszugsverlängerungmit sich, ermöglichen aber einen Abbildungsmaßstab von 1:1.
Balgengeräte wirken wie Zwischenringe, sie erhalten jedoch die optische Leistung des Objektivs und lassen sich stufenlos einstellen. Sie ermöglichen die Lupenfotografie, das heißt, das Objekt wird in übernatürlicher Größe abgebildet.
Umkehrringe ermöglichen es, das Objektiv „verkehrt herum“, also mit der Vorderlinse zur Kamera gewandt, anzubringen (Retrostellung). Dadurch kann man nicht nur näher an das Objekt herangehen, sondern gewinnt auch zusätzliche Schärfe im Makrobereich.
Welche Naheinstellhilfe zu welcher Kamera erhältlich ist, steht in der Regel in der Bedienungsanleitung der Kamera.
Kommen wir aber noch einmal zurück zu den Makroobjektiven. Dabei handelt es sich um spezielle Objektive, die für den Nahbereich besonders korrigiert sind. Sie erlauben ein stufenloses Naheinstellen bis in den Makrobereich (Abbildungsmaßstäbe 1:2 oder 1:1), was an ihren sehr langen Einstellschnecken liegt. Es gibt sie als Normal- oder Teleobjektiv, für Brennweiten von 50 bis 200 mm oder als Zoomobjektive. Diese verfügen allerdings über eine etwas geringere Lichtstärke. Ein Makro-Teleobjektivempfiehlt sich immer dann, wenn zwischen Kamera und dem zu fotografierenden Objekt Beleuchtungseinrichtungen, wie Blitzgeräte oder Aufheller, angebracht werden müssen.
Während die Belichtungsverlängerung bei Naheinstellhilfen (außer Vorsatzlinsen) und Makroobjektiven im Zeitalter der TTL-Belichtungsmessung (Through The Lens = durch das Objektiv) kein Thema mehr ist, sollte man allerdings besonders auf die oben bereits erwähnte geringe Schärfentiefe im Nahbereich achten. Sie beträgt oft nur noch Millimeter, wenn nicht sogar nur Bruchteile davon. Das erfordert notwendigerweise ein stärkeres Abblenden, also das Fotografieren mit geschlossener Blende (höhere Blendenzahl). Bei strahlendem Sonnenschein stellt die längere Belichtungszeit oftmals kein Problem dar, problematisch wird es jedoch, zu helle Lichter und tiefe Schatten auszubalancieren.
Hier kann ein Blitz mit extrem kurzen Abbrennzeitenvon 1/1000 Sekunde und kürzer Abhilfe schaffen. Ein Ringblitz, dessen Leuchte rund um das Objektiv angeordnet ist, ermöglicht es, das Motiv zu belichten ohne dass ein Schattenwurf entsteht. Aber auch mit Blitzleuchten lässt sich schattenlos beleuchten. Sofern genug Zeit da ist und das Motiv keine schnell Flucht antritt, bieten sich auch kleine und große Reflektoren an, um die Schatten aufzuhellen und für eine ausgewogenere Belichtung zu sorgen.
Wie bei allen Bereichen der Fotografie gilt auch für die Makrofotografie, dass Übung den Meister macht, der ja bekanntlich noch nicht vom Himmel gefallen ist. In diesem Sinne wünschen wir viel Freude bei der Übung mit den großen und kleinen Insekten, die uns in diesem Sommer mehr oder weniger bereitwillig als Fotomotiv zur Verfügung stehen. 😉
Euer Prophoto-Team