Täglich erleben wir Situationen mit unseren eigenen oder fremden Kindern, die wir nur allzu gerne festhalten möchten: das Staunen in den Augen der Kleinen wenn ihnen ein Marienkäfer über die Finger krabbelt, die irrwitzige Freude wenn eine Seifenblase entsteht, ein beherzter Sprung in die spritzende Matschpfütze, eine Mehlwolke die beim Backen die kleinen Bäckerhände umwirbelt und, und, und. Momente, die viel zu schnell vergehen.
Doch Kinder fotografieren ist nicht so einfach wie es klingt. Wir haben für euch ein paar Tipps für ein gelungenes Kinder-Alltagsfoto zusammengestellt. Vielleicht ist ja noch eine Anregung dabei?
Zeitpunkt
Ausgeschlafene Kinder sind ein Segen. Das gilt auch beim Fotografieren (es sei denn man möchte kullernde Tränen einfangen) und ganz besonders dann, wenn es gestellte Bilder werden oder Studioaufnahmen sind.
Geduld
In der Ruhe liegt die Kraft. Selten ist die erste Aufnahme das perfekte Bild. Viel eher entstehen wirklich gute Bilder aus der Situation heraus oder dann, wenn die Session langsam zu Ende geht. Der Fotograf ist ein Jäger, er muss sich auf die Lauer legen und warten und sich die Zeit nehmen (oder verdammt viel Glück haben). Wesentlich dabei ist natürlich auch das Alter der Kinder. Bei älteren kann man schon klar kommunizieren was man erwartet, was sie machen sollen (aber auch hier muss schließlich der richtige Moment, das entscheidende Funkeln getroffen und eingefangen werden). Sind die Kinder noch älter, könnt ihr mit ihnen sogar besprechen, was sie sich wünschen.
Kinder zwischen 2 und 4 sind übrigens ideale Motive, die verhalten sich nämlich fast immer natürlich. Ab 5 wird es schwieriger. Die Kleinen versuchen sich dann in Pose zu setzen und schon der Versuch des Lächelns endet meist in einer schiefen Grimasse.
Ablenkung
Kinder abzulenken ist eine bewährte Idee. Denn eine Kamera, gerade bei den Winzlingen, ist aufregend und lenkt von dem natürlichen Spielen ab. Wie wäre es denn mal mit mitspielen? Oder die Kinder aktiv einbinden? Nach dem Motto, Bild vom Teddy machen, das Ergebnis auf dem Display dem Kind zeigen und dann sagen „da fehlt doch noch die Prinzessin….“. Quatsch machen, den Hampelmann geben oder sie überraschen funktioniert auch sofern sie noch nicht zu alt sind. Achtet dabei aber darauf, dass ihr nicht in „Babysprache“ verfallt, denn auch kleine Kinder möchten schon ernst genommen werden. Übrigens spielt auch bei diesem Punkt Zeit wieder eine Rolle – je mehr Zeit ihr mit den Kindern verbringt und vielleicht erst mal ohne Kamera mit ihnen spielt oder gemeinsam Fotos macht, desto eher werdet ihr akzeptiert und nicht mehr besonders skeptisch beäugt. Lasst euch also nicht hetzen!
Lichtquelle
Es ist wie es ist: Tageslicht ist am besten und wirkt besonders, wenn es von schräg vorne auf das Kind fällt.
Fotografiert möglichst ohne Blitz (und wenn, dann mit kleiner Softbox oder gebounced). Die meisten integrierten Blitze blitzen zu hart und die Bilder wirken unnatürlich, es kommt zum Roten-Augen-Effekt und die Kinder können erschrecken.
Wenn ihr den Blitz ausschaltet und den ISO-Wert höher einstellt, könnt ihr gelungene Aufnahmen ohne das störende Blitzlicht machen. Harte Lichtquellen wie Strahler oder Mittagssonne werfen ebefalls unschöne Schatten – indirektes Licht wirkt viel angenehmer und natürlicher. Klar ist auch: nicht gegen die Sonne oder das Fenster fotografieren, es sei denn ihr möchtet mit Gegenlicht komponieren und seid entsprechend vorbereitet.
Perspektive und Abstand
Wenn Ablenkung nicht hilft, dann tut es vielleicht der gesunde Abstand. Zoom- oder Tele-Objektiv bringen zumindest ein paar Sekündchen, bevor das Kind angelaufen kommt. Geht der Fotograf in die Knie, begegnet er den Kindern auf Augenhöhe – das schafft Nähe und die Aufnahmen wirken ausdrucksstärker, die Proportionen sind nicht perspektivisch verzerrt. Zudem gut ist es, die Perspektive zu wechseln – so ergeben sich ganz unterschiedliche Bilder. Experimentiert mit den verschiedenen Blickwinkeln! Bilder aus der Totalen haben ihren Reiz, genauso aber auch Detailfotos, z.B. Babyfüße. Achtet dabei allerdings auf die Schärfentiefe und darauf, dass ihr auf die entsprechenden Körperteile fokussiert.
Kleidung und Accessoires
Nicht die Kleidung soll im Mittelpunkt stehen, sondern das Kind. Am besten etwas Einfarbiges anziehen, das nicht ablenkt und vor allem nicht zwickt oder einengt. Die richtigen Accessoires (weiße Decke, buntes Stofftier, Engelflügel, roter Ball zum weißen Kleid) reichen völlig und unterstreichen das Bild (auch ohne aufwändige Bildbearbeitung). Ein neutraler Hintergrund (z.B. eine grüne Wiese, eine weiße Wand) ist angenehmer in der Betrachtung, als ein detailreicher, der lenkt nämlich nur ab. Wer ganze Geschichten erzählen möchte, der sollte natürlich bereits vorher die entsprechenden Accessoires bereit gelegt haben.
Anzahl der Fotos
Es kostet ja nix mehr, also drauf mit der Kamera. Je mehr Fotos gemacht werden, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit den richtigen Treffer zu landen. Die Serienbildfunktion der Kamer kann da ungemein helfen. Und wie immer gilt: Übung macht den Meister. Bei spielenden Kindern empfiehlt sich übrigens die Sportautomatik für den, der gerne mit Kamera-Automatiken fotografiert: kurze Belichtungszeiten für scharfe Bilder.
Spaß
Der darf nicht zu kurz kommen. Nicht vergessen: Jede Emotion kann hinreißend sein – gähnen, lachen, oder auch schreien – das Bild fängt den Moment ein. Und besonders schön sind natürliche Szenen, keine gekünstelten Bilder.
Mit diesen Tipps sollte es gelingen ein paar Momente für immer gelungen einzufrieren. Als Anregung haben wir noch ein paar tolle Beispiele für besondere und vor allem kreative Fotos gefunden, die wir euch nicht vorenthalten wollen:
Perfekt inszenierte Kinderfotos
Wer gerne Videos schaut, dem sei dieses Video mit Tipps zum Fotografieren von Kindern von Pavel Kaplun empfohlen, den ihr als Referent und Aussteller auch bei der Photo+Adventure trefft:
[…] Dabei ging es einmal um grundlegende Tipps, die es euch erleichtern sollen, die eigenen oder fremde Kinder gekonnt in Szene zu setzen – ohne dass am Ende das Geschrei der Kinder und der eigene Frust groß ist. Wer das noch einmal nachlesen möchte, findet den Artikel „Kinder fotografieren – Augenblicke festhalten“ hier. […]