Küste, Strand und Wellen: Meer fotografieren
Meer geht immer, so sehen wir das zumindest. Nichts ist schöner als ein paar Stunden oder Tage am Meer, mit Ausblick auf das Wasser. Am besten mit den Füßen im Sand und dem Blick auf die Wellen. Und dann dieser schöne Geruch der salzhaltigen Luft – herrlich! Für viele von uns geht es in diesen Tagen wieder ans Meer in den Urlaub und natürlich muss die Kamera mit. Wie aber wird mehr aus den Fotos als nur ein Schnappschuss Marke “Ich am Meer”? Wir haben für euch mal wieder ein paar Fototipps zum Fotografieren von Strand, Meer und Küsten zusammengetragen und zeigen euch natürlich auch ein paar schöne Meerfotos als Inspiration.
Tageszeit
Morgenstund hat Gold im Mund! Das gilt ganz besonders für beliebte Küstenabschnitte im Sommer zur Urlaubszeit. Die meisten Menschen wollen im Urlaub ausschlafen und in Ruhe frühstücken, also macht ruhig mal das Gegenteil. Seid vor Sonnenaufgang am Strand und haltet die Ruhe und Einsamkeit auf euren Bildern fest.Wenn die Sonne dann höher steht, könnt ihr ja immer noch ein Nickerchen machen. Wer jetzt aber denkt, bei höchstem Sonnenstand kann man nicht fotografieren, der liegt auch wieder falsch. Jetzt stechen Farben und Kontraste besonders hervor und die Allgemeinheit tummelt sich am Strand. Es ist also die Zeit, um das Strandleben zu fotografieren und die bunten Wasserbälle und den Trubel festzuhalten. Denkt aber auch daran, Personen entweder so abzubilden, dass sie nicht erkennbar sind oder aber euch das Einverständnis zu holen. Am besten fotografiert ihr eure Familie und Freunde am Strand. Oder ein extra gebuchtes Model – da gibt es dann auch keine Probleme mit den Bildrechten, weil ihr das alles im Vorfeld geklärt habt.
Nicht vergessen: Nutzt Apps oder das Internet und macht euch schlau, wann und wo die Sonne auf- und untergeht. Checkt die Wettervorhersage um an den Tagen mit besonders schönem Wetter die goldene und blaue Stunde voll ausnutzen zu können. An der Nordsee achtet auf die Gezeiten – bei Ebbe kann es schon mal schwierig werden, die Wellen zu fotografieren. Dafür eignet sich das Watt für das Spiel mit Licht, Schatten und Form (besonders, wenn die Sonne tiefer steht).
Sonne, Wind & Wetter
Am Meer ist es selten windstill und leise, in der Regel weht zumindest ein laues Lüftchen und nicht selten stürmt es zumindest an den deutschen Küsten ganz gut. Das ist aber kein Grund, die Kamera geschützt verpackt zu lassen – im Gegenteil. Wenn andere nur bei schönem Wetter fotografieren, solltet ihr genau das nicht tun. Zeigt mit euren Bildern, wie der Wind die Gischt der Wellen peitscht oder den Sand über den Strand treibt. Schützt die Kamera vor dem Sand ggf. mit einem Regenschutz (Duschhaube, Plastiktüte mit selbst reingeschnittenen Löchern tun es auch).
Scheint die Sonne, ist alles in Butter für den Strandurlaub. Aber um das Meer zu fotografieren kann ein blauer Himmel langweilig sein. Klar, Blautöne finden wir schön und entspannend, aber spannende Bilder entstehen oft auch gerade durch die Wolken. Von kleinen weißen Wattewölkchen oder bedrohlichen Gewitterwolken – Meer fotografieren macht mit Wolken oft mehr Spaß. Dass Wolken die Kathedralen der Küste sind, gilt insbesondere für die deutschen Küsten, finden wir.
Bildausschnitt
Natürlich gelten auch bei der Küstenfotografie die klassischen Regeln der Bildgestaltung, goldener Schnitt, Linienführung, das Lenken des Auge des Betrachters, das Platzieren von interessanten Objekten im Vorder- und Hintergrund. Aber das wollen wir an dieser Stelle nicht noch einmal wiederholen, dazu lest ihr in verschiedenen anderen Blogbeiträgen auf unserer Seite nach, wie z.B. diesem hier zur Landschaftsfotografie.
Hinweisen möchten wir aber darauf, dass es am Meer grundsätzlich auch die spannende Möglichkeit gibt, die Küste nicht nur “trocken” zu fotografieren. Geht doch auch mal ins Wasser – mit Gummistiefeln oder Watthose, sofern die Temperaturen nicht gerade sommerlich sind. Baut z.B. im Spülsaum der Wellen eure Kamera auf ein Stativ und fotografiert die Wellen nicht immer nur frontal. Bitte dabei das Stativ festhalten oder extra beschweren und die Beine so ausrichten, dass die Kraft der Wellen in die Richtung von zwei Stativbeinen drückt, denn je nach Stärke der Wellen kann es das Stativ schon mal ins Wanken bringen und im schlimmsten Fall landet die Kamera im Wasser.
