Ein Tele-Zoom, mein treuer Begleiter
Ein Tele-Zoom hat einen festen Platz in meinem Fotorucksack
Letztes Frühjahr war das handliche 100-400mm F5-6,3 DG DN OS | Contemporary von SIGMA mein ständiger Begleiter und musste neben der Wildlife-Fotografie auch seine Allroundeigenschaften in der Landschafts- und Makrofotografie beweisen. Früher blieben die großen, schweren Teleobjektive oft zuhause und so stand ich immer wieder mit meiner Kamera irgendwo und hatte leider keine Telebrennweite zur Verfügung. Dabei lohnt sich der Einsatz eines Tele-Zooms eigentlich immer.
Einsatz in der Tierfotografie
Am offensichtlichsten ist wohl der Einsatz eines Tele-Objektives bei der Tierfotografie. Wer sich intensiver mit der Fotografie von Wildtieren beschäftigt, merkt schnell: Auch der alte Leitsatz „Brennweite ist durch nichts zu ersetzen“ hat seine Grenzen. Oft ist es zielführender, das Verhalten der Tiere zu analysieren und in getarnten Ansitzen die Natur unbeeinflusst zu beobachten und seine Motive ungestört zu fotografieren, wie sich nur auf extreme Tele-Brennweiten zu fokussieren.
Für die seltenen Fälle, in denen 400mm Brennweite dann doch mal zu wenig waren, zum Beispiel bei kleineren Vögeln, kombinierte ich mein 100-400mm mit einem 1.4x Tele-Konverter. Gerade für formatfüllende Tierporträts ist das enorm hilfreich. Sehr gerne bilde ich allerdings auch das Tier in seinem Lebensraum ab, um einen Eindruck der Situation und der Stimmung vor Ort vermitteln zu können. Die Stärke von Tele-Zoom-Objektiven ist, dass ich zwischen beiden Bildideen flexibel und spontan wechseln kann, ohne erst ein anderes Objektiv montieren zu müssen.
Bei der Ansitzfotografie versuche ich mich als Fotograf im Lebensraum der Tiere nahezu unsichtbar zu machen. Als Belohnung erhalte ich wundervolle Bilder der Tiere in ihrem natürlichen Verhalten. Es ist absolut wichtig kein Störfaktor für die Natur zu sein („Leave no trace“). Mit nur etwas über einem Kilo Gewicht habe ich das 100-400mm von SIGMA für diese Art der Fotografie lieben gelernt, denn mit Tarnzelt, Stativ, Gimbal, Stuhl und Verpflegung habe ich ohnehin schon genug schwere Ausrüstung zu tragen.
Als ich die Eisvögel im Dickicht der Uferböschung fotografiert habe, war die Tiererkennung meiner Lumix S1 mit dem SIGMA 100-400mm F5-6,3 DG DN OS | Contemporary eine hilfreiche Stütze. Die Verwendung der Fokus-Begrenzung am Objektiv war daher so gut wie nie notwendig. Der kontinuierliche Autofokus ist dabei nicht nur schnell, sondern auch äußerst treffsicher, wodurch ich auch bei schnellen Serienaufnahmen so gut wie keinen Ausschuss produziere.
Was die Fokus- und auch die Bildqualität angeht, konnte ich bei der Verwendung mit einem 1.4x Tele-Konverter keine spürbaren Einbußen feststellen. Bereits bei Offenblende erreiche ich höchste Abbildungsleistungen und ehrlicherweise, nutze ich ein Tele-Objektiv sowieso so gut wie immer mit komplett geöffneter Blende.
Perspektive und Handhabung des Lichtes meist wichtiger als die reine Blendeneinstellung
Etwas skeptisch war ich zunächst wegen der nicht allzu hohen Lichtstärke von F6,3 bei 400mm Brennweite. Für formatfüllende Tierporträts ist die dadurch erzielte Schärfentiefe allerdings ohnehin notwendig, damit nicht nur die Augen des Eisvogels in der Fokusebene sind und das detailreiche Gefieder der Flügelpartien nicht bereits unscharf abgebildet wird. Für eine überzeugende Freistellung des Motives sind die Perspektive und die Handhabung des Lichtes meist sowieso wichtiger als die reine Blendeneinstellung.
Sitzt der Eisvogel im Schatten oder Halbschatten und fällt das Licht in den Hintergrund, belichte ich das Bild gerne etwas über. So erstrahlt der Hintergrund in hellen Pastelltönen und wirkt insgesamt ruhiger. Aus den braunen Grasböschungen des vergehenden Winters wird durch diese Überbelichtung ein angenehm gold-gelber Farbton.
Wichtig dabei ist, dass das Motiv, der Eisvogel, mit seinen hellen Gefiederpartien auf seiner schattigen Sitzwarte vor dem Ausbrennen geschützt ist. Die dafür in manchen Lichtsituationen notwendigen höheren ISO-Werte sind am Vollformatsensor moderner, spiegelloser Kameras wie meiner Lumix S1 fast vernachlässigbar. Hinzu kommt, dass Bildrauschen in helleren Bildpartien kaum sichtbar wird, wie im Falle des leicht überbelichteten, pastelligen Hintergrundes der sonnigen Uferböschung.
Einsatz in der Landschaftsfotografie
Spannende Einblicke und Gestaltungsmöglichkeiten für die Bildkomposition ermöglicht mir das 100-400mm auch in der Landschaftsfotografie. Bewusst Ausschnitte und Details aus dem Gesamteindruck vor Ort zu isolieren und die Perspektive „zu verdichten“, sind die Stärken von Tele-Brennweiten in der Landschaftsfotografie. Genau diese machen die Motivsuche für mich besonders spannend. Motive, die zu unseren Sehgewohnheiten völlig konträre Bildeindrücke zeigen
Eines Morgens lag noch Nebel und Dunst in der Luft über dem Pfälzer Wald, bei den bewaldeten Hügeln, die sich bis zum Horizont staffeln. Ich mag die grafische Ordnung und Farbverläufe in der Landschaft sehr und diese gehen bei der Verwendung von Weitwinkelobjektiven als winzige Details am Horizont normalerweise meist unter.
Neben dem großen Ganzen der Weitwinkelkomposition gehören für mich solche Details eines engen Bildausschnittes von Tele-Brennweiten einfach dazu und vervollständigen den Eindruck vor Ort. Dank des hervorragenden Bildstabilisators und des geringen Gewichtes des 100-400mm von SIGMA kann ich diese Bildideen auch zwischendurch spontan aus der Hand fotografieren.
400 mm Brennweite mit 1/10 Sekunde Verschlusszeit waren z. B. zur blauen Stunde völlig problemlos möglich. Vor allem wenn Sonnenstrahlen die Dunstschwaden streifen, muss es oft schnell gehen, um die flüchtigen Momente einzufangen, bevor sie vergangen sind. Da bleibt keine Zeit ein Stativ aufzubauen und ist in diesem Fall auch nicht nötig.
Einsatz von Filtersystemen
Filtersysteme nutze ich gerne für die kreative Arbeit und die Kontrolle über die Lichtverteilung im Bild. Durch das 67mm Filtergewinde des 100-400mm ist das problemlos möglich. Bei der Detailfotografie an Bachläufen oder im Wald nutze ich vor allem Polarisations- und ND-Filter, um Lichtreflexionen auf der Wasseroberfläche oder der Vegetation zu kontrollieren, beziehungsweise um Bewegungsunschärfe sichtbar zu machen.
Um hierfür das 100-400mm auch vom Stativ bequemer nutzen zu können und eine bessere Gewichtsverteilung zu erzielen, gibt es eine Stativschelle. Durch den engen Bildwinkel von Tele-Objektiven sind herausfordernde Lichtsituationen, ein zu hoher Dynamikumfang im Bildausschnitt eher selten und so kommen meine Grauverlaufsfilter hier meist weniger zum Einsatz.
Einsatz in der Makrofotografie
Neben der Landschafts- und Tierfotografie nutze ich Tele-Objektive besonders gerne für die Makrofotografie. Diese „Porträts der kleinen Dinge“ entstehen bei mir äußerst selten im Abbildungsmaßstab 1:1. Mein favorisierter Maßstab liegt je nach Motiv zwischen 1:10 bis 1:4, um genügend Raum für Kontext und Bokeh zur Bildgestaltung zu haben.
Das SIGMA 100-400mm F5-6,3 DG DN OS | Contemporary erreicht bei 400mm Brennweite an seiner Naheinstellgrenze von 160cm diesen Bereich spielerisch. Mit Kamera und Objektiv direkt auf den Waldboden aufgelegt, bin ich auf „Augenhöhe“ mit den Schneeglöckchen und erreiche durch diese Perspektive die bestmögliche Freistellung.
Durch den engen Bildwinkel des Tele-Zooms kann ich meine Motive selektiv vor einem Hintergrund positionieren, der die Blickführung unterstützt und das Auge automatisch anzieht. Besonders eignen sich hierfür die Unschärfekreise, die bei Offenblende außerhalb der Schärfeebene entstehen. Durch das Licht der tief stehenden, untergehenden Sonne fallen diese besonders kontrastreich und warmtonig aus.
Durch nur geringfügige Änderungen der Kameraposition kann ich durch die Tele-Brennweite eine Gruppe Schneeglöckchen wahlweise hell und zart oder im härteren Low-Key Look in Szene setzen.
Da sich die Naheinstellgrenze von der Sensorebene bemisst, bleiben mir ab der Frontlinse des 100-400mm mindestens 130cm kreativer Spielraum bis zu meinem Motiv. Die hier erzeugte Unschärfe nutze ich, um mein Motiv besser freizustellen und auch am unteren Bildrand einen sauberen und weichen Abschluss zu erreichen.
Die penible Ausrichtung der Kamera, also das Suchen einer perfekten optischen Achse, die Vordergrund, Motiv und Hintergrund in Einklang bringt und für einen homogenen Bildlook sorgt, ist nicht ganz einfach, die Mühe zahlt sich aber immer aus.
Ganz gleich welches Motiv mich auf meinen Ausflügen mit meiner Kamera durch die Natur erwarten sollte, mit einem Tele-Zoom bin ich für alles gerüstet. Daher hat es definitiv einen festen Platz in meinem Fotorucksack.