Die Magie der Reisefotografie
Reisefotografie ist die kreative Verkörperung von Neugierde und Sehnsucht, die sich im wiederholten Fortziehen von zu Hause manifestiert. Nur wer neugierig auf die Welt und auf fremde Kulturen ist, vermag es, deren Schönheit in bewegenden Bildern festzuhalten. Nur wer mutig genug ist, sich an Orte zu begeben, an denen er noch nie war, wird mit speziellem Licht und unvergesslichen Momenten belohnt. Um bewegende Fotos zu schießen, braucht es Offenheit für andere Kulturen, Gebräuche und Sitten. Bewegende Reisefotografie erfordert Empathie und Geduld. Nur wer beobachtet, kann wirklich sehen. Dem Geduldigen eröffnet sich eine Welt, die schöner ist als jeder Traum. Daher ist der beste Tipp, den wir bezüglich der Reisefotografie geben können: Wage den Schritt aus der eigenen Komfortzone heraus! Es ist ein Schritt, der manchmal Angst machen kann. Es ist aber ein Schritt, der sich fast immer lohnt!
Anhand der nachfolgenden Bilder reisen wir gemeinsam um die Welt und schauen uns verschiedene Situationen an:
Im Reich der Farben
Der Quiraing, gelegen auf der schottischen Isle of Skye inmitten der Highlands, ist ein surreal anmutender Ort, besonders, wenn wie in diesem Beispiel alles perfekt zusammenkommt. Das Bild wurde nach der Goldenen Stunde geschossen, als die Sonne bereits hinter dem Horizont verschwunden war. Die nun beginnende Blaue Stunde zauberte eine unwirklich anmutende Szenerie. Der Himmel ist farblich zweigeteilt und sorgt damit für eine Multidimensionalität.
Durch die Kameraposition in Bodennähe entsteht das Gefühl, man würde direkt in der Szene stehen. Der Weg auf der rechten Seite dient als Führungslinie und sorgt dafür, dass der Blick ins Bild hineingezogen wird. Durch das Bäumchen auf der linken Seite erhält das Bild das gewisse Etwas – in diesem Fall einen schönen Vordergrund.
Licht- und Schattenspiel
Ein Sonnenaufgang bei den Dünen in der Namib-Wüste von Namibia – es ist ein Motiv, das vom Spiel aus Schatten und Licht lebt. Die Chance, so ein Bild zu schießen, bekommen Sie nur einmal am Tag. Es gilt, die tief stehende Morgensonne einzufangen, kurz nachdem sie über den Horizont getreten ist. Viel Zeit gibt es dafür nicht. Mithilfe einer weit geschlossenen Blende lassen sich die sichtbaren Sonnenstrahlen erzeugen, die als Hingucker im Bild fungieren. Die fotografische Herausforderung bei diesem Motiv besteht im großen Kontrastumfang durch das direkte Gegenlicht.
Bereits am Vorabend haben wir die genaue Aufnahmeposition bestimmt und mittels der App PhotoPills den Stand der Sonne eruiert, um so zu wissen, wann die Sonne genau wo stehen wird. Eine solche Vorbereitung gibt in manchen Situationen den entscheidenden Wissensvorsprung.
Tiere im magischen Licht
Was Fotografen immer wieder begleitet, ist die Suche nach dem perfekten Licht. Nichts ist derart wichtig für die Wirkung eines Bildes wie das Licht. Blaues Licht wirkt sehr mystisch, goldenes Licht hingegen sehr freundlich und einladend, wie Sie an diesem Beispiel gut sehen. Ein Bild eines Springbocks ist in der Regel nichts Besonderes. Aufgenommen in der Goldenen Stunde aber, wird es zu einem wunderschönen Werk und ist gleichzeitig das perfekte Beispiel dafür, dass es sich lohnt, immer mal wieder den Blick von der Kamera zu lösen. Denn eigentlich fotografierten wir in dieser Situation einen Elefanten, der vor uns stand. Erst ein Blick nach hinten sorgte dafür, dass wir auf den Springbock aufmerksam wurden.
Zur richtigen Zeit
Die Piedras Rojas in der chilenischen Atacama-Wüste liegen in über 3 000 Metern Höhe – ein echtes Highlight. Wichtig ist bei den Piedras Rojas, dass das Licht stimmt. Bei unserem Besuch mussten wir uns so richtig beeilen, um noch die letzten Sonnenstrahlen zu erwischen und dieses Bild zu schießen.
Die aufziehenden dunklen Wolken setzen einen wunderbaren Kontrast zu den farbigen Felsen und verleihen dieser Szenerie etwas Magisches. Für mehr Tiefe im Bild wurde besonders auf den Vordergrund geachtet, die Steine sind für die Bildwirkung ein tragendes Element.
Der Lohn für die Anstrengung
Der Old Man of Storr ist eines der Wahrzeichen der Isle of Skye. Ein Foto des Old Mans will aber verdient sein. Sie »zahlen« mit einem rund 70 Minuten dauernden Fußmarsch vom Parkplatz hoch zu den Felsen. Je früher Sie aufbrechen, desto besser, denn besonders magisch ist der Blick bei Sonnenaufgang, zumindest, wenn das Wetter stimmt. Wer die ersten Sonnenstrahlen des Tages einfangen möchte, der bricht noch in der Dunkelheit auf. Wichtig ist, genügend Zeit einzuplanen. Denn oben angekommen, gilt es zuerst einmal, den passenden Bildausschnitt zu suchen. Wo finden sich Linien, die den Blick führen? Was eignet sich für den Vordergrund? Und dann heißt es: warten und hoffen. In diesem Fall hatten wir großes Glück, und uns wurde von der Natur ein wunderbarer Sonnenaufgang serviert.
Der andere Blickwinkel
Ein Foto dieser Brücke gehört in das Album eines jeden Lissabon-Besuchers. Das Internet ist voll mit Bildern der Ponte 25 de Abril, die stark an die Golden Gate Bridge in San Francisco erinnert. Die meisten Fotos ähneln sich enorm, sehen fast gleich aus. Warum? Der Großteil der Bilder wird von der gleichen Perspektive aus geschossen. Unser Bild ist der Versuch, wegzukommen von dieser Eintönigkeit und diese sehr wohlbekannte Brücke aus einem ganz anderen Blickwinkel zu zeigen. Dies machen wir über den speziellen Vordergrund, die Perspektive und die Lichtstimmung.
Bereit für den magischen Augenblick
Die Twelve Apostles im Bundestaat Victoria gehören zu den bekanntesten Wahrzeichen Australiens. Zwölf sind es schon lange nicht mehr, das nimmt dem Erlebnis aber nichts: Besonders bei Sonnenuntergang sind sie ein beliebtes Ziel. Bei Sonnenaufgang ist an diesem Ort dagegen nicht ganz so viel los.
Wie so oft in der Nähe von Küsten wechselt das Wetter auch hier sehr schnell. Lange waren wir uns nicht sicher, ob das Bild nur gut oder herausragend werden wird. Die Wolkendecke war lange Zeit sehr dicht. Nichtsdestotrotz machten wir uns bereit für den einen Moment, in dem die die Wolkendecke kurz aufreißen und die Sonne ihre Strahlen auf die Erde fallen lassen und alles in ein goldgelbes Licht tauchen würde.
Es war ein extrem kalter Morgen. Zitternd hofften wir auf das gute Licht, die Kamera in Stand-by, damit wir sofort loslegen könnten. Dann plötzlich war es so weit. Für einen kurzen Moment nur lockerten sich die Wolken ein wenig, ehe sie den Himmel kurz darauf wieder verschleierten und die Sonne verdeckten. Das Spektakel dauerte nur kurz an, maximal zwei bis drei Minuten. Genug Zeit, um dieses Bild zu schießen, auch hier dank guter Vorbereitung.