Analogfotografie im Jahr 2016?!
ANALOGFOTOGRAFIE? Warum macht man das noch oder fängt es wieder an? Ist das wirklich so schwer?
Als die digitale Fotografie ihren Einzug fand, verdrängte sie gerade im kommerziellen Bereich sehr schnell ihren analogen Vorreiter. Und wenn man als Profifotograf früher täglich Filme abends tütenweise in das Fachlabor gebracht hat um sie morgens wieder abzuholen, war man schnell froh und verblüfft, was das digitale Medium einem Jahr für Jahr an Fortschritt und Zeit- und Geldersparnis gebracht hat. Und so schlummerte die Analogfotografie bei mir lange.
Bis die Lust daran dann vor einiger Zeit wieder ausbrach. Während früher natürlich auch das Dia (als E6 Entwicklung) dominant war, ist es bei mir heute ab und zu noch C41, also die Farbnegativentwicklung, sonst aber verstärkt und meist die SW-Entwicklung.
Natürlich entwickeln heute auch noch einige Fotografen E6- und C41-Prozesse selber zu Hause, aber gerade vor der SW-Entwicklung braucht weder der Einsteiger noch der Wiedereinsteiger Angst haben.
Nur der kurze Moment des Filmeinlegens in die Spule bedarf der absoluten Dunkelheit, für alles andere wird schnell das heimische Badezimmer das kleine Labor für zwischendurch. Hat man Chemie und Filme zusammengestellt, so kann man auch mal in der hektischen Zeit der digitalen Fotografie, wo der Blick auf das rückwärtige Kameradisplay schon fast zum Zwang geworden ist, wieder einen Rückzugspunkt finden. Einen Punkt, wo allein die Spannung zwischen Fotograf und Model bzw. Motiv den Moment bestimmt und sich der Fotograf nicht mit seinem sofort auf dem Display sichtbaren Ergebnis beschäftigt und das Gegenüber anschweigt. Spätestens hier darf man auch ein wenig schmunzeln auf Grund der leichten Übertreibung. 🙂
Und nach der Entwicklung und Trocknung des Filmes kann man sich dann entscheiden, ob man sein Ergebnis weiterhin klassisch analog auf Papier bringen möchte oder dann doch mittels Scanner mit seiner Umwelt in den digitalen Medien teilen möchte.
Egal wie man nun sachlich versucht die Gefühle und die Freude zu beschreiben, die entstehen, wenn man ein Bild von der Erstellung bis hin zur Präsentation von Hand entwickelt und begleitet hat, es bleibt ganz einfach: Fotografie sollte Emotionen erzeugen – idealerweise natürlich auch durch das Bild und nicht nur durch den Prozess. 🙂
Und nebenbei bemerkt: So manchem digitalen Fotokünstler könnte die Analogfotografie endlich einmal zu einem besseren Verständnis von fotografischem Grundwissen verhelfen, denn analog ermöglicht kein Displaycheck die Belichtungskorrektur und Filme sind im Gegensatz zu fast unbegrenzt erscheinenden Speicherkarten in der Regel nach 24 oder 36 Aufnahmen zu Ende. Weniger ist mehr – mehr Wissen um fotografische Grundlagen, mehr Fokus beim Fotografieren und mehr “Bewusstheit” im gesamten Prozess.
Wer sich also wieder oder erstmalig mit der analogen Fotografie beschäftigen und sich ab und an mal in die Ungestörtheit der eigenen Dunkelkammer zurückziehen möchte, die Photo+Adventure hat einen tollen, sehr praxisnahen Workshop eines Kollegen zu dem Thema im Programm.
Auch bei mir wird das eine oder andere Bild während der Photo+Adventure in diesem Jahr analog entstehen. Bis dahin hier einige Ergebnisse aus jüngster Zeit.