Interview mit Bernd Römmelt über Polarlichter, die Arktis und den Schutz der Natur
In deiner Reise-Reportage „Im Bann des Nordens“ zeigst du wunderschöne Aufnahmen von Polarlichtern. Kannst du dich an deine erste Begegnung mit diesem Naturphänomen erinnern?
Das war 1998 in Nordalaska. Ich war im September in der abgelegenen Brooks Range unterwegs als sich plötzlich der schwache grüne Boden eines Nordlichts am Himmel zeigte. Innerhalb von knapp 20 Minuten explodierte der Himmel förmlich. Ich fotografierte die ganze Nacht – alles noch auf Diafilm. Zu Hause war die Enttäuschung groß, kein einziges Bild ist etwas geworden. Die Polarlichtfotografie war damals noch etwas richtig Anspruchsvolles.
Und heute?
Heute ist es relativ einfach. Man kann die ISO Zahlen der Kameras ja fast beliebig nach oben schrauben, man sieht am Bildschirm sofort, ob das Polarlicht etwas geworden ist.
Kannst du uns ein paar Tipps geben, wie man Polarlichter am besten in Fotografien festhält?
Um gute Polarlichtbilder hinzubekommen ist aber dennoch einiges zu beachten. Nicht zu lange belichten, so kurz wie möglich, so lange wie nötig. Das wiederum kann man erst einschätzen, wenn man schon ein paar der Polarlichter fotografiert hat.
Magst du uns kurz und wenn möglich nicht zu wissenschaftlich erklären wie Polarlichter entstehen?
Polarlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen, die von der Sonne kommen, auf die Atome der äußeren Erdatmosphäre treffen. Dort werden sie durch das Magnetfeld der Erde zu den Polen geleitet, sie spalten sich und beginnen zu leuchten – so oder so ähnlich funktionieren Polarlichter.
Gibt es einen Unterschied zwischen Polarlichtern und dem Nordlicht?
Nein, Nordlichter sind Polarlichter im Norden. Im Süden gibt es auch Polarlichter, man spricht dann von Südlichtern.
Polarlichter zu sehen ist der Traum vieler Menschen: Hast du einen Tipp wann und wo man dieses Naturschauspiel am besten beobachten kann?
Zu sehen sind Polarlichter natürlich immer nur dann, wenn es dunkel wird im Norden. Also zwischen September und April. Am besten reist man hinauf zum Polarkreis, dort sind die Chancen am größten.
Wenn ich nun vorhabe in diese Gegend zu reisen – gibt es so was wie eine „Polarlicht-Garantie”?
Nein, natürlich nicht. Es muss klar sein und es muss eine gewisse Sonnenaktivität vorhanden sein. Polarlichter beginnen oft mit einem unscheinbaren leicht grünlich schimmernden Bogen am Himmel. Oft ist dieser erst gar nicht als Polarlicht erkennbar, trotzdem dranbleiben, denn meist entwickeln sich daraus tolle Spiralen.
Seit mehr als 20 Jahren bereist du die Regionen der Nordhalbkugel. Woher kommt deine Faszination für die Arktis?
Ich mag’s einfach kalt. Ich mag die Weite, die Stille, die Ruhe, die Wildheit dieses grandiosen Lebensraums. Ich mag das ganz besondere Licht, die Tiere, die speziellen Menschen des Nordens. Der Norden ist für mich in erster Linie ein Gefühl… das man nicht beschreiben kann…es ist einfach da. Ich habe mich vor 30 Jahren mit dem Nordvirus infiziert und bin bis heute nicht geheilt worden.
Dass es um die Arktis nicht gut bestellt ist, wissen wir aus den Medien: Das Eis in der Arktis schmilzt, im September hat das erste Containerschiff den Arktischen Ozean überquert und Eisbären finden immer weniger Nahrung. Was konntest du bei deinen zahlreichen Reisen beobachten?
Der Zustand ist dramatisch. Alles wird wärmer und das im Rekordtempo. Das Packeis schmilzt immer früher und bildet sich später, die Gletscher schmelzen, der Permafrostboden taut auf. Die Bewohner der Arktis, Tiere wie Menschen, müssen sich auf vollkommen neue Begebenheiten einstellen. Den Menschen gelingt das weitaus besser als den Tieren. Der Eisbär kann nur auf dem Packeis überleben, nur dort findet er Beute. Gibt es kein Eis mehr, dann gibt es keine Beute sprich keine Nahrung. Der Eisbär wird aussterben, wenn es so weiter geht mit dem menschengemachten Klimawandel.
Aus deiner Sicht: Wie steht es um die Zukunft der Region über dem nördlichen Polarkreis – gibt es für die Arktis noch Hoffnung?
Oh mei. Dazu ist ja eigentlich schon alles gesagt worden. Die Arktis wird nur überleben, wenn wir es endlich schaffen unseren CO2 Ausstoß zu reduzieren. Wie schwierig das ist, sieht man ja. Auch wenn wir jetzt alles tun, um so wenig wie möglich CO2 auszustoßen, kann das was in der Arktis jetzt schon passiert ist, nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Arktis ist ein schwer angeschlagener Patient, ob sich „der“ nochmals erholt ist fraglich.
Was sollten wir unbedingt tun, um die Natur zu schützen?
Wir brauchen eine neue Bescheidenheit… von allem weniger. Es geht nur durch Verzicht. Das traut sich aber keiner zu sagen. Wir leben seit Jahrzehnten über unsere Verhältnisse. Um jetzt wieder ins Gleichgewicht zu kommen müssen wir verzichten. Das heißt weniger Auto fahren, weniger schnell Auto fahren (TEMPOLIMIT), weniger Fleisch essen, weniger Reisen (ja leider auch das)!
Und zum Schluss: Was erwartet die Besucher bei deinen Reise-Reportagen?
Ich werde einmal um den nördlichen Polarkreis reisen und die Vielfalt dieser Region zeigen. Ich werde einzelne Regionen aber auch spezielle Ereignisse vorstellen wie z.B. das Yukon Quest, das härteste Hundeschlittenrennen der Welt oder den winterlichen Rentierscheid der Samis. Es wird wild – das kann ich versprechen.
Reise-Reportage „Im Bann des Nordens“ mit Bernd Römmelt live erleben:
Köln, Sonntag 10. März, Volksbühne am Rudolfplatz, 18 Uhr
Bochum, Dienstag 12. März, Bahnhof Langendreer, 19 Uhr
Münster, Mittwoch 13. März, Marienschule, 19 Uhr
Aachen, Donnerstag 14. März, Cineplex Aachen, 19 Uhr
Krefeld, Freitag 15. März, Kulturfabrik, 19 Uhr
Mönchengladbach, Samstag 16. März, Haus Erholung, 19 Uhr
Düsseldorf, Sonntag, 17. März, Savoy Theater, 18 Uhr
Fotos: © Bernd Römmelt