Wir stellen vor: Sina Falker
Seit wann fotografierst du und wie hat alles angefangen?
Meine Reiselust begann im Jahr 2005, wo ich meine erste Fernreise nach Japan unternahm. Meine Passion fürs Fotografieren existierte bereits damals, obwohl ich nur mit einer kleinen Pocketkamera unterwegs war. Die positive Resonanz auf meine ersten, eher unprofessionell geknipsten Bilder veranlasste mich, 2011 in meine erste Spiegelreflexkamera zu investieren. Hiermit zog ich nun los auf eine Weltreise durch Thailand, Australien und Lateinamerika. Somit nahm meine Passion zunehmend professionellere Formen an.
Wie und wo ist dieses von dir zum Fotowettbewerb eingereichte Bild entstanden? Gibt es eine Geschichte dazu?
Als ich 2016 nach Indonesien reiste, war ich erneut auf der Suche nach Orten mit einem besonderen kulturellen Hintergrund und fand den Lok Baintan Floating Market in Süd Kalimantan. Er ist einer der ältesten schwimmenden Märkte Asiens, auf dem sich nach 500-jähriger Tradition auch heute noch vor Sonnenaufgang bis zu Hunderte von Händlerinnen auf ihren Holzbooten treffen. Sie handeln untereinander mit frischem Obst, Gemüse und Fleisch für den späteren Weiterverkauf, während ihre nicht motorisierten Boote den Fluss hinuntergleiten. Um 4:00 Uhr morgens machte ich mich ebenfalls per Boot auf den Weg, um den abgelegenen Markt noch vor Sonnenaufgang zu erreichen. Bei meiner Ankunft sah ich eine Holzbrücke und hatte sofort die Idee, Fotos von den unter der Brücke durchfahrenden Booten zu schießen. Als ich die Brücke erreichte, hatten diese jedoch bereits fast alle Boote passiert.
Anschließend begleitete ich die Händlerfrauen noch einige Zeit den Fluss hinunter. Da ich aber nicht das Bild bekomme hatte, welches ich bereits vor meinem inneren Auge gesehen hatte, entschied ich den nächsten Tag wiederzukommen. Am folgenden Morgen begab ich mich noch früher auf den Weg und erreichte die Brücke diesmal pünktlich. Heute erwarteten mich jedoch neue fotografische Herausforderungen. Im Morgengrauen stand nur wenig Umgebungslicht zur Verfügung, Motorräder brachten die Holzbrücke konstant zum Wackeln und durch eine starke Strömung glitten die Holzboote sehr schnell unter der Brücke hindurch. Ich versuchte mich zu konzentrieren, um unter diesen schwierigen Bedingungen die richtige Kameraeinstellung zu finden und begann schnellstmöglich zu fotografieren. An diesem frühen Morgen sollte ich nun das Glück haben und mir gelang endlich die Aufnahme, welche mir am Vortag bereits innerlich vorschwebte.
Die Story zum Bild findest du auch in diesem Youtube Video:
Mit welcher Ausrüstung und welchen Einstellungen ist das Bild entstanden?
Das Bild wurde mit der Canon 5D Mark III und dem Objektiv CANON EF II USM 24-70 mm f/2.8 USM aufgenommen.
Die Einstellungen waren die folgenden:
- ISO: 3200
- Blende: F/6.3
- Belichtungszeit: 1/40 Sek.
- Brennweite: 24 mm
Was fotografierst du grundsätzlich am liebsten?
Mein Schwerpunkt liegt in der Reisefotografie, wobei meine Fernreisen mich immer wieder in unterschiedliche Länder Lateinamerikas und Asiens geführt haben, um Momente des täglichen Lebens und die Vielfältigkeit der dort ansässigen Kulturen fotografisch zu dokumentieren. Auf Grund meiner Vorliebe für die spanische Sprache und das lateinamerikanische Lebensgefühl habe ich bereits eine Vielzahl der Länder von Nord- bis Südamerika bereist. Mein Fokus liegt in der Landschafts- und Porträtfotografie, wobei mich traditionelle und indigene Kulturen besonders faszinieren.
Seit einem Jahr widme ich mich jedoch auch intensiv der Fotografie in meiner Heimat dem Ruhrgebiet. Hier sind stillgelegte Zechen und Stahlwerke mit ihren rostigen Maschinenelementen ebenso wie die ehemaligen Abraumhalden, welche mit kunstvollen Landmarken verziert wurden, meine fotografischen Schwerpunkte. Besonders nachts ermöglichen die beindruckenden Industrieanlagen und Halden durch aufwendige Lichtinstallationen einzigartige Fotomotive. Aber auch die Lost-Place Fotografie ist seit diesem Jahr ein Teil meiner Arbeit geworden. Verlassene Orte zu entdecken und deren Geschichte fotografisch zu dokumentieren stellt für mich einen besonderen Reiz dar.
Was inspiriert dich in fotografischer Hinsicht?
Es hat mich bereits immer fasziniert Neues und Unbekanntes zu entdecken, was sich für mich perfekt mit der Fotografie kombinieren lässt. Durch die Reisefotografie habe ich die Möglichkeit immer wieder neue Landschaften und Menschen kennenzulernen – je exotischer, desto spannender. Aber auch die Lost-Place Fotografie bietet diese spannende Faszination, denn man weiß nie, was man alles an einem verlassenen Ort entdecken wird.
Hast du fotografische Vorbilder?
Mich inspiriert der englische Fotograf Jimmy Nelson, welcher indigene Völker aller Welt aufsucht, um deren Kultur fotografisch zu dokumentieren. Sein Ziel ist es die Schönheit und Traditionen dieser Völker der westlichen Welt näher zu bringen und auch für die Nachwelt zu erhalten, denn viele der Stämme sind vom Aussterben bedroht.
Was ist dein fotografischer Wunschtraum, was möchtest du erreichen oder fotografieren?
Ich hatte bereits die Möglichkeit viele Kulturen Asiens und Lateinamerikas kennenzulernen und zu fotografieren. Auch wenn einige recht abseits der Zivilisation leben, wäre es noch ein Traum indigene Stämme aufsuchen, welche als schwer zugänglich gelten. Dies würde ein ganz besonderes fotografisches Abenteuer für mich darstellen.
Hat sich die Corona-Zeit auf deine Fotografie ausgewirkt? Setzt du andere Schwerpunkte? Probierst du vielleicht etwas anderes?
Ich biete zwei Fotoreisen nach Mexiko an, eine 15-tägige Reise „Magisches Mexiko“ von der Karibik bis nach Oaxaca und eine 10-tägige Reise zum „Día de Muertos“, dem Tag der Toten. Wegen der aktuellen Situation sind zwei für diesen Herbst geplante Touren ausgefallen und auch die Termine im Frühjahr sind noch unsicher. Auf Grund dessen habe ich dieses Jahr spontan eine 7-tägige Foto-Workshop Reise durch das Ruhrgebiet organisiert. Zur Zeit arbeite ich an einem zweiten Konzept, wo Lost-Places einen Schwerpunkt darstellen sollen.
Hinweis: Alle Gewinnerbilder des Wettbewerbs findet ihr hier.