Seid kreativ, spielt mit der Perspektive, geht in die Knie oder fotografiert von hoch oben (wohl dem, der eine Drohne zur Verfügung hat). Es muss auch nicht immer das Weitwinkel sein, auch wenn an der Küste so viel “Landschaft” ist, die wir fotografieren möchten. Packt ruhig auch mal das Makro aus und fotografiert die Muschel im Sand mit unscharfem Küstenverlauf im Hintergrund. Kein Makro dabei, aber ein Tele? Dann nehmt das, denn auch mit einer langen Telebrennweite lassen sich hervorragend “Makroaufnahmen” machen – eben nur mit dem entsprechenden Abstand zum Motiv.
Fokussiert euch also nicht nur auf eine Ansicht, sondern überlegt, wie sich kreative andere Betrachtungswinkel ergeben und ihr verschiedene Betrachtungsweisen der identischen Szenerie abbilden könnt. Vielleicht stellt ihr euch selbst die Aufgabe, mindestens 10 ganz unterschiedliche Aufnahmen des Küstenabschnitts mit nach Hause zu nehmen, die ihr später in einer Collage zusammenfügt – z.B. auf einer Doppelseite eines Fotobuchs. Dabei könnten durchaus auch Aufnahmen unter Wasser sein, aus dem Wasser heraus oder von einem Boot aus. Und nein, es muss nicht immer das teuere Unterwassergehäuse oder die wasserdichte Kamera sein, auch eine relativ günstige wasserdichte Hülle für das Handy ermöglicht es euch, kreative Bilder im Wasser zu machen.
Iso, Blende, Belichtungszeit
Einen Grundkurs in Sachen Blende braucht ihr wohl nicht mehr, oder? Offene Blende (niedrige Blendenzahl) verursacht geringe Schärfentiefe, eine geschlossene Blende (hohe Blendenzahl) dagegen eine große Schärfentiefe. Soweit, so klar. Aber wie erzeugt man z.B. den perfekten Blendenstern beim Fotografieren direkt in die Sonne? Dazu solltet ihr die Blende weiter schließen und mit eurem Objektiv experimentieren. Meistens werden die Blendensterne bei Blende 14-18 ziemlich gut, Blende 22 liefert schon sehr große Blendensterne. Je nach Objektiv und Qualität des Objektivs sind die Blendensterne ebenfalls unterschiedlich und es kommt zu mehr oder weniger Reflektionen und Blendenflecken. Um letztere zu minimieren, bitte unbedingt vorher noch die letzten Staubkörner vom Objektiv putzen!
Den Isowert setzt ihr am besten dann so niedrig wie möglich, wenn ihr lange Belichtungszeiten erzielen möchtet, um Bewegungen des Wassers verwischen zu lassen (hier hilft auch ein Filter, s.u.). Das ist auch hilfreich wenn ihr den Wolkenzug verwischen möchtet, aber nicht empfehlenswert, um Quellwolkentürme mit ihren starken Kontrastkanten zu fotografieren.
Möchtet ihr die Spritzigkeit der Wellen festhalten und sie in ihrer Bewegung einfrieren, dann wählt eine möglichst kurze Belichtungszeit und setzt ggf. den Isowert hoch.
Zubehör
Wie immer solltet ihr ein Stativ dabei haben, denn es ermöglicht euch, auch bei langen Belichtungszeiten verwacklungsfreie Bilder aufzunehmen und zwingt euch dazu, euch in Ruhe einen Bildausschnitt zu suchen und nicht einfach drauflos zu fotografieren. Es ist also auch das Mittel der Wahl zur Entschleunigung. 😉
Wenn ihr ein Stativ an der Küste und ganz besonders im Sand verwendet, zieht bitte immer das unterste Bein zuerst ein wenig aus, bevor ihr es in den Sand stellt. Viele Stative sind heute zwar wasser- und sanddicht, aber dies bewahrt euch auf alle Fälle davor, ggf. ein neues Stativ kaufen zu müssen, weil Sand zwischen den Segmenten hängt, den ihr da nicht mehr herausbekommt und der im schlimmsten Fall alles blockiert.
Filter gehören auch in die Kameratasche, zumindest dann, wenn ihr bei viel Tageslicht gerne längere Belichtungszeiten erzielen möchtet. ND oder Grauverlaufsfilter (letzterer ist besonders geeignet um die Belichtungsunterschiede beim Übergang vom Meer zum Himmel auszugleichen) oder Polfilter (zur Reduktion von Spiegelungen und Reflexen) gehören ins Gepäck. Wer mehr über das Fotografieren mit Filtern wissen möchte, findet hier einen Blogbeitrag unseres Referenten Uwe Statz.
Was sollte noch dabei sein?
- Lappen und/oder Pinsel, um Sand von verschiedenen Ausrüstungsgegenständen entfernen zu können
- Müllsack oder eine große Plastiktüte, um ggf. die ganze Ausrüstung damit vor dem Sand schützen zu können, wenn es starken Wind gibt
- Fernauslöser (bei SLRs ggf. sonst mit Spiegelvorauslösung oder Timer arbeiten)
- Handtuch und Sitzpolster für den Fotografen
- Zeit und Geduld
- Snacks und Drinks (genießen nicht vergessen!)
Ein Blick auf unsere “Packliste für Fotografen” hilft übrigens auch immer und sollte euch davor bewahren, wichtige Dinge zu vergessen. 😉
So, nun aber ab ans Meer